Segeln mit Yachten
                                
                                                                                                       11.    Ankern
 
               
 
 
                           1.      Ankergründe
                             2.      Ankerplätze
                             3.      Ankermanöver unter Maschine
                             4.      Anker aufholen
                             5.      Ankermanöver unter Segel
                             6.      Mit zwei Ankern?
                             7.      An die Pier mit Heck- oder Buganker
                             8.      Festmachen an einer Boje
                             9.      Anker auf, aber Kette unklar
                            10.     Landfeste
                            11.     Ankern bei Sturm

 
 
 
             Wer ruhig schlafen will, darf nicht ankern ! 

            
Informationen zu  Ankergeschirr und Zusatzausrüstung in: I. Theorie / 14. Ankergeschirr

1.     Ankergründe

Sand:         Man erkennt Sand an der hellen Färbung des Meeresgrundes. Sand ist der beste Ankergrund.
Seegras:    Wenn es nicht zu hoch ist, u. U. problemlos.
                   Auf dichtem, hohen Seegras greift kein Anker, weil er nicht bis zum Boden vordringen kann.
Felsbrocken, felsiger Grund:
                  Der Anker verhakt sich. Manchmal so sehr, dass man ihn nicht mehr hochziehen kann.
                  Deshalb vorher: Ausreichend lange Schwimmleine als Sorgleine am Ankerkreuz anknüpfen, mit Boje.
                  (Unbedingt nötig, bei großen Wassertiefen.)
                  Wenn sich der Anker verhakt hat: Ein Partner mit Schwimmbrille sollte den Skipper so dirigieren,
                  dass der Zug der Kette - bei rw fahrender Yacht - den Anker befreit.
Sand auf Felsplatte:
                 Der Anker hält nur durch das Eigengewicht.
                 Wenn Wind aufkommt, Ankerplatz verlassen.
Schlamm (in Häfen):
                 kleinere Anker fassen nicht. Plattenanker!

                                                                          - - - - -
 
 
2.   Ankerplätze
 
                                   Nicht ankern
                                             
                  -    vor offener Küste
                                                                -    in offenen Buchten !
                

Informationen findet man in
   Seekarten: Symbol ist der eingezeichnete Anker.
        Die Ankerplätze gelten in der Regel für die Großschifffahrt.
        Im Zweifelsfall wird man die Wassertiefen zu Rate ziehen. Mehr als 5 m sollten es nicht sein.
        Ist der Ankerplatz bei allen Windrichtungen geschützt?
   Hafenhandbücher
        Skepsis ist immer dann angebracht, wenn ungeschützte Ankerplätze angepriesen werden.
-    Google Maps:
        In der Vorbereitungsphase des Törns überprüfen, ob die Plätze geschützt sind.
       
Ankern
...   auf offener Reede

    … wird man, wenn irgend möglich, vermeiden.
    Wenigstens sollte man sich an die 3 m – Grenze herantasten, damit man nicht mit der Berufsschifffahrt
    in Kollision gerät.
    In jedem Fall hat man die Dünung zu erdulden.
    Wetter-Entwicklung?
   
...   hinter einer Insel
    Schutz suchen vor einem Sturm?
    Nur im Notfall! Die Dünung läuft um die Insel herum.
    Wenn möglich, einen Hafen in erreichbarer Nähe anlaufen.

...   in offener Bucht
    Entscheidend sind Windrichtung und Wettersituation.
    Bei stabiler Wetterlage vertretbar.
    Bei Winddrehung dürfte die Nachtruhe vorbei sein.
    Bevor man ernsthaft auf Legerwall gerät, sollte man den Ankerplatz verlassen.
    Selbstverständlich geschieht das immer nachts und häufig bei einsetzendem Starkwind.
    Deshalb: Ankern in offenen Buchten meiden.
   
...   an rundum geschützter Stelle
    Ideal bei ruhiger Wetterlage.
    Selbst bei Starkwind problemlos; dann aber nicht mehr gemütlich.
    Je näher am Ufer (bei vernünftiger Wassertiefe), desto besser:
        -   kurzer Weg an Land (mit Beiboot)
        -   psychische Entspannung aufgrund der Landnähe

...   im Ankerfeld
    … ist auch bei Winddrehung problemlos, solange die Drehkreise der Yachten etwa gleich groß sind.
    Übliche Kettenlänge: 3fache Wassertiefe, bei stärkerem Wind 5fach.
    Wenn möglich, deutlichen Seitenabstand beim Einparken halten. (Manche Skipper sind überbesorgt.)
    Besser ist, (nahe) hinter dem Heck eines Ankerliegers den Ankerfallen lassen.

Weil es immer Anfänger gibt, die mit Leine ankern (anstelle Kette) und Leinen etwa doppelte Länge (gegenüber Kette) brauchen,
gibt es bei Winddrehungen immer Schiffsberührungen. Deshalb für die Nacht Fender ausbringen.
Humorvoll bleiben!
 
                                                                            - - - - -
 

3.   Ankermanöver  unter Maschine 

Vorbereitung
    -    Anker klar machen
    -    Länge der Kette
              -  5fache Wassertiefe (Seekarte)
              -   3fache Wassertiefe bei wenig Wind und kurzfristigem Ankern
    -    Mit Ankerwinsch:
         Der Anker sollte von selbst fallen und dabei die Kette herausziehen
         oder wenigstens schnell abgefiert werden können.
         Dazu vor dem Werfen den Anker vor den Bugbeschlag hängen.
   
    Wenn man keine Ankerwinsch hat: 
     -    Den Anker ebenfalls vor den Bugbeschlag hängen; Kette über die Klampe legen.
              Bei Kette ist ein halber Schlag nicht nötig; es genügt ein Rundtörn um die Klampe.
     -    Die Kette in richtiger Länge auf dem Vorschiff  so auslegen, dass sie ausrauschen kann,
              wenn der Anker fällt. Überlegen, was oben zu liegen kommen muss.
     -    Für die Klampe, an der das Ende der ausgelegten Kette befestigt wird, gilt:
              Wenn man später die Kette verlängern muss, kann sie nur bedient werden, wenn der Kettenteil,
              der aus dem Ankerkasten kommt, oben liegt.

     Beim Fallen des Ankers und Ausrauschen der Kette: Verletzungsgefahr für die Füße! Abstand!

Ankerplatz aussuchen
    -    In Ruhe längere Zeit Kreise fahren.
    -    Näher zum Land ist besser als weit draußen.
    -    Winddrehungen einkalkulieren: Drehkreis? Abstand zum Ufer?
    -    Wassertiefe? Kettenlänge anpassen.
    -    Bei Ankerfeld:
           -    in freier Lücke, oder …
           -    ein kleines Stück hinter dem Heck einer anderen Yacht den Anker fallen lassen.
           -    3fache Wassertiefe ist üblich. Bei Wind muss verlängert werden.
                (Ich versuche, gleich mit 5facher Kettenlänge zu ankern.)

Manöver
Wenn der Anker fallen gelassen wird, darf die nachfolgende Kette nicht auf den Anker fallen.
Sie würde sich evtl. um eine Flunke legen und bei Zug den Anker aus dem Boden holen.
Wenn die Yacht beim Anker-Fallen-Lassen genügend Fahrt rückwärts macht, fällt die Kette nicht auf den Anker.

    -    Gegen den Wind an den ausgewählten Platz fahren
    -    einige Meter weiter nach Luv fahren
    -    Aufstoppen  …   
                 "Klar bei Anker?“
                         … und kräftig auf Zurück!
    -    Feststellen der Rw-Fahrt: treibende Teilchen im Wasser, ins Wasser spucken
    -    Wenn das Schiff rückwärts fährt, Anker fallen lassen
            Das Kommando dazu gibt der Steuermann:
                 "Lass fallen Anker!"   (oder auch weniger militärisch)
    -    Maschine auf Leerlauf; der Wind schiebt das Schiff nach Lee,
            -   warten bis die Kette sich strafft
            -   und das Schiff einschwenkt
            -   und hinter den Anker zu liegen kommt.
    -    Kettenstopper einrasten.
            Er übernimmt den Zug des Ankers und verhindert, dass die Ankerwinsch belastet wird.
    -    Anker einfahren (Rückwärtsgang)
         Dabei Peilung zu Landmarke nehmen, z. B. Blick über eine Relingsstütze (ohne den Kopf zu verändern).
         Am Schluss volle Kraft zurück! Die Peilung muss stehen (= das Schiff macht keine Fahrt mehr).
       
Kontrolle
    …  ob sich der Anker eingegraben hat.
    Dazu ins Wasser, mit Tauchermaske, und nachsehen.
    Im Mittelmeer sieht man fast immer bis zum Grund. Im Zweifel: tauchen (Flossen).
    Vor dem Tauchen nicht hyperventilieren!
           Hyperventilation (= schnelles wiederholtes Ein- und Ausatmen) erhöht die Sauerstoffsättigung im Blut kaum,
           dafür nimmt aber der Gehalt an CO2 im Blut stark ab.
           Nicht Sauerstoffmangel, sondern der Anstieg der Kohlensäure im Blut lässt uns aber spüren, ob die Luft knapp wird.
           Wenn ein Taucher durch Hyperventilation seinen Kohlensäurepegel im Blut abgesenkt hat, glaubt er fälschlicherweise,
           mit seinem Luftvorrat noch länger auskommen zu können
           und merkt nicht, dass der Sauerstoffvorrat schon fast verbraucht ist.
           Ohne warnende Vorzeichen und ohne spürbare Atemnot führt der Sauerstoffmangel im Gehirn
           plötzlich zum Verlust des Bewusstseins.
 
Talje
     Kette schurrt an den Backen des Bugbeschlags, wenn sich das Schiff bewegt.
     Ratsam ist, eine dehnbare Leine, je nach Schiffsgröße und Ankergebiet zwischen 3 und 15 m, in die Kette einzuhängen
     und das Ende an der Vordecksklampe festzumachen.
     Der Kette gibt man Lose, so dass die Talje die Last übernimmt.
     Dadurch wird außerdem, falls man keinen Kettenstopper hat, der Zug von der Ankerwinsch genommen.

Um die Talje in der Kette einzuhängen, kann man sich eine spezielle Klau kaufen.
Die preisgünstige Variante ist, mit einem Stopperstek eine Festmacheleine an der Kette festzuknoten.   

Kim Nowak zeigt sein Ankermanöver und den Einsatz einer Last-Absorptions-Talje in:
    https://www.youtube.com/watch?v=rYfoki6vW-M  

Ankerboje setzen?  
1)    Sie soll den Liegeplatz des Ankers markieren. 
       Das ist in der Regel unnötig.

       -    Den eigenen Anker findet man, wenn man die Kette hochholt; das Schiff wird zum Anker geleitet.
       -    Erkennen fremder Anker:
               -    Bei Schiffen, die in Häfen mit Bug oder Heck zur Pier liegen, wird so geankert, dass die Kette im rechten
               Winkel zur Pier führt.
               -    In Buchten mit beengtem Platzangebot liegen die Schiffe mit Landfeste zum Ufer,
               die Anker immer in Bugverlängerung.
               -    In einem Feld ankernder Schiffe liegen die Schiffe immer hinter den Ankern in Windrichtung,
               die Anker also immer bugwärts.

       Gefahr:
       Leinen von Ankerbojen (besonders wenn es sich um Schwimmleinen handelt), geraten leicht
       in die Propeller anderer Schiffe, die ablegen oder auf der Suche nach einem Ankerplatz Kreise fahren.
           Genau dies ist mir im Hafen von Porto bei unserer ersten großen Reise passiert.
           Früh gegen 4 Uhr wollte eine Yacht ablegen. Dabei fing sie sich mit der Schraube unsere Ankerboje ein.
           Sie haben mehrere Stunden gearbeitet, Tauchgang inclusive. … Peinlich, peinlich!
           Zum Glück waren es Deutsche.

        Ankerboje?      Nie wieder!
 
2)   Sie soll Auskunft geben, wenn das Schiff abtreibt (der Anker also nicht hält).
       Auch das ist nicht nötig:
           -     Vorsorge: Anker gewissenhaft einfahren!
           -     Alternative: ein GPS-gestützter Ankeralarm; er ist sogar zuverlässiger, weil er aufmerksam macht.

Wenn man trotzdem eine Ankerboje setzt:
     Halteleine durch das (untere) Befestigungsauge der Boje ziehen und ein Gewicht an der Leine befestigen.
     Dadurch passt sich die Länge der Halteleine dem Wasserstand an. Vor allem in Tidengewässern ist das wichtig.
     Wenn die Boje aber unter Wasser gerät (bei Flut plus Wellengang) erzeugt sie selbst Auftrieb
     und vermindert dadurch die Haltekraft des Ankers.
 
3)  Anders ist die Situation, wenn man fürchtet, dass sich der Anker am Grund verhaken kann (Fels),
     vor allem bei tiefem Wasser. 
       Dann hilft eine vorsorglich am Kreuz des Ankers angebrachte (Schwimm-) Leine (evtl. mit Ankerboje),
       um den Anker rw aus dem Hindernis herauszuziehen und an Bord zu holen.
 
Ankersegel
     Ein kleines, handtuchgroßes Segel an der Dirk oder am Achterstag verkehrt herum gesetzt (Schot in Richtung Mast
     und festgebunden), vermindert die Schwoibewegungen des Schiffes bei Wind.
     Jedenfalls bei Landkielern und kelchförmigen Rümpfen. 
     Für Rundspantschiffe stimmt das nur bedingt. Sie können sogar in ihrer Pendelbewegung beschleunigt werden.
     Man muss es ausprobieren.

Rollen bei Dünung
    -    Kette einholen, etwa eine Schiffslänge.
    -    Leine an der Kette befestigen; Leinenlänge: doppelte Schiffslänge
    -    Ende der Leine auf die Winsch (der von der Dünung abgewandten Seite)
    -    Kette wieder fieren.
    -    Leine hereinwinschen, so weit bis der Bug zur Dünung zeigt.

Not-Ankerlicht
     Petroleumlampe mit Spifall auf dem Vorschiff hochziehen und mit Leine nach unten spannen.
 
                                                                           - - - - -

 
4.   Anker aufholen

    -    Wenn man den Anker mit der Winsch aufholt, sollte die Maschine mitlaufen.
          Das unterstützt die Batterie.
    -    Das Hochholen wird erleichtert, wenn der Steuermann langsam in Richtung des Ankers fährt.
          Das gilt sowohl bei einer E-Ankerwinde als auch beim Einholen über Hand.
          Mit Handzeichen die Richtung zum Anker dem Steuermann anzeigen.
    -    Beim Holen per Hand: mit den Beinen arbeiten (bei geradem Rücken und langen Armen). Handschuhe!
          Am besten, man stellt sich tiefer: in den Ankerkasten.
    -    Wenn der Anker ausbricht, Meldung an den Steuermann, damit dieser reagieren kann:
            "Anker aus dem Grund!" oder etwas weniger zünftig: "Anker frei!" 
            Laut! Der Steuermann steht neben der laufenden Maschine.
    -    Möglichst schnell den Anker aus dem Wasser bringen (Behinderung der Fahrt).
    -    Evtl. Anker von Schlamm befreien: mehrfach bei Fahrt kurz ins Wasser senken.
    -    Anker an Bord holen und festsetzen (verstauen).
    -    Strom für die Ankerwinde abschalten (Sicherung). Elektrolysevorbeugung!

 Sicherheit
    -     Hände und Füße von der elektrischen Ankerwinde und der Kette fernhalten.
    -     Wenn die Kette nicht einholbar ist, Winde ausschalten.

 Wenn der Anker nicht freikommt (Felsen als Ursache aber ausgeschlossen werden kann):
    -    Alle Mann auf den Bug, Ankerkette gemeinsam anholen und möglichst eng festsetzen. Mit aller Kraft ziehen.
    -    Dann alle Mann aufs Heck. Das Schiff wirkt als Brecheisen und hebelt den Anker aus.
 
                                                                           - - - - -

 
5.   Ankermanöver unter Segeln

Normales Manöver
 Im Prinzip so wie unter Maschine
    -    Beinahe-Aufschießer oder U-Aufschießer zum Wind bis zu der Stelle, an welcher der Anker fallen soll.
    -    Wenn das Schiff rw zu treiben beginnt, Anker fallen lassen …

Ankermanöver in Vorwärtsfahrt
Es dient dazu, den Anker einzufahren.
Wind von achtern:  kleines Segel (z. B. Fock gerefft), geringe Fahrt
    -    Kettenlänge vorbereiten 
    -    Anker fallen lassen
    -    Bevor sich die Kette strafft: Kurve ansetzen,
             damit die sich straffende Kette nicht allzu sehr am Rumpf scheuert.
             Der Bremszug der Kette dreht das Schiff in den Wind und zieht gleichzeitig den Anker in den Grund.   
    -    Segel bergen. Ankerkette verlängern.

Anker aufholen unter Segel
    -    Fock setzen, aber killen lassen.
    -    Schiff zum Anker verholen.
    -    Wenn der Anker freikommt, Fock back; dann segeln.
    -    Anker während des Segelns hochholen.
 
                                                                           - - - - -


6.  Mit zwei Ankern ?
 
Gründe dagegen:
    -    Kein Schiff liegt ausbalanciert hinter zwei Ankern; Schiffe schwojen immer.
         Deshalb wird auch die Last nicht geteilt. Das Schiff belastet immer nur einen Anker.
         Wozu dann zwei Anker ausbringen?
    -    Wenn man ankerauf gehen muss, hat man mit zwei Ankern doppelte Probleme.

 Sinnvoll: 
    -    Bei abzusehender Winddrehung und engen Platzverhältnissen (also beschränktem Drehkreis).
              Der zweite Anker wird gegen die zu erwartende Windrichtung ausgebracht.    
              Beiboot; Anker mit Vorläufer und Leine. Kette ist zu schwer.
    -    Unter extremen Bedingungen als Sicherheits-Back-up.
              Die FREYDIS (Ehepaar Wilts) wurde vom 2. Anker gerettet, als der Wirbelschäkel des 1. Ankers brach.
                                                                                                            ("Auf der Route der Albatrosse")
        Anm.: Der Fehler war wohl der Einsatz eines Wirbelschäkels. 
 
Vermuren (zwei Anker über den Bug ausgebracht)
    Sinnvoll evtl. in Gewässern mit wechselnder Strömung (Tidengewässer).
    Den ersten Anker gegen den Strom legen, den zweiten Anker (Heckanker) in die Gegenrichtung ausbringen.
        Man fiert die Kette des ersten Ankers vollständig und fährt den Anker ein. Dann gibt man an der Stelle,
        an der sich die Yacht befindet, den zweiten Anker über Bord und verholt sich etwa in die Mitte
        zwischen beide Anker.
    Die Ketten vor dem Bug verbinden oder sie wenigstens über die gleiche Ankerrolle an Bord führen.
    Ergebnis:
         -    bei Stromkenterung bleibt das Schiff am Platz
         -    kleiner Drehkreis des Schiffes beim Schwojen
    Anm.:
         -     Wenn es nicht unbedingt notwendig ist, dass das Schiff an seinem Platz bleibt,
                   kann man genauso gut hinter nur einem Anker liegen. Das Schiff treibt mit der Tide.
         -     In einem Ankerfeld wird man zum Störenfried, wenn man vermurt und alle anderen Schiffe drehen.
 
Verkatten ?    (zwei Anker hintereinander an gleicher Kette)
    Ein kleinerer Anker wird vor den Hauptanker geschäkelt und als erster über Bord gegeben.
    Abstand der Anker: etwas mehr als Wassertiefe.
    Das System erhöht angeblich die Haltekraft des Hauptankers.
    Weitere Informationen und (vernichtende) Kritik bei Wikipedia: "Verkatten"
Die Verwendung von einem großen und einem kleinen Anker verschlechtert die Sicherheitslage von vornherein.
Dass der noch nicht eingegrabene Zweitanker den im Moment versagenden Hauptanker ersetzt, ist unwahrscheinlich.
Zu hoffen, dass der noch nicht eingegrabene Hauptanker den zunächst haltenden Zweitanker bei dessen Versagen
durch spontanes Eingraben ersetzt, ist grob fahrlässig....

   
Fazit:
In der Praxis hat sich bewährt:
    -    nur ein Anker
    -    ausschließlich Kette
    -    ausreichende Länge; evtl. mit angespleißter Leinenverlängerung bei extremen Bedingungen
    -    gewissenhaftes Einfahren des Ankers 
    -    Talje
    -    Kein Wirbelschäkel !  Keine Ankerboje !  Nicht verkatten !
 
                                                                      - - - - -

 
7.   An die Pier mit Heck- oder Buganker

Im Mittelmeer ist es nicht üblich, seitlich festzumachen.
Die meisten Schiffe ankern mit Buganker und liegen mit dem Heck zum Steg.
Das ist sinnvoll,
    -    wenn das Heck sich öffnen lässt und man dadurch leicht an Land steigen kann.
    -    Weil Charterschiffe meist nur mit dem Nötigsten ausgerüstet sind, fehlt häufig das Heckanker-Geschirr.
         Dann bleibt gar nichts anderes übrig als mit dem Heck an die Pier zu gehen.
Fahrtensegler liegen meistens umgekehrt, unter Heckanker und mit dem Bug zur Pier.
     Dadurch hat man eine gewisse Privatsphäre im Cockpit;
     man ist vor neugierigen Blicken durch die Aufbauten des Schiffes geschützt.
Schwieriger gestaltet sich das An-Land-Gehen.

Ich schildere nur das
Anlegen mit Heckanker (Bug zur Pier).
     Beide Manöver sind im Prinzip gleich.

Vorbereitung (vgl. "Ankergerschirr"):
    Der Heckanker mit Kette wird über die Rolle gelegt; er hängt jetzt außen am Heckkorb.
    Kette am Fanghaken einhängen;dadurch bleibt der Anker "an der Reling" hängen.
 
Durchführung:
-   Im rechten Winkel die Pier anlaufen.
    Das gilt auch bei Seitenwind, der die Schiffe schräg liegen lässt. Die Ketten aber liegen im rechten Winkel.
        Wenn man schräg anfährt, wird die eigene Kette über jene der Ankerlieger fallen.
        "Ankersalat" ist dann vorprogrammiert.
-   ~ 30 m vor dem Liegeplatz den Heckanker über Bord geben. (Mein Schiff ist 11.50 m lang)
        Wenn das Heck senkrecht nach unten abfällt, braucht man nur die Kette zu lösen.
        Bei einer Badeplattform wird es schwieriger. 
-   Auslaufende Kette durch die Hand gleiten lassen.
-   Durchfahren bis zur Pier; vorne das Schiff festmachen. 
-   Verlängerungsleine (oder Kette) des Heckankers von der Rolle nehmen, die Leine durch den unteren Durchgang
        des Heckkorbs führen. Evtl. auf die Winsch und Ankerkette straffen.
-    Verlängerungsleine (oder Kette) auf der Heckklampe belegen.
 
Wenn die Schiffe an der Pier sehr eng beieinander liegen:
     langsam an die Schiffe heran und per Hand die Yachten auseinanderschieben.

 
Anlegen am Heck oder Bug anderer Ankerlieger
    Schiffe, die keinen Platz mehr an der Pier ergattern, müssen sich am Heck oder am Bug der Pierlieger festmachen,
    mittig zwischen zwei Schiffen plus Heckanker.
    Üblich ist, um Erlaubnis zu fragen.
    Beim Landgang Schuhe ausziehen und barfuß übersteigen.
 
                                                                         - - - - -
 
                                                                         
8.   Festmachen an einer Boje

Moderne Yachten sind vorne ziemlich hoch. Wenn man vom Bug aus eine Boje greifen will,
ist dies deshalb sehr schwierig; auch wenn die Boje einen Ring oben trägt.
Durch diesen Ring muss die Festmache-Leine gezogen werden.
-    Hilfreich ist ein Bojenhaken (plus Leine): Haken einhängen, Maschine rw. Fertig! (s. "Ankergeschirr")
-    Wenn man keinen Bojenhaken hat, kann man versuchen, die Festmacheleine von der
     Badeplattform aus durch den Ring der Boje zu stecken. Dazu muss man rw anlaufen.

In Italien (z. B. auf den Isole Tremiti) hat die Hauptboje manchmal eine Nebenboje.
An ihr hängt die Leinenverlängerung mit Schlaufe.
    Man hebt die kleine (Neben-Boje) mit dem Bootshaken an Bord und legt die Schlinge um die Bugklampe.
    Fertig.
    Ein echter Service!

In Schweden ersetzen manchmal Bojen die Dalben bzw. Mooringleinen.
    Auch hier ist der Bojenhaken hilfreich:
    Im Vorbeifahren den Bojenhaken einhängen, weiterlaufen bis zur Pier, dort festmachen und
    die Bojenhaken-Leine straffen.
 
                                                                        - - - - -
                                             

9.   Anker auf, aber Kette unklar

Wenn sich die Kette nicht einholen lässt, gibt es zwei Möglichkeiten:
-    Der Anker hat sich verhakt.
-    Eine Fremdkette wurde über die eigene Kette geworfen.

Verhakter Anker      
-    Im einfachsten Fall, kann das Schiff im Bogen hinter den Anker manövriert werden,
     so dass die neue Zugrichtung den Anker dreht und befreit.     
          Jemand im Wasser mit Taucherbrille und Flossen ist gold wert.
-    Wenn das nicht gelingt, muss der Anker in umgekehrter Richtung (zur Ankerkette) herausgezogen werden.
          Dazu muss eine Leine ans Ankerkreuz angeknotet werden: Tauchen, nicht hyperventilieren ...

Fremdkette über der eigenen Kette:
Kontakt zum "gegnerischen" Schiff herstellen.
    -    Einfachste Lösung: Warten bis das Fremdschiff ablegt.   
Ansonsten
    -    Kette Stück um Stück einholen.
    -    Irgendwann steht man über der Fremdkette, die mit der eigenen Kette angehoben wurde.
            Eine Leinenschlinge um die Fremdkette legen (unter der Kette durchstecken; Beiboot?).
            Fremdkette möglichst hoch ziehen, am Schiff belegen.
    -    Eigene Kette weiter einholen. Bis man über dem Anker steht und diesen aufholen kann.

Wenn dies nicht gelingt und man auch nicht warten kann, bis das andere Schiff ablegt:
    -    Die Ankerkette am Schiff abschäkeln, eine Schwimmleine anbinden und über Bord geben.
    -    Zum Anker fahren. Tauchen und Leine am Ankerkreuz anbinden.
    -    Mit dieser Leine den eigenen Anker hochholen, Kette belegen, Maschine auf rw
         und eigene Kette unter der Fremdkette durchziehen, inclusive Schwimmleine.   
         Wenn rw nicht funktioniert, dann eben vw.
 
In allen Fällen: Geduld! Humor!   
 
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10.   Landfeste

Manche Ankerbuchten sind überfüllt. Entweder sind sie landschaftlich reizvoll ...
    -  dann werden sie gerne von einheimischen Ausflugsschiffen angelaufen
oder sie liegen strategisch günstig an einer Distanz-Segelstrecke
    -  dann laufen Segler ein, die übernachten wollen.
Solche Buchten sind proppevoll.
Üblich ist dann, die Boote am Ufer vor Buganker und mit Heckleine zum Land festzumachen.    
Auf diese Weise haben weit mehr Schiffe Platz als wenn sie normal ankern würden.
Benötigt wird
     -    Beiboot (oder man muss schwimmen)
     -    Turnschuhe
     -    "Schären-Anker" (eine Art Felsnagel, vergleichbar den Kletterhaken, mit Ring) und Hammer

Vorgang
     -   Man sucht sich den Liegeplatz aus,
              -   läuft rw im rechten Winkel zum Ufer an,
              l-   ässt rechtzeitig den Buganker fallen
              -   und fährt möglichst dicht ans Ufer heran.
              Wie nahe entscheiden das Echolot oder die Felsen hinter dem Heck.
     -   Dann fährt ein Helfer mit der Heckleine und den aufgeführten Teilen an Land.
     -   Man sucht einen Felsen, um den man die Heckleine herumlegen kann.
              Wenn es keinen gibt, muss man den Schärenanker in eine Felsspalte einschlagen.
               Verboten sind Bäume!    
     -   Man kann die Leine festbinden oder das Ende an Bord zurückbringen (doppelte Leine).
              Letzteres ist vorteilhafter, weil man am nächsten Morgen ablegen kann,
              ohne ein weiteres Mal an Land klettern zu müssen.
              (Es sei denn, ein Schären-Anker wurde gesetzt.)
 
Bäume wären ideale Festmacher. Weil aber jeden Tag Schiffe diese Stelle und diesen Baum auswählen,
     sollte man dem Baum zuliebe darauf verzichten. Er wird über kurz oder lang kaputt gehen
     Mittlerweile ist es in einigen Ländern auch verboten.
 
Wenn das Beiboot nicht einsatzklar ist, muss jemand mit der Heckleine an Land schwimmen.
Schweres Geschirr kann man dabei nicht mitnehmen.
 
Wichtig ist, alte Turnschuhe anzuziehen, auch wenn man schwimmt,
weil man sich sonst an den scharfen Felsen die Füße aufschneidet.

Problematisch ist immer, wenn Seitenwind auf das Schiff zu stehen kommt. Dann vertreibt die Yacht.    
Manche Skipper befestigen ihre Yacht mit zwei Leinen an Land und überkreuzen diese am Heck.
Bei breiten Schiffen ist dies vermutlich hilfreich.

Anm.:
     Ich persönlich gehe dem Festmachen mit Landfeste nach Möglichkeit aus dem Weg.
     Der Aufwand ist ziemlich groß: Beiboot aufpumpen, an Land klettern, Haken setzen etc.
     Den in südlichen Ländern nachts einsetzenden Landwind bekommt man fast immer von der Seite.
     Dann fürchtet man, dass die Landfeste abrutscht, die Leine zu dünn ist, man auf den Nachbarn getrieben wird …
     Auch das Ablegen ist bei Seitenwind und Nebenliegern mit Schwierigkeiten verbunden.
 
                                                                                   - - - - -

                                                                    
11.   Ankern bei Sturm

…    im Hafen
1995 liefen wir bei aufziehendem Sturm nach Bodrum, um in der Marina an unserem Liegeplatz Schutz zu finden.
Die Hafeneinfahrt war verändert, neu gebaut worden. Sie ist schwierig auszumachen, weil man nicht in die Einfahrt  sehen kann.
Die Einfahrt in den Hafen erfolgt nahezu auf Gegenkurs zur Anfahrt.
Der Hafen liegt zudem in der Nähe einer Steilküste; man hat nach der Einfahrt deshalb auch nicht mehr viel Raum.
Aber wir kannten uns aus.
Wir erreichten Bodrum am Abend bei ~ Bft 7 - 8. Einmal im Hafen würden wir sicher sein, so dachten wir.
Fehlanzeige!
Erstens pfiff der Wind immer noch gewaltig über die Hafenmauer …
Womit wir aber überhaupt nicht gerechnet hatten: der gesamte große Vorhafen war voller Gülets,
den großen türkischen Touristen-Schiffen, die im Hafen Schutz gesucht hatten, bereits ankerten oder gerade zum Ankern ansetzten.
Ein unglaubliches Durcheinander!
Klug wäre gewesen, hinter einer der ankernden Gülets den eigenen Anker zu werfen und im Hafen vor Anker abzuwarten,
bis der Sturm durchgezogen wäre.
Aber ich war zu unentschlossen und hatte auch den Anker nicht vorbereitet.
Denn eigentlich wollte ich auf unseren Liegeplatz  -  ganz hinten im Hafenbecken, um die Kurve und in die Boxengasse.
Mitten in der Kurve setzte die Maschine aus.
   Wie sich später herausstellte, hatte der Propeller eine durch den Sturm ins Wasser gewehte und dort treibende Plane eingefangen.
Gerettet – bevor es Bruch gab – haben uns die Leute der Marina mit einem großen, motorisierten Schlauchboot.
  
In dieser Nacht ging eine deutsche Yacht vor dem Hafen verloren.
Man hatte die Einfahrt zu spät erkannt, an ein Gegenan war bei diesem Wellengang nicht zu denken.
Es gelang, den Anker auszubringen. Nun hing die Yacht bei hohem Seegang an der ruckenden Kette vor den Uferfelsen.
Es war vorauszusehen, dass die Kraft der Wellen die Klampe aus dem Deck reißen würde.
Man funkte SOS.
Ein Fischer wollte zu Hilfe kommen.
Aber die ebenfalls herbeieilende türkische Marine vertrieb ihn mit drohend erhobener Maschinenpistole.
Dann wurde eine Leinenverbindung hergestellt.
Das Militärfahrzeug zog an, mit viel zu viel Power.
Was genau die Ursache war, ist unbekannt, jedenfalls löste sich die Leinenverbindung.
Die Folge: Die Yacht wurde auf die Uferfelsen geworfen und zerschellte.
Die beiden Deutschen an Bord konnten sich retten.
 
…   auf Legerwall
     Damit man nicht auf Land getrieben wird, muss man rechtzeitig ankern. Vor der Brandungszone!
         Erfolgversprechend ist es nur, wenn man eine lange Kette hat (mind. 50 m bzw. 5 x Schiffslänge)
         mit langer Leinenverlängerung (mindestens ebenso lange).
     Während des Treibens Anker werfen und alles ausgeben.
     Hoffen, dass der Anker greift.
 
…   unter extremen Bedingungen
     Dazu ist lange Kette mit mindestens ebenso langer Leinenverlängerung notwendig.  
               Vgl. I /14. Ankergeschirr und nächsten Absatz:   ... auf Legerwall
    
     Wenn man Angst hat, die Verlängerungsleine könnte an Felsen schamfilen,
     mehrfach Auftriebskörper (Fender) an die Leinenverlängerung knoten.  (Das empfiehlt Moitessier.)                                                  

                                                                                                                                                          April 2017
                                                                                                                       
Nachtrag  (Okt. 2019)
Das Unglück der Nehaj          (Susanne Huber-Curphey)
Vom Sommer 2015 bis 2019 segelte ich mit Nehaj zweimal solo um die Welt, auf der Ostroute in den Hohen Breiten des Südens
und des Nordens.
Nehaj befuhr dabei im  Jahr 2017 die Nordwestpassage und segelte im Jahr 2018/19 die ´Longue Route´ mit 252 Tagen auf See. ...
Doch dann am 22. Juli passierte das Unmögliche ...
Nehaj strandete ... fast direkt neben der Hafeneinfahrt von Le Port ... der französischen Insel La Réunion im Indischen Ozean. ...
 
An diesem Sonntagabend ankerte Nehaj bei schwachem Ostwind knapp neben der Hafeneinfahrt in 8 Metern Tiefe.
Ich wollte dort bis zum Morgengrauen warten, um die Beamten am Wochenende nicht zu stören ...
Im Laufe der Nacht kam heftiger Schwell aus Südwest auf und zu meiner völligen Überraschung
drehte der Wind um 2 Uhr morgens auf Westen!
Ich hatte bereits ein ungutes Gefühl ... als mit der Winddrehung der Anker schlierte.
Sofort startete ich den Motor und versuchte, wieder in tieferes Wasser zu kommen ...
Beim Motoren im Rückwärtsgang verhakte sich die Ankerkette in den Felsen am Grund und bevor ich die Kette lösen ... konnte,
waren wir schon mitten in der Brandungszone.
Nur wenige Sekunden später knallte Nehaj auf die Felsen ... und die erste brechende See wusch über das komplette Deck!
                                                                                                                                (aus Trans-Ocean, Okt 2019)
Susanne Huber-Curphey konnte sich an Land retten.
Nehay erlitt schwere Schäden im Bugbereich, blieb aber wasserdicht und konnte geborgen werden.
Zur Reparatur segelte Susanne Huber-Curphey die angeschlagene Yacht einhand von La Réunion nach Sneek in Holland.     
                                                                                        

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Literatur
 
       -   Sonderdruck "Alles übers Ankern"  (Yacht, 6/2004). Kurz, und gut.
 
        -   YouTube-Video mit Kim Nowak:  "How to anchor for heavy weather"
                 https://www.youtube.com/watch?v=rYfoki6vW-M