10. Aries - Windsteueranlage
 

  
                        Summertime mit Aries in Nieuwport, Belgien (2013)
 
 
Der Begriff "Windsteueranlage" hat den Begriff "Selbststeueranlage"  weitgehend abgelöst.   

Betrieb  
Eine Skizze der Inbetriebnahme einer Aries findet sich bei Shipshop (www.shipshop.de):
             "Montageanleitung für die ARIES Selbststeueranlage"
             Ab Abb. 15 wird die Inbetriebnahme der montierten Anlage skizziert.

Ruder der Aries  einhängen
-     Pendelruder im Hafen einhängen und absenken.
-     Zuerst sichern, d. h. die Sicherungsleine anbringen.
-     Mit dem Bootshaken (oder dem Fuß) das aufschwimmende Ruder nach unten ins Wasser drücken und
        – wenn es senkrecht steht – in den Halte-Schlitz einführen und nach oben im Halteschlitz aufschwimmen lassen.
-     Feststeller nach unten drücken (Bootshaken) und dadurch festsetzen.
-     Steuerleinen an der Pinne mit Hilfe der verbindenden Kette befestigen.  
        Zwischen den beiden Steuerleinen wird ein Stück Kette eingebunden.
        Diese Kette hängt man über die Metallnase, die an der Pinne angebracht ist.
        Dabei müssen die Leinen normalerweise überkreuz geführt werden.
             Bei mir zeigt die Notruderpinne, an der ich die Steuerleinen befestige, nach achtern.
             Dadurch muss ich nicht überkreuzen.
        Die Position der Metallnase muss durch Ausprobieren bestimmt werden.    

Windfahne anbringen, Kette einhängen
Am Kopf der Anlage befindet sich die Aufnahme für die Windfahne.
Ein Bleigewicht hält die angebrachte Windfahne senkrecht.
     -     Die Seite mit dem Bleigewicht muss in den Wind zeigen.
     -     Windfahne einsetzen und festklemmen
     -     Die Leinen möglichst straff ziehen.
     -     Solange an den Einstell-Leinen (rot bzw. grün) ziehen, bis die Windfahne genau in den Wind zeigt.
     -     Die Kette dann einhängen, wenn die Fahne senkrecht und das pendelnde Ruder etwa mittig stehen.
Die Anlage steuert nun.

Nachjustieren
     -    Dazu an der roten oder grünen Leine ziehen. Soll das Schiff nach Bb: rote Leine ziehen, nach Stb: grüne Leine.
             Bei jedem Zug  gibt es ein "Klack".
             Es genügt nicht, allein auf dieses Klack akustisch zu achten, denn manchmal bewegt sich trotz des Klacks
             der Trommel-Kranz nicht weiter.
             Man muss auf die Aries-Trommel schauen. Bewegt sie sich tatsächlich weiter?
     -    Die Anlage sollte ein bisschen nach Luv vorbalanciert werden.
     -    Kleinere Änderungen auch mittels Kettenverschiebung.

Kursänderungen
An der entsprechenden Steuerleine ziehen. Dabei sich zur Windfahne drehen und beobachten, ob sich
die Mechanik bewegt.
     -     Zug an der roten Leine ändert den Kurs nach Backbord, Zug an der grünen Leine ändert nach Steuerbord.
     -     Jeder Zug an den Steuerleinen ändert den Kurs um ~ 6 Grad.

Um wieder per Hand zu steuern, muss man nur die Kette an der Pinne lösen.
Die Windfahne braucht nicht beachtet zu werden.

Geringe Kursänderungen kann man auch über die Segelstellung erreichen:
     -      Groß öffnen: Schiff fällt ab.
     -      Groß dichtholen: Schiff luvt an.
Zusätzlich kann man die Fock nachsetzen.

Hoch am Wind    
Man wird sich durch Ziehen an der Steuerleine schrittweise herantasten.
Wenn der Kurs zum Wind optimal eingestellt ist, einmal zurück (etwa 10 Grad) aus Sicherheitsgründen.

Wende unter Aries
Der Drehkranz der Aries ist in 60 Abschnitte geteilt. Hier rastet die Trommel jeweils mit einem Klack ein.
Jede Sektion überdeckt also 6 Grad. (360 : 60)
Theoretisch sind demnach für eine Wende von 100 Grad 17 Sektionen (Weiterschaltungen, "Klacke") notwendig.
In der Praxis genügen 10 Weiterschaltungen.
Mögliche Ursache: scheinbarer Wind ?

Motorfahrt
Das Ruder der Aries muss hochgenommen werden. Wenn es im Wasser bleibt, ist die Belastung zu hoch; es springt aus der Klemme.
Wenn man an den Ruderschaft eine Leine bindet, kann man das ausgerastete Ruder damit hochheben.
(Diese Leine verwende ich als Sicherungsleine; s. Anfang)
Anschließend festbinden!

Ruder hochholen, außer Betrieb setzen:
     -   Steuerleinen aushängen
     -   Feststeller lösen (Ring nach oben holen)
     -   Das Ruder mit dem Bootshaken nach unten (tief genug) ins Wasser drücken.
            Dadurch wird das Ruder ausgeklinkt und schwimmt nach hinten auf.  (Es bleibt aber geführt.)
         Das ist nicht immer einfach, besonders wenn in Fahrt. Evtl. Fuß benutzen.
     -   An der Sicherungsleine das Ruder nach oben ziehen und festbinden.

 
Hinweise
-   Eine Windsteuer-Anlage arbeitet nur gut, wenn das Schiff  ausbalanciert  auf dem Ruder liegt.
    Also zuerst die Segel entsprechend stellen (reffen, öffnen …), so dass das Ruder nahezu mittig steht
    und fast ohne Ruderdruck gesteuert werden kann.
    Häufigster Fehler: Luvgierigkeit durch zu enges Groß.
        Groß öffnen bis es killt, wieder hereinholen bis es gerade keine Falten mehr wirft
        (und das Segel unmittelbar hinter dem Mast "zittert"/vibriert).
-   Bei jeder Richtungsänderung sollte auch die Segelstellung angepasst werden.
        Kursänderung bedeutet also: Windfahneneinstellung ändern plus Segelstellung anpassen.
-   Problematisch ist zu geringer Winddruck (Bft 2 und weniger oder zu geringer achterlicher Wind).
        Dann kippt als erstes die Windfahne durch ihr eigenes Gewicht.
        Man sollte sich eine ganz leichte Windfahne bauen, die bei solchen Bedingungen noch senkrecht bleibt.
-   Kein Schlupf !   (Leinen straff spannen, reckfreies Leinenmaterial).
-   Entscheidend ist ferner die Leichtgängigkeit.
        Möglichst wenig Reibung !
        Gute (= teure) Rollen verwenden!
-   Das Gesagte gilt in besonderem Maße für die "eigenwilligen" (nicht gut steuernden) Langkieler.
         Wenn ein Langkieler einmal seinen Weg eingeschlagen hat, ist er nur schwer davon abzubringen.

Wartung
     -     Täglich Öl in den Ölstutzen (am oberen Teil des Schaftes) füllen. Zur Not tut es auch Salatöl.
     -     Alle Muttern und sonstigen Befestigungen müssen regelmäßig überprüft werden.

Aries bei Sturm
Man muss einen gewissen Sicherheitswinkel einstellen, damit das Schiff unter Selbststeuerung nicht unfreiwillig durch den Wind geht.
Bei hohem Wellengang wird die Yacht im Schnitt etwa 60 Grad zur Windrichtung laufen.
Wenn Brecher auftreten, ist aber dieser Winkel zu weit.
Denn die Yacht pendelt in Bezug zur Windrichtung: mal fährt sie enger zum Wind, mal weiter.
Im ungünstigsten Fall liegt sie vielleicht 90 Grad zum Wind.
Wenn ausgerechnet in dieser Situation ein Brecher die Yacht trifft, kann sie kentern.
Ab einer Wellenhöhe, die der Schiffsbreite entspricht – sagen die Fachbücher – kann die Yacht gerollt werden.
(Vgl. "Brecher und Yacht" , auf dieser Webseite.
Irgendwann wird man deshalb per Hand steuern müssen. (Vgl. „Sturmtaktik“)
Dazwischen liegt aber ein Bereich, bei dem man zwar unter Selbststeuerung laufen kann, aber eingreift,
wenn eine höhere See mit Brecher auftaucht.
Man bringt dann das Schiff kurzfristig höher an den Wind dadurch, dass man – ohne an der Einstellung der Selbststeueranlage
etwas zu ändern – Pinne oder Rad per Hand mit Kraft "gegen" die Aries-Steuerung bewegt.
Wenn man anschließend loslässt, wird die Yacht wieder den vorherigen Kurs einnehmen. 
Das geht auch, wenn man zusätzlich den Motor mitlaufen lässt und bei Bedarf zusätzlichen Schub ("Gas") gibt.

Operating instructions (Auszug)
     "There is no need to have the lines bar taut."
     (sinngemäß: Die Leinen müssen nicht straff gesetzt sein. Ein gewisser Schlupf ist akzeptabel.)
     Meine Erfahrungen sind gegenteilig.
          -    Die Steuerleinen müssen ausgesprochen eng sitzen und gut gespannt sein, um Spiel zu vermeiden.
          -    Leinen verwenden, die sich nicht dehnen.
          -    Gut laufende Rollen (Kugellager) anstelle reibender Umlenkringe verwenden.

Herstellung von Windfahnen
6 mm oder ¼´´- Marine-Sperrholz. Länger als nötig machen und kürzen. Form und Größe sind unwichtig.
Soweit kürzen, dass sich die Fahne wieder aufrichtet, wenn man sie nach vollkommener Beugung loslässt.

Auch die Aries kann versagen
Nicht verschweigen möchte ich, dass mir die Aries mitten in einem Skageraksturm (Bft 9 aus E) nach hinten abkippte,
also ausgefallen ist.
Bei diesen Bedingungen auf die Badeplattform zu klettern, um die Anlage zu sichern, war kein Vergnügen.
Was war der Grund dieses Versagens?
Das System, mit dem die Halterohre verbunden waren, hatte versagt.
Ich habe anschließend lange Niroschrauben durch die Rohrüberlappungen gedreht und mit einer Kontermutter gesichert.
Seitdem hatte ich keine Probleme mehr.
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Summertime
Die Yacht fährt mit einer Aries-Anlage, aber ohne Rad-Adapter.
Summertime hat zusätzlich zur Radsteuerung eine (Not-)Pinne zur Verfügung, die auf den Ruderstock so gesetzt wurde,
dass sie nach hinten zeigt. Daran wurden die Steuerleinen angebracht (mittels verbindender Kette).
Weil die Pinne nach achtern zeigt, brauchen die Steuerleinen nicht gekreuzt zu werden.

 
 
 
Vorhanden sind außerdem:
     -   1 Reserve – Windfahne
     -   1 leichte Windfahne (für geringe Windstärken)
                                                                                                                                  Okt. 2019