20.   Inbetriebnahme



      

                    "Bootsentzug schmerzt.     ...    Mehr als Arthrose!"
                                                                                              (Steffi von Wolff, Yacht 9/2020; leicht verändert)

 

                            1.    Grundsätzliches
                        2.    Inbetriebnahme zum Saisonbeginn
                        3.    Antifouling
                        4.    Rigg-Trimm



 1.   Grundsätzliches

-     Allein oder mit Partnerin?
Wenn man allein ist, um das Schiff instand zu setzen, wird man arbeiten und an nichts anderes denken.
Am Schiff zu arbeiten, bereitet ja auch Freude. Und man will fertig werden, etc.
Wenn aber die Partnerin dabei ist, sollte man daran denken, dass für sie Arbeit nicht unbedingt Freude bedeutet. Wer dann nur ans Arbeiten denkt, wird die Partnerin das letzte Mal dabei haben.
Also:     
    -    Der Partnerin nur überschaubare Arbeits-Zeiträume zumuten,
    -    ihr Zeit zum Bummeln einräumen, wenigstens jeden zweiten Tag,
    -    Arbeit am Abend rechtzeitig abbrechen,
    -    zum Essen gehen,
    -    einen Ausflug machen

                                                                               ...  und dies alles auch einhalten!


-     Unterschiedliche Inbetriebnahmen

Erst-Inbetriebnahme nach Kauf
    -   Gelcoat-Schiffe sollten unbedingt mit einem Schutzanstrich gegen Osmose versehen werden,     
        der wasserundurchlässig ist. Das leistet ein Epoxid-Anstrich.
              s. Teil I / 1.Rumpf, Osmosevorbeugung
    -   Stauräume, Bilge ...  glätten (schmirgeln), evtl. mit Farbe versiegeln
    -   Antifouling-Anstrich    
    Das habe  z. B. ich aus Unkenntnis unterlassen.
    Kann man sich vorstellen, wie sehr das Unterwasserschiff nach einem Monat Liegefrist in Portsmouth bewachsen war?        
    
Inbetriebnahme zu Beginn der Segelsaison
    Wer anreisen muss, hat es schwieriger, als jemand, der in der Nähe seines Schiffes wohnt.
    Dieser kann nach und nach alle notwendigen Vorbereitungen treffen.

Ich gehe davon aus, dass man zum Schiff anreisen muss:
    Wenn man alle Arbeiten selbst ausführt:
    -   Mindestens 3 eher 4 Tage werden benötigt, bis das Schiff ins Wasser kann,
    -   nochmal 3 Tage, um das Schiff fahrtüchtig zu machen (Küstensegeln)
    -   bei einem Hochseetörn: 2 weitere Tage

    Wenn  verschiedene  Arbeiten durch die Marina besorgt werden (Motor, Antifouling, Schiff polieren):
         Anfahrt – 2 Arbeitstage – Schiff  ins Wasser am 3. Tag.

Charter - Inbetriebnahme
Der Ehrgeiz vieler Skipper geht dahin, möglichst schnell den Hafen zu verlassen, d. h. Anreise plus Übernahme, am nächsten Morgen Abfahrt (wenn nicht sogar noch am Spät-Nachmittag)
Ich würde den ersten Segeltag zum Einsegeln verwenden, um die Abläufe zu trainieren und die  Mannschaft wieder an den Seegang zu gewöhnen.
    Siehe auch II / 15. Der ernsthafte Törn /  B Vorbereitung / IV Crew / Probesegeln (Einsegeln)

Vorbereitungen für Küsten-Fahrt
Vorbereitungen für Große Fahrt  
    s.  II / 15. Der ernsthafte Törn / A Schiff / III. Küstenfahrt, Große Fahrt

                                            - - - - -                                                                          

 

2.   Inbetriebnahme zum Saisonbeginn

Vorbereitungen
    Rechtzeitig vorher:
        -    notwendige Einkäufe erledigen: Antifouling? Auslösetabletten für Rettungswesten? ...
        -    Marina:  Krantermin
        -    Wenn Übernachtung an Bord nicht möglich, Zimmer reservieren

    Vor der Abfahrt:
        -    Marina: Ankunft ankündigen
        -    Arbeiten, die durch die Marina erledigt werden sollen, vereinbaren:
            -    Antifouling?
            -    Rumpf wachsen und polieren?
            -    Motorservice ?   
    Abfahrt:
        -   Arbeitsklamotten, Werkzeug, Antifouling, Ausrüstung ... einpacken
        -   1 m Leine griffbereit legen; erste Tätigkeit: Leiter festbinden
                 Häufige Unfallquelle „an Bord“: Sturz von der Leiter
         
2.1    Ankunft, erste Tätigkeiten
    -    Kontakt mit Marina aufnehmen
    -    Leiter besorgen; festbinden
    -    Schiff (wenn im Freien): Deck abspritzen
            Wenn Plane:  abspritzen, trocknen lassen, zusammenlegen ... (auf 2 Tage verteilen)
            Wenn Halle:   Abdeckung abnehmen
    -    Landstrom  (230 V)
          -   Kabel anschließen
          -   FI-Schalter (RCBO) der Landanschlusseinheit auf Funktion testen
    -    Bord-Elektrik
        -   Schalter (falls im Herbst auf  EIN) jetzt auf AUS
        -   Hauptschalter Ein    
        -   Batterien
                -   anschließen
                Alle Verbraucher ausschalten. Zuerst die Plusleitungen anschließen, zuletzt das Massekabel.
                Polklemmen festziehen; die Polbacken sollen parallel stehen. Nicht enger!
                -   laden
    -    Wasser (5-l-Kanister)
    -    Schiffsinneres
            -    ausräumen, begehbar machen: Rettungsinsel, Außenborder, Beiboot etc.
            -    Matratzen, Polster an Ort und Stelle zurückbringen
            -    Kojen beziehen
            -    Lebenswichtiges einräumen (Schlafsack, Essen)
    -    Gas
            -   Gasflasche anschließen
             -   System auf Dichtigkeit prüfen (aufdrehen und Manometer beobachten, 5 min ohne Druckabfall)
            Alle 2 Jahre Überprüfung durch Fachbetrieb.

    -    Zum Abendessen in eine Pizzeria oder Restaurant


2.2   Am nächsten Tag ...  und an den folgenden

    Aufträge überprüfen: Sind die im Herbst erteilten Arbeitsaufträge abgearbeitet worden?
    
    Mast, Rigg  (wenn im Mastenlager)
        -   auf Schäden überprüfen falls im Herbst nicht geschehen:
                 Beschläge, Anschlagpunkte der Verstagung, Salinge, Lümmelbeschlag, Fallenkästen, Scheiben
                 (Vgl. II / 18. Winterlager)
        -   Mast
            -   abstauben, evtl. waschen mit Schwamm und Reinigungsmittel, nachspülen      
            -   Flecken im Eloxal (Schutzschicht des Aluminiums):
                   Oxalsäure (90 gr in 1 l dest. Wasser), rauer Schwamm, nachspülen
                     (Tipp aus Palstek, 2/14).                                                                            
                    Das müsste auch mit Phosphorsäure machbar sein.
                        s. Niropflege am Schluss                                                                
        -   Salinge und Wanten anbauen                                                           
                -   Salingnocken: Klemmschraube nicht zu fest anziehen, mit Loctite sichern
                -   Schamfilschutz:  Kunststoffkappen am Ende der Salinge
        -   Rollen, Fallscheiben
                -   säubern. Vor allem die Lager aus Kunststoff  (Torlon, Delrin).                       
                -   Einseitig abgenutzte Rollen erneuern. Achsen ziehen, reinigen (Petroleum), schmieren.
                -   alle beweglichen Teile mit Silikon- oder Teflon-Schmiermittel einsprühen:                     
                        Rollen, Blöcke, Fallscheiben, Mastschiene, Rutscher.
        -   Wanten
                -   auf Schäden überprüfen, wenn im Herbst nicht getan (s.  II / 18. Winterlager)
                -   gegen Flugrost Drähte mit Phophorsäure passivieren (einpinseln, vgl. Niropflege)    
        -   Wantenspanner auseinanderschrauben,
                -   mit Petroleum reinigen,
                -   ölen oder Marinespray: Fett verharzt und zieht Schmutz an, kein Vaseline oder Winschenfett;                                       
        -   Mast-Elektrik
                -   Topplaterne aufsetzen, Stromkreise überprüfen, z. B. mit Durchgangsprüfer
                         (Funktioniert nicht bei LEDs: Batterie anschließen)
                -   Funkantenne aufsetzen;  Steckverbindung evtl. Vaseline
        -   Radar    
                Verbindungen, Verschraubungen: fester Sitz? Korrosion?    
        -   Verklicker, Windex
                 Aufsetzen, ausrichten, Verschraubungen: Loctite
        -   Beschläge: Vgl. „Niropflege“ am Schluss
        
    Rumpf, Seiten: reinigen, wachsen und polieren
        Reihenfolge:     Waschen, Nachreinigen mit Reiniger an den nötigen Stellen , Wachsen, Polieren
        -    Waschen:    mit Schlauch und Bootsbürste
        -    Reinigen:     "Gelbe Bugwelle" entfernen mit Oxal- oder Phosphorsäure
        -    Wachsen:    GFK-Yachten sollten jedes Jahr mit Wax (ohne Schleifmittel) poliert werden.   
                  Empfohlen werden Wachse auf Carnauba-Basis.
                  Silikonwachse sind problematisch, weil Farben nicht mehr appliziert werden können.         
                              (Allerdings gibt es auch wieder Mittel, um Silikon zu entfernen.)
        -    Polieren:      per Hand mit weichem Lappen bzw. Frottee-Tüchern oder maschinell
        
        Polish ?
            Polishe erlauben es, mehrere Arbeitsgänge in einem Arbeitsschritt zu erledigen:
                 z. B. Reinigen, Polieren und Wachsen in einem Arbeitsgang.
            Alle Polishe enthalten Schleifpartikel: gröbere für ältere (stumpfe) Oberflächen, feinere für jüngere Flächen
                 (im Klartext: wenig und stark abtragend, abrasiv).
            Es gibt spezielle Marine-Polituren, aber auch Auto-Politur (Sonaxan) ist möglich.
            Der Abtrag sollte so gering wie möglich gehalten werden. Am besten ist es, wenn man ohne Polish auskommt.
            Wenn die Arbeiten von einer Firma erledigt werden, wird aus Zeitgründen immer Polish eingesetzt.        
   
    Antifouling Unterwasserschiff
        -    s. 3. Antifouling
        -    Beste Tageszeit: später Vormittag, weil warm und Feuchtigkeit ist abgetrocknet.    
                Temperatur: im Idealfall um 20 Grad (ab 10 Grad im allg. möglich)
        -    Menge:    
                Empfehlung nach International:  6 l für 2 Anstriche (für Länge 11.50 m).
                Wir benötigen 5 l für einen satten Anstrich (Trilux, 11.50 m)
        -    Arbeitsschritte:
            -   Anschleifen, nicht Abschleifen (Osmosevorbeugung, s. unter I / 1. Rumpf und Osmose)
                    per Hand: 1 ganzer Tag Handschuhe und Atemschutz!
                    Anschleifen mit Maschine ist etwas schneller.
            -   Wasserpass mit Tesa abkleben.
                    Bei billigem Tesa dringt Farbe unter den Rand und es gibt keine saubere Kante.
            -    Farbe mit kräftigem Holzstab gut aufrühren.
            -    Auftragen
                  mit Rolle und Farbwanne
                  Anoden nicht überstreichen, auch nicht das Log (Paddelrad)
                  Rolle wird nicht hart, wenn sie in Plastikfolie eingewickelt wird.            
                  Kielsohle und Flächen der Stützen: Streichen wenn im Kran
                  Schraube ...
                
    Schraube
        -    Flügel anbringen (wenn im Winter zu Hause)
        -    Faltpropeller: Bolzen und Klappmechanismus fetten (wasserfestes Fett)    
        -    Anode (am Wellenende) anbringen    
        -    Antifouling
              Nötig ist ein spezielles Antifouling, das besser haftet als normales Antifouling.
              Aufsprühen oder aufpinseln, je nach Produkt
              Vor dem Auftrag: Grundierung (Primer)

    Anoden
            s. II / 18. Winterlager

    Naht zwischen Kiel und Rumpf            ... kontrollieren. Risse?

    Ruder
         Messen des Feuchtigkeitsgehaltes im Ruder
                 siehe: "Sturmtaktik" / II. Konstruktionskriterien / Ruderverlust       

   Motor    
         s.  II / 18.   Winterlager    
    -    Auspuffrohr: Abdichtung herausnehmen
    -    Impeller einbauen
            -   Impeller dreht im Uhrzeigersinn. Flügel entsprechend legen;
                    aber  letztlich ist es egal, in welche Richtung sie stehen.
                    Im Handbuch von Yanmar wird allerdings vor einer falschen Installation gewarnt.
                    Folgen: evtl. Beschädigung der Flügel.
            -   Normalerweise kann man den Impeller per Hand so zusammendrücken, dass man ihn
                    im Uhrzeigersinn drehend einsetzen kann.
                    Falls nicht: mit Kabelbinder die Flügel zusammenziehen.
                         Beim Einsetzen den Kabelbinder Stück um Stück nach außen ziehen.
            -   evtl. Wechsel der Impeller-Dichtung:
                    Dichtung mit säurefreiem Fett (z. B. Vaseline) einstreichen      
            -   Festziehen der Schrauben des Impellerdeckels: überkreuz, spannungsfrei.
                    Technik:
                     Die Schrauben sind
                        1. über Kreuz ... mit 30 % des Sollanzugsmomentes anzuziehen, dann
                        2. analog zu 1.   mit 60 % des Sollanzugsmomentes anzuziehen, dann
                        3. analog zu 1.   mit 100 % des Sollanzugsmomentes anzuziehen und zum Schluss
                        4. nochmals mit vollem Sollanzugsmoment umlaufend nachzuziehen.
                                    Aus: Leitfaden zur Montage von Flanschverbindungen, VCI
    -    Ölstand? Getriebeölstand?
    -    Kühlmittelstand  s. 18. Winterlager
    -    Keilriemenspannung überprüfen; soll sich mit Kraft 1 cm eindrücken lassen
    -    Schaltzüge auf Gängigkeit überprüfen; kein Öl!
    -    optischer Motorcheck; Motorbilge reinigen
    -    Stevenrohrdichtung
            Gummi-Stopfbuchse (Wellendichtung, Volvo Penta):
            -   schmieren = 1 cm3 wasserfestes Fett einpressen
                    Empfohlen wird, mit Spritze aus der Apotheke. Das hat bei mir nicht funktioniert.
                    Kleinen Schraubenzieher zwischen Welle und Gummi einschieben. Dann Fett einpressen.
            -    wenn im Wasser (noch im Kran):
                    Stopfbuchse Volvo so quetschen, dass etwas (1 Tropfen) Wasser austritt.
                       Wenn es durch Fingerdruck nicht gelingt: kleinen Schraubenzieher ...    
                       Wasser ist Schmiermittel. Der Gummi muss !  in Wasser laufen.

    -    Hauptschalter ein!
    -    Motor anwerfen; Test ob er anspringt  (Beim Wassern  muss der Motor kommen.)          
            Kühlwasser über Schlauch zuführen   (Vgl. 18. Winterlager / Motor / Spülen mit Süßwasser)
    -    Anschließend: Seewassereinlass auf! Schlauchklemmen nachziehen.
    -    Dieselvorrat?

   Log     (Service noch an Land!)
              Siehe 18. Winterlager

   WC    (Service noch an Land!)
        O-Ring der Kolbenscheibe und Dichtung der Schubstange mit Vaseline oder Armaturenfett einfetten. Kein Öl.
        Schlauchschellen nachziehen.
            Siehe 18. Winterlager

   Schlauchklemmen
        An allen Schläuchen unter der Wasserlinie sollten zwei Schlauchschellen vorhanden sein.
        Alle nachziehen (Pantry, WCs, Waschbecken, Seewassereinlass,).

   Seeventile        
        -    Gängigkeit herstellen
        -    Auslässe außen: mit Metallbürste putzen, auch die Rohre nach innen
        -    Anstrich der Rohre innen mit gleichem Mittel wie Schraube
        -    Schlauchklemmen nachziehen

    Kielbolzen
        siehe 18. Winterlager

    Winschen
        Zahnräder jedes Jahr fetten (Winschenfett)
        Pallklinken wenigstens alle 2 Jahre, dann auch reinigen: Petroleum, Wanne, Reinigungspinsel
            -    Auseinander nehmen. Teile können fortspringen; deshalb diese Arbeiten an Land durchführen.
            -    In richtiger Reihenfolge auflegen, um den Zusammenbau einfacher zu machen. Evtl. Foto.
            -    Alle Plastikteile (Dichtung,  Halter der Federn, Getriebe-Schäfte) nur mit Wasser reinigen,
                    nicht mit Lösemittel.
            -    altes Öl/Fett mit Benzin oder Petroleum entfernen
            -    Zahnräder und Achsen mit Winschenfett einfetten (Pinsel)
            -    Federn und Pallklinken aber mit dünnflüssigem Öl ölen, kein Fett verwenden.
    
   Ankerwinsch, Kette        
        -    bewegliche Teile fetten (Welle, Kupplungskegel: aufschrauben, Handbuch)
        -    Verbinder (Kette – Anker) überprüfen; Madenschraube, Bolzen einfetten.
        -    E-Anschlüsse überprüfen
        -    Ankerkette auslegen:
                -    Rostumwandler, Zinkspray
                -    Farbmarkierungen?
        -    Funktion überprüfen

    Aries / Windsteueranlage
        -    Inspektion, Schrauben nachziehen
        -    Reinigen: Petroleum? WD - 40 ? in die "Öl-Aufnahme"
                Austretendes WD-40/Petroleum einfangen
        -    Ölen mit dünnflüssigem Öl  

    Kranmarkierungen    
        überprüfen.   (s. 18. Winterlager)

                                                             - - - - -


2.3   Zu-Wasser-Lassen  (Wassern, Kranen)

        Vorbereitung
            -    Fender ausbringen.
            -    Eine Leine im Bugbereich und eine im Heckbereich nach unten hängen lassen, damit die Yacht,
                  wenn sie im Kran hängt, kontrolliert werden kann.
            -    Antifouling bereithalten.
            -    Kranen kann lange dauern: Wasserflasche (im Süden), Photo?
            
     Während die Yacht im Kran hängt ...
            Auflageflächen und Kielsohle mit Antifouling nachstreichen

    Yacht in den Gurten, Rumpf schon im Wasser
        An Bord klettern ...
        -   Volvo-Stopfbuchse ("Volvo-Seal")
                ... so zusammendrücken, dass ein Tropfen Wasser austritt.
                    Wenn es durch Fingerdruck nicht gelingt: kleinen Schraubenzieher ...    
                    Wasser ist Schmiermittel. Der Gummi muss !  in Wasser laufen.
        -   Motor
                -    starten (Seewasser-Ventil auf?) und einige Zeit laufen lassen.
                        Besser ist, wenn der Motor schon an Land kurz gestartet wurde.
                        Wenn beim Filterwechsel Luft im Diesel verblieben ist, könnte es Probleme geben.
                        Besser der Motor stoppt jetzt, solange die Yacht noch in den Gurten hängt, als später.     
                -    Impellerdeckel dicht? 
        -    Log dicht? Wasser in der Bilge?
        Die Yacht verholen oder zum Liegeplatz motoren.

2.4   Mast stellen
        -    Schiff zum Mastenkran verholen
        -    Der (schwere) Fallwirbel der Rollreffanlage muss unten sein.
                Ansonsten könnte er während des Setzens nach unten rutschen und den Segel-Einfädler beschädigen.
        -    Wanten per Hand und in gleicher Länge (Umdrehungszahl!) anziehen.
                Später: Rigg richtig spannen.
        -    Zum Liegeplatz motoren. Dort alles weitere.

2.5   Am Liegeplatz  
        Motor       
        -    Starten.  Überprüfen:
                 -   Alarme
                 -   Gashebel und Getriebe (Schub vw, rw)
                 -   Thermostat: Kühlwassertemperatur sollte bei ~ 80 Grad stabil bleiben.
        -    Maschine warm fahren (Kühlwasser auf 80 Grad plus einige Minuten)
        -    Diesel nachtanken?   

    Trinkwasser    
        -    Vorausgesetzt wird eine  Desinfektion im Herbst (s. II /18. Winterlager).
                 Wenn nicht, nachholen
        -    Wasser-Desinfektionsmittel-Gemisch entfernen: gründlich spülen (3 x je 10 l Frischwasser).    
        -    Falls Kohlefilter:  erneuern; mind. jedes 2. Jahr (zum Thema Kohlefilter: II / 13. Leben an Bord / 2. Trinkwasser)
        -    Wassertank auffüllen
                Wenn Wasser ausspritzt, heißt das nicht, dass der Tank voll ist. Weniger Wasserdruck!
        -    Wasser mit Mitteln auf Silberjodidbasis haltbar machen (nicht bei Alu-Tanks).
        Weitere Hinweise unter II / 13. Leben an Bord / 2. Trinkwasser

    WC
        -    Service im Herbst (II / 18. Winterlager)
        -    Probespülung. Wenn es an der Schubstange tropft: Dichtring ersetzen.
        
    Log       
        Wenn an Land versäumt: Loggeber im Wasser herausziehen, schnell Hand auf die Öffnung,
        dann mit (bereit gelegtem) Stopfen verschließen.
        Service siehe oben.

    Rigg spannen    
        Ausführliche Darstellung in:   4. Riggtrimm    
        -    Erst das Achterstag spannen, dann die Wanten.
                Wenn das Achterstag angezogen wird, lassen sich die Wantenspanner leichter drehen.
        -    Etwas unter den notierten Werten bleiben (Abstände der Gewindebolzen in den Wantenspannern)
        -    Am nächsten Tag nachspannen. Evtl. ein 3. Mal einen weiteren Tag später.
        -    MiAm Schluss m Splinten die Wantenspanner sichern.
    
        Splinte
        Untauglich sind Ringe anstelle von Splinten. Sie öffnen sich, biegen sich durch die Belastungen gerade
        und fallen heraus. Der Vorgang ist so ähnlich, als würde man ein gebogenes Eisen in einen Schraubstock
        spannen und diesen zudrehen.
        Vom Rigger werden jedes Mal aus Zeitgründen neue Splinte eingesetzt.
        Ich hatte auch mit mehrfach verwendeten Splinten nie Probleme.
        -    Grob deformierte Splinte austauschen.
        -    Splinte umbiegen, mit Tape (oder anders) "entschärfen"

    Deck
        waschen / wachsen / evtl. polieren  (s. Rumpf, oben)
        Waschen:    mit Wasser und grüner Seife  

        Teak-Deck    
           Es gibt unterschiedliche Methoden:
                 -    mit Wasser und grüner Seife reinigen
                 -    mit Salzwasser reinigen
                 -    mit Soda und Salzwasser reinigen
                 -    oder mit speziellen Teakpflegemitteln behandeln.
    
    Luken, Fenster    
        Nur Wasser und Spülmittel verwenden; mit Lappen oder Schwamm.
            Reinigungsmittel verkratzen die Oberfläche. Ebenso Bürsten.
        Kleinere Kratzer im Acryl- oder Plexiglas: Polierpaste aus dem Handy-Zubehör; auch Zahnpasta soll funktionieren.
        Größere Kratzer: Xerapol-Kratzentferner ("für klare Helmvisiere"). Motorradgeschäfte,  50 gr-Tube.    

    Mastrutscher, Rollen, Umlenkrollen, Blöcke, Aries, Karabiner
        Marine Spray (Silicon-Spray), kein WD 40, kein Fett.
        Teflon-Spray gibt einen grauen Belag. (Ich benutze es nicht mehr.)

    Leinen
        Fallen durchziehen; Leinenplan oder Foto vom letzten Jahr.
    
    Segel  
        Schimmelflecke sollten möglichst bald entfernt werden; sie schwächen das Material.
            Empfohlen wird, sie mit einer 1-prozentigen Chlorlösung (auch 5-%iger Hypochloridlösung) zu behandeln.
            Das Mittel etwa zwei Stunden lang einwirken lassen (bei 5-%iger Hypochloridlösung "einige Minuten"),
            dann mit Wasser und einer weichen Bürste ausbürsten.
        Rostflecke:  5%ige Oxalsäure
        Öl- und Fettflecke: Textilreiniger aus dem Supermarkt; 1/4 Stunde Einwirkzeit; nachspülen    
           
        Beim Anschlagen der Segel sollte Windstille herrschen; tolerierbar ist ein leichter Wind von vorne.
        Windstill ist es meistens am frühen Morgen.    
      
      Fock
        am Vorstag, mit Stagreitern
        Dieses System ist das herkömmliche. Das Vorsegel wird an seinem Vorliek von unten nach oben
        mit den Stagreitern am Vorstag angeschlagen.
             Mit der Hand von Stagreiter zu Stagreiter dem Vorliek nachgehen, damit sich nichts unbemerkt
             vertörnen kann. Schoten einbinden (s. Rollfock)
    
      Rollfock  
        Die Reffleine muss in der Trommel aufgewickelt sein, dann zieht man das Ende heraus und verlängert bis
        zur Fall-Klemme. Das Segel wird in einer Profilschiene mittels eines drehbaren Schlittens nach oben gezogen.
        Zu zweit arbeiten: einer am Vorschiff (Segel), der Partner an den Fallen im Cockpit
        -    Fockfall oben am Schlitten einhängen, Segelkopf am Schlitten befestigen
        -    Der Partner am Fockfall zieht nun langsam nach oben, dabei wird die Kederleiste in die Profilschiene eingeführt.
        -    Wenn das Segel oben ist, muss nachträglich der letzte Meter unten in die Kederleiste per Hand eingeführt werden.
        -    Segel unten (am Segelhals) mit einem Schäkel am Bugbeschlag festmachen
        -    Vorliek der Fock mit Fall durchholen
        -    Schoten einbinden
              Zum Befestigen der Schoten keine Schäkel verwenden!
                   Schlagende Schäkel können ernsthafte (Kopf-)Verletzungen verursachen.
                   Man knotet die Schoten üblicherweise mit einem Palstek ein.
        -    Holepunkt grob einstellen und Schoten nach achtern zur Winsch führen.
        -    Segel aufrollen: Ziehen an der Reffleine (= Reffvorgang).
               Das Segel dabei unter leichter Spannung halten, damit es sich eng aufrollt (und bei Wind nicht schlägt).
        -    Fock-Persenning gegen UV-Licht hochziehen.
               -    Zwei weitere Törns: Schoten zweimal um das Segel holen, dann nach unten führen und festbinden.
               -    Persenning (mit Spifall durch Partner) hochziehen, dabei Reißverschluss schließen.
                    Die "Verspann-Leinen" (mit denen man die flattrige Persenning eng stellt) durchholen; festbinden.
    
      Groß  mit Latten
        Vorbereitungen
            -    Segel im Segelsack an Deck legen; Segelsack entfernen.
            -    Segellatten bereitlegen (falls sie herausgenommen wurden); Handschuhe!
            -      Großfall am Segelkopf anschlagen
                        Tipp: Schraubschäkel am Großfall, keinen Schnappschäkel     
            -      Lazyjacks: eine Reihe (auf der gegenüberliegenden Seite zum liegenden Segel) hochspannen
                
        Anschlagen
            Ich gehe von einem modernem Rutschersystem aus (Vgl. I / 6. Segel)
            -    Groß abschnittweise hochziehen;
            -    dabei Latten einschieben und das Lattenende in den zugehörigen Latten-Mast-Verbinder (batten link)
                  einspannen. Handschuhe verwenden, Glasfasergewebe!
            -    Evtl. die Spannung der Latten verändern (erhöhen?) durch Drehen an den Spannern.
            -    Die Kugelköpfe der Latten-Mast-Verbinder in die Aufnahmen der Mastschlitten einführen und verriegeln.
                      Dabei Sprengringe an den Verriegelungen überprüfen, evtl. ersetzen. (Sprengring-Zange).
            -    Im Wechsel dazu das Vorliek an den Zwischenrutschern befestigen (vgl. II / 18. Winterlager).        
            -    Wenn das Groß hochgezogen ist, den Fußpunkt des Segels am Lümmelbeschlag befestigen.
            -    Die zweite Lazy-Jack-Reihe (bei hochgezogenem Groß) setzen und durchholen.
            -    Nun könnte das Groß in die Lazy Jacks abgelegt werden.

        Reffs einziehen
                Die Beschreibung gilt für Ein-Leinen-Reffs.
                Vor Beginn der Arbeiten: den zugänglichen Teil der Reffleinen waschen.
        Die Reffs ziehen das Groß abschnittweise auf den Baum herunter. Dazu müssen sie vorne am Vorliek
        und hinten am Achterliek ansetzen.
        -    Im Groß sind an den entsprechenden Abschnitten Kauschen eingesetzt. Daran befestigt man für jedes Reff
                jeweils eine Rolle (am Achterliek und am Vorliek).
        -    Die Reffleine wird achtern am Baum festgebunden (Markierungen?) senkrecht unter dem Reffauge
                Vorausgesetzt wird ein fliegendes Unterliek.
                Wenn nicht: festbinden an den vorgesehenen Augen am Baum.
        -    Die Leine läuft von hier aus senkrecht nach oben zur Achterliekrolle - zurück ans Baumende -
                wird im Baum nach vorne zum Lümmelbeschlag geführt – läuft nach oben zur Rolle im Vorliek – wieder nach
                 unten zum Mastfuß – und schließlich  zu den Feststellklampen am Kajütdach.
        -    Großschot anbringen       

       Wenn die Reffs eingeführt sind:
        -    Segel hochziehen und überprüfen, ob die Reffs richtig laufen.
        -    Reffs testen: reffen, nacheinander in allen Reffstufen
        -    Dabei Baumniederholer und Großschot freigeben; der Baum muss steigen können.
        -    Reffmarkierungen am  Großfall und an den Refleinen prüfen, evtl. nachmarkieren.
                  Bei Einleinen-Reffs sollten die Rollen am Vorliek mindestens 20 cm über dem Baum stehen bleiben.
                  Nicht tiefer herunter-winschen!         
        -    Dann das Groß auf den Baum herunterholen und auftuchen (= mit Zeisingen auf den Baum binden).
                  Bei Lazy Jacks ist dies nicht nötig; das Segel bleibt locker in den Lazy Jacks auf dem Baum liegen.
        -    Zum Schluss Baumpersenning setzen.

    Ausrüstung an Deck anbringen:
           Rettungsring, Markierungsboje, Rettungsring mit Schwimmleine ...
           Strecktaue    beidseits an Deck, im Cockpit beidseits und für den Rudergänger quer   

    Nav.lichter         überprüfen
    Rauchmelder     überprüfen
    kleine Batterien    einsetzen:  Uhren, Taschenlampen …

    Niropflege
        Wantenspanner, Rollen, Schäkel, Bug- und Heckkorb, Seereling    …
        mit 25%iger Phophorsäure Roststellen einpinseln (passivieren) und nach dem Trocknen abwischen.
        Evtl. mehrfach wiederholen. Ein Wundermittel!       

    Verproviantieren
        Küstenfahrt, Große Fahrt
            s. II. 15. Der ernsthafte Törn  / Schiff vorbereiten – Küstenfahrt, Große Fahrt

                                                             - - - - -
                                  

3. Antifouling

Im Wasser werden Gegenstände u. a. von Algen und Seepocken besiedelt, im Salzwasser mehr als im Seewasser, 
an ruhenden Gegenständen mehr als an bewegten. Dagegen helfen  sog. Antifoulings (fouling = Bewuchs).
Süßwasser erzeugt den geringsten Bewuchs, Brackwasser mittleren, kühles Meerwasser starken Bewuchs, warmes, salzhaltiges Meerwasser (Mittelmeer) extremen Bewuchs.
Bei Yachten, die längere Zeit im Mittelmeer im Hafen liegen, kommt alles zusammen.

Wikipedia, Geschichte
Besonders schädlich war Fouling bei hölzernen Seeschiffen, wie sie bis ins 20. Jahrhundert benutzt wurden. Auf den Holzplanken lagerte sich besonders viel ab. Seit der Antike, so zum Beispiel im römischen Reich, bedeckte man den Unterwasserbereich der Schiffe mit Bleiplatten, um das Fouling zu behindern. Blei ist weich genug, um es auf holzigen Untergrund hämmern zu können. ... Man begann im 18. Jahrhundert vermehrt, die Schiffe mit Kupferplatten zu bedecken. Dies schützte auch vor dem Schiffsbohrwurm Teredo navalis, einer holzbohrenden Muschelart.
Aus einem früheren Wikipedia-Artikel:
Eine schwere Disziplinarstrafe in der Seefahrt war das Kielholen, bei dem der Betroffene durch die scharfkantigen Fouling-Ablagerungen schwerste Verletzungen mit oft tödlichen Folgeinfektionen erlitt. ...

Antifoulings sind letztlich Gifte. Im Zeichen des Umweltschutzgedankens wird man nur so viel verwenden, wie unbedingt nötigt ist. In Süßwasser braucht man vielleicht überhaupt kein Antifouling. Es genügt u. U. das Schiff mit dem Hochdruckreiniger vom grünen Belag zu befreien.
Wenn das Schiff längere Zeit in Salzwasser liegt, sind Antifoulings notwendig.
Brackwasser nimmt eine Mittelstellung ein. In Holland gibt es Vorschriften in Bezug auf den Einsatz bzw. Nicht-Einsatz von Antifoulings für die sensiblen Brackwasserzonen.
In vielen Antifoulings ist Kupfer enthalten. Kupfer ist giftig und hindert Mikroorganismen an der Ausbreitung. Man kennt diesen Effekt von Kupfer-Dachrinnen.
Aber Kupfer fördert gleichzeitig Elektrolyse.
Ich würde aus diesem Grund nie kupferhaltiges Antifouling auftragen. (Ich nehme Trilux 33, ohne Kupfer.)
    
Nach einem Test-Bericht von „Segeln“ (3/2006) spricht alles für:
    Weich-Antifoulings …        … nur nicht der Preis !
    Deshalb wählt der schmale Geldbeutel Hartantifouling.
    (Das gilt 2020 nicht mehr unbedingt. Preisvergleich!)

Auftrag von ungleichen Antifoulings:  nur Weich auf Hart ist möglich. Andersrum: Abbeizen!
Langzeit-Antifouling    Wirkungsdauer angeblich bis zu 10 Jahren
Farbabweichung: Die Farbe Rot des Produkts Trilux von International ist in Italien eine andere als in Dtld.  

Beim Erstanstrich ist darauf zu achten, dass der Rumpf lange genug aushärten kann, bevor man streicht. Sonst löst sich die Antifoulingfarbe im Laufe der Zeit wieder großflächig ab, sagt der deutsche Fachmann (Palstek).
Der holl. Arbeiter, der meine Yacht geserviced hat, empfahl sofortigen Auftrag. Wenn man länger als 24 h warten würde, müsse man neu anschleifen.
Bei meiner Yacht haben Epoxy und Lack 2 Monate ausgehärtet. Dennoch hat sich das Antifouling in der beschriebenen Weise abgelöst.
2013 habe ich es mit der holländischen Methode versucht:
    -    Abschleifen des Antifoulings; Anschleifen der Epoxy-Spachtelung
    -    Auftrag von Epoxy    -   warten; max. 24 Std.
    -    Auftrag von Antifouling    
         Die erste Lage Antifouling soll nass in nass mit der letzten Lage der Lackierung erfolgen.
(2014: alles ok; 2019: noch immer alles ok.)

Saisonaler Auftrag
Antifouling wird jährlich zum Saisonbeginn in der Regel mit einer Rolle auf das Unterwasserschiff bis zur Wasserlinie
plus 20 cm aufgetragen.
Gutes Abklebeband verwenden, um scharfe Farblinien zu erhalten. Schlechtes Band wird von der Farbe unterwandert.
Im Folgejahr muss man das Antifouling anschleifen, um den neuen Anstrich zu verankern.
Bei Weichantifouling habe ich lange nur aufgetragen.
Gewissenhafte Skipper schleifen das Antifouling bis auf den Rumpf ab. Ich warne davor.
     Das Gelcoat des Rumpfes wird mindestens angeschliffen. Dadurch nimmt seine Porosität weiter zu.
     Noch mehr Wasser dringt in die tieferen Schichten. Osmosegefahr!
          Vgl. I / 1. Rumpf / 2. Osmosevorbeugung
Aufgrund der Elektrolysegefahr rate ich von Antifoulings mit Kupferzusatz ab.
Ich habe Trilux (International) verwendet.
Menge: für unser Yacht (11.50 m, gemäßigter Finkiel) für 2 Anstriche 2 x 2,5 l.
             evtl. 1 Dose (3/4 l) in Reserve halten

International:  Antifouling entfernen und auftragen
    https://www.international-yachtpaint.com/de/de/support/boot-streichen-fachberatung/antifouling-entfernen
    https://www.international-yachtpaint.com/de/de/support/boot-streichen-fachberatung/antifouling-auftragen        

                                                                           - - - - -

                4.     Rigg - Trimm

                4.1   Mast gerade stellen
                4.2   Mastfall einstellen
                4.3   Durchbiegung des Mastes begrenzen  
                4.4   Wanten spannen
                        -    Verfahren  nach Paasch, Zollstock-Methode
                        -    Wantenspannungs-Messgerät
                        -    Methoden ohne Messgeräte
                4.5   Nachtrimmen unter Segeln
                4.6   Meine Methode
                

Es ist ein Unterschied, ob der Mast zum ersten Mal eingerichtet wird, oder ob man den Mast nach einem Winterlager zum wiederholten Male stellt (und mit alten Einstellungs-Werten arbeiten kann.)
Hier die ausführliche Version:

Prinzipieller Ablauf
 
           1.   Mast gerade stellen
            2.   Mastfall einstellen
            3.   Wanten spannen
            4.   Durchbiegung des Mastes begrenzen
            5.   Nachtrimmen unter Segeln

Vor dem Maststellen
:
     -    die Spanner fetten
     -    die Wanten messen:
             Sie müssten gleich lang sein. Wenn ja, die Wantenspanner ebenfalls auf gleiche Länge einstellen.
             Wenn nein: ausgleichen.

4.1   Mast "gerade" stellen
        "Gerade" heißt hier im 90o-Winkel zum Deck. Der Mast soll sich weder nach Bb noch nach Stb neigen oder verziehen.
        Eine Mastbiegung oder Neigung nach achtern bleibt unberücksichtigt und wird unter 4.2 "Mastfall" behandelt.
        
        Wenn der Mast vom Kran auf die Mastplatte gestellt wird:
           -   Die Wantenspanner nur einfädeln und per Hand spannen, so dass sich der Mast nicht mehr bewegt;
                gleiche Umdrehungszahlen Stb und Bb.
        -   Die weiteren Arbeiten ohne Seitenwind durchführen.
              Seitenwind verfälscht die Einstellungen. Erst wenn die Wanten gespannt sind (im Endzustand) bleibt
              der Mast im oberen Teil auch bei Seitenwind gerade.

    Kontrolle, ob der Mast "gerade" steht:
        -    Wenn man darauf baut, dass die Wanten gleich lang sind, genügt es, die Wantenspanner mit
                gleicher Umdrehungszahl anzuziehen
        -    Kontrolle per Großfall: Der Abstand Masttopp – Pütting muss gleich sein. Das Großfall als Maßband verwenden,
               auf einer Seite zum Pütting spannen, markieren feststellen und mit der anderen Seite vergleichen.
        -    Wer optisch kontrolliert, setzt voraus, dass das Schiff auf "ebenem Kiel" schwimmt. Das bedeutet, dass das
               Schiff gleichmäßig beladen sein muss (Wassertank, Dieseltank).
        -    Optisch kontrollieren, ob der Mast gerade steht, kann man  
                -    durch einen Blick entlang der Mastnut nach oben.
                      Fehlerquellen:
                           -   Brillenträger: Der Schliff der Gläser spiegelt u. U. eine Krümmung vor, die gar nicht existiert.
                           -   Sonneneinstrahlung: Wenn eine Seite im Schatten liegt, bekommt die Sonnenseite
                                ein optisches Übergewicht.
                           -   Mastverjüngung: Sie wirkt wie ein Knick.
                -    durch Blick vom Achterdeck an der Dirk vorbei zum Mast.
                          Voraussetzung: Der Baum steht mittig und die Dirk ist straff durchgesetzt.
                          Allerdings sitzt die Rolle in der Mastspitze nicht immer mittig!
                -    durch Blick vom Land aus am Achterstag und Dirk vorbei zum Mast.
                -    Auch mit Hilfe des Vorstags ist erkennbar, ob der Mast eine Kurve hat oder gerade steht.


4.2   Mastfall einstellen
        Der Mastfall (= Neigung des geraden, ungebogenen Mastes nach achtern) wird ausschließlich durch die Länge des
        Vorstags bestimmt. Er ist eigentlich durch Konstruktion und Rigghersteller bzw. Werft vorgegeben.
        Man kann ihn natürlich verändern.
        Wenn man davon ausgeht, dass die Werft alle Stagen und Wanten in ihrer Länge richtig berechnet und angefertigt
        hat, müsste der Mast automatisch in die richtige Lage gelangen.

    Mastfall-Werte
        -    Paasch spricht von     3    bei "sportlich ambitionierten Yachten".
                                                    (aus: Georg Paasch, „Riggtrimm und Riggausrüstung“; Literatur-Angaben am Schluss)
        -    Seldén kalkuliert die Standard-Vorstaglänge mit  1o  Mastfall und empfiehlt, selbst zu experimentieren.
                   (Beachten: Mit größerem Mastfall erhöht sich die Luvgierigkeit.)
        -    Jan Kuffel  differenziert:
                Topprigg:                0,5  -  1 o
                Fraktionell-Riggs:    2     -  3 o            (Palstek 1/17)

    Wie viel  ist 3 o Mastfall?
        Wenn der Mast schräg steht und man sich ein Lot von der Mastspitze zum Deck denkt, wird dieses fiktive Lot
        um eine gewisse Strecke nach hinten auf dem Deck aufsetzen. Diese Strecke kann man messen.
        In der Praxis verwendet man das Großfall als Lot, mit einem Gewicht unten am Ende.

    Nun soll der Abstand  Lot - Hinterkante Mast (bei Mastfuß, an Deck) berechnet werden für einen Mastfall von 3 o:
        -   Berechnung bei 10 m Mastlänge:  
                    s. Winkelfunktionen bei II. / 21. Maße, Gewichte, Formeln
                    Dort erkennt man am Dreieck:  Der Mastfall-Winkel  ist der Winkel alpha.
                
                sin 3     =      Gegenkathete (= gesuchte Strecke X) durch Hypotenuse (= Mastlänge)  
                            =          X   :  10  
                     X     =      sin 3  *  10
                Der Wert von sin 3  =  0,052  (Wert aus jedem Rechenprogramm) 
                     X    =      0,052  *  10   =  0,52 m
                Bei einem 10m-Mast beträgt der Abstand Masthinterkante – Lot-Fußpunkt  am Deck:   0,52 m
                
                Bei 16.50 Mastlänge (Summertime)   X  =  0,052 * 16  =  0,86 m
            
        -    Einfacher messen lässt sich der Lotabstand an der Oberkante Baum:
                Bei einer angenommenen Baumhöhe (Oberkante) von 1 m und einer um diesen Betrag
                verminderten Mastlänge (von nun 9 m beim 10m-Mast) ergäbe sich:    
                
                    X      =   0,052 * 9          =   0,47 m (Messstrecke Oberkante Baum)
            Bei meinem Mast (Summertime):
                    X      =   0,052 * 15,5     =   0,81 m


4.3   Durchbiegung des Mastes begrenzen   
        "Ein Wort der Warnung … vorweg: Viele Riggs von Fahrtenbooten sind nicht für Mastbiegung ausgelegt.
        Die Salingbeschläge dieser Riggs sind nur auf der Außenseite des Mastes befestigt und haben keine
        durch das Mastinnere gehende Verbindung.
        Dieser Typ Mast sollte nur bis zu einer maximalen Mastbiegung gefahren werden,
        die seiner Breite in vor-achterlicher Richtung entspricht."                              (www.fritz-segel.de)
    
    Werte:
        ... für Partialriggs mit gepfeilten Salingen
        "Eine Mastbiegung von 1,5 x Querschnittslänge des Mastprofils … sollte ... nicht überschritten werden."
                                                                                          (Georg Paasch, Riggtrimm und Riggausrüstung)

    Durchführung
        -    Durchmesser des Mastes messen.
        -    Maximale Mastbiegung  =  Mast-Durchmesser * 1,5.
        -    Großfall am Fußpunkt des Mastes einpicken, durchsetzen.
        -    Nun das Acherstag anziehen ... Dabei das Großfall straff halten.
             Der Mast baucht sich in Richtung Bug.        
        -    Messen:
                Abstand Hinterkante Mast an seiner am weitesten durchgebogenen Stelle (etwa auf halber Höhe)  –  Fall.     
                    ... Anziehen bis der Maximalwert, der nicht überschritten werden sollte, erreicht ist.   
        -    Mit Tape am Spanner markieren.        
                Summertime:  Mast-Durchmesser 20,8 cm * 1,5 = 31,2 cm.     
                Ich belasse es bei 25 cm aus Sicherheitsgründen.
        -    Evtl. eine ähnliche Sicherheitsmarge zugeben.

                                                             - - - - -


4.4   Wanten spannen
Es gibt mehrere Methoden. Sie sind unterschiedlich kompliziert.
Entscheidend: Wie sehr müssen die Wanten gespannt werden? Wie kann man messen?

-    Verfahren nach Paasch, "Zollstock-Methode"
        Es gibt Unterschiede hinsichtlich der Riggs.
        Paasch und Seldén differenzieren ob Mast an Deck steht oder nicht
        und nach
        -   toppgeriggten Masten     mit 90 o – Salingen
        -   Partialriggs                      mit 90 o – Salingen
        -   Partialriggs                     mit gepfeilten Salingen            

    Drähte reißen bei Bruchlast. Diese Bruchlast ist bekannt. (Zahlen bei Selden).
    Drähte dürfen daher nur bis zu einem bestimmten Prozentsatz der Bruchlast gespannt werden.

  Oberwanten
    Paasch empfiehlt eine Spannung der Oberwanten bei
        -   toppgeriggte Masten     mit 90 o –Salingen   von         15 %    der Bruchlast
        -   Partialriggs                  mit 90 o –Salingen                 15 %
        -   Partialriggs                 mit gepfeilten Salingen     ~ 20 %  (nicht über 25 %)
    
    Beim Spannen dehnen sich die Drähte, sie werden länger.
    Bei einem (normalen) 19-kardeeligen Drahtseil bei 5 % der Bruchlast um 0.5 mm/m.
    Bei 15 % der Bruchlast die 3fache Strecke:   1,5 mm/m   (in Worten: 1,5 mm pro Meter).                                      
    Bei 20 % der Bruchlast sind es  2 mm/m.  
                  

Umsetzung bei einem
                         Partialrigg mit gepfelten Salingen  

    Wenn man 1 m Want (19-kardeelig) unter einen Zug von 20 % der Bruchlast setzt, wird es 2,0 mm länger.
    Ist die Messstrecke 2 m (Zollstocklänge), sind es 4 mm.
    Das ist der Ausgangswert.

    Oberwanten
    -    Die Wanten werden ohne Werkzeug zunächst "handwarm" gespannt.
           Sollte der Mast während des Winterlagers unter Spannung gestanden haben, muss diese Ausgangslage
           hergestellt werden: entspannen, per Hand spannen.
    -    Der 2m-Zollstock wird am Want mit Tape befestigt, so, dass sein unteres Ende mit dem oberen Ende
           des Walzterminals abschließt.
    -    Wenn man den Wantenspanner anzieht, wird die Teilstrecke (2 m) um den "Teil-Reck" länger:
                der Zollstock wandert scheinbar nach oben.
           Wenn der Zollstock um 4 mm höher steht, ist die gewünschte Spannung erreicht.
           Gemessen wird mit einer Schublehre.
    -   Im Wechsel an Bb und Stb spannen, mit gleichen Umdrehungen.
    Es gelingt nicht immer, den Zollstock millimetergenau so anzubringen, dass er mit dem Walzterminal abschließt.
    Das muss auch nicht sein. Man markiert das Ende des Zollstocks am Want oder am Terminal und misst die Differenz
    zwischen Markierung und Zollstockende.

    Mittel- und Unterwanten
        Seldén spannt die Mittel- und Unterwanten anschließend so, "dass der Mast gerade steht".       
        Jan Kuffel empfiehlt  (in: Palstek 2/13) für Mittel- und Unterwanten bei Riggs
            -   mit einer Saling:        50 % der Oberwantenspannung    (also die Hälfte; bei  Partialriggs 2 mm/2m)
            -   mit zwei Salingen:   40 % der Oberwantenspannung    (bei Partialrigg mit gepfeilten Salingen: 1,6 mm/2m)
            -   mit drei Salingen:      30 %                                          (... 1,2 mm/2m)                                                          
            Dazu muss man erneut den Zollstock anbringen.
            
   Spanntechnik:
        Es wird empfohlen, mit dem Schraubenzieher nicht den Wantenspanner zu drehen, sondern mit ihm den Toggle
        festzuhalten, an dem das Want ansetzt.
        Gedreht wird der Wantenspanner mit einem  passenden Maulschlüssel oder einem "Franzosen" (auch "Engländer").

    Seldén verfährt bei Partialriggs anders.
    Als Beispiel:
                      "Partialrigg mit mehreren gepfeilten Salingen, Mast an Deck"
        -   Oberwanten auf 15 % der Bruchlast spannen (3 mm).
        -   Dann Oberwanten auf 20 % der Bruchlast bringen (4 mm).
               Dabei Anzahl der Umdrehungen notieren. Die Anzahl wird beim Trimmen unter Segeln nocheinmal gebraucht.
        -   Zollstock nicht abnehmen.
        -   Achterstag hart dicht holen, auf 20 % der Bruchlast, (aber nicht höher)
               (Dazu braucht man einen zweiten Zollstock am Achtertag. Das verschweigt Seldén.)
        -   Auf dem Achterstag-Spanner diese Stelle als "normale" Achterstag-Spannung markieren.
               Erhöhte Achterstagspannung vermindert die Oberwantenspannung. Deshalb ...
        -   Oberwantenspannung überprüfen und wieder auf 20 % bringen.
               Weil die Oberwanten durch das Achterstag entlastet wurden, also anziehen.
        -   Achterstag fieren bis es spannungsfrei ist: Oberwantenspannung überprüfen.
               Sie darf 25 % der Bruchlast nicht übersteigen.
                    (20 % entsprechen 4 mm, 25 % daher 5 mm)
    
    Es folgt bei Paasch und bei Seldén
    Trimmen unter Segeln
     Seldén:
    "Segeln Sie Ihre Yacht am Wind.
     Bei 20 o Krängung und Spannung von 20 % der Draht-Bruchlast auf dem Achterstag, darf das Lee-Oberwant
     nicht lose kommen. Wenn das doch der Fall sein sollte, muss die Spannung auf den Oberwanten
     erhöht werden, jedoch nicht mehr als 25 % der Bruchlast des Drahtes (mit derselben Anzahl von
     Spanner-Umdrehungen, die Sie vorher notiert haben)."

        
    Kritische Anmerkungen  zur Zollstock-Methode

    -   „Handwarm“
    Das Längerziehen der Drähte braucht einen Beginn, die Null-Stellung.
    Wer Kraft hat, erhält bei "handwarm" eine ganz andere Null-Stellung als z. B. ein älteres Semester.
    
    -   Bei einem geteilten Achterstag wird es schwierig:  Wo misst man?  Welche Strecke?
    
    -  Alterung des Riggs
    Nach einigen Jahren sind die Drahtgeflechte nicht mehr so elastisch; sie dehnen sich weniger.
    Die Millimeterangaben stimmen dann nicht mehr.
    Darüber gibt es keine Angaben.    
    
    -    Kompliziert
    Mir ist es nicht einmal gelungen, das Metermaß genau und unverrückbar anzubringen.
    Das Metermaß dann mit Hilfe der Wantenspannung exakt 4 mm bewegen ?
    Dazu die Probleme mit dem geteilten Achterstag ...   Den Zollstock erneut bei den Mittel- und Unterwanten ...
    Ich bin gescheitert. Und es ist mir zu kompliziert.
    
    -   Wantenspannungs – Messgerät ?
    Es gibt einfache Spannungsmessgeräte für Drähte. Sie funktionieren bei gespanntem Draht durch seitliches Einhängen
    und Kippen. Je weiter der Kippausschlag desto weniger gespannt ist der Draht.
    Die Verwendung eines solchen Messgerät dürfte deutlich benutzerfreundlicher und auch genauer sein, als der Zollstock.
    Man müsste die entsprechenden Werte kennen.
    
    -   Trimmen unter Segeln
    Letzten Endes erhält man auch bei der Zollstock-Methode die Endeinstellung erst beim Trimmen unter Segeln.
    Dazu ist dieser komplizierte Vorlauf nicht nötig.   

                                                              - - - - -

-    Methoden  ohne Verwendung von Messgeräten

   Als mein Rigg mit 7/8-Takelung in Breskens gestellt wurde, hat der Rigger
         -   den Mast provisorisch gesetzt; der Mast blieb am Kran,
         -   die Mechanik der Rollfock angeschlagen,
         -   die Oberwanten und das Achterstag angebracht,
         -   Oberwanten und Achterstag etwas gespannt,
         -   Mittel- und Unterwanten gesetzt,
         -   alle Wanten gespannt, beginnend mit dem Achterstag.
             Spannung der Oberwanten: federnd hart.
         -   Zum Schluss gab es einen Kontrollblick an der Mastschiene entlang nach oben, ob der Mast gerade ist.
             Fertig!
             Gearbeitet wurde mit einem großen passenden Schraubenschlüssel und einem sehr großen Schraubenzieher.
             Natürlich steckt große Erfahrung dahinter.
             Wenn man dieses Verfahren nachahmen will, muss man wissen:
                    -    Wie hoch muss die Spannung sein? Gibt es einen Erfahrungswert?
                    -    Wie "misst" man ohne Messgerät?
    
    Eric Hiscock hat diesen Wert sinngemäß folgendermaßen definiert:
         Die Spannung der Wanten ist dann richtig, wenn die Wanten
             -   bei 10 o Lage gerade lose kommen,
             -   ohne dass sich der Mast verzieht.
                                                                    ("Segeln in Küstengewässern", 1962)
                  Ich zitiere aus dem Gedächtnis, deshalb müssen die 10 o nicht unbedingt stimmen.
                  Die genaue Gradzahl ist auch nicht wichtig.)                    

        "Messen" , ob das Lee-Want sich entspannt, kann man, wenn man sich an das Want stellt und es anfasst.
        Sein Verfahren:
                        So lange nachtrimmen, bis es stimmt.       
                                                     
                                                         - - - - -
   

Meine Methode
    
    Werkzeug
        -    Zum Entfernen der Splinte: Seitenschneider, Flachzange
        -    Zum Drehen der Wantenspanner: großer (!) Schraubenzieher und 2 passende Maulschlüssel
        -    Messen: Schublehre
        -    rutschfeste Schale (oder Kaffeetasse) zum Aufbewahren der Splinte
    
    Reihenfolge beim Spannen der Wanten
    Logisch wäre eigentlich, mit den Unterwanten zu beginnen, dann Mittel- und Oberwanten
    und zum Schluss das Achterstag.
    Man kann dabei sehr gut erkennen, ob und wohin der Mast ausweicht. Beim ersten Maststellen würde ich so verfahren.
    Wenn man aber das Achterstag (oder auch die Oberwanten) als erstes anzieht, lassen sich
    die (anderen) Wantenspanner deutlich leichter drehen.

    Spannung der Wanten:
    Wie Hiscock es beschreibt.
    Die Spannung der Wanten ist dabei ziemlich hoch. Mit diesem Erfahrungswissen beginne ich:
         Wenn man sich auf Deck stellt und mit beiden Händen am gleichnamigen Wantenpaar quer zieht, muss ein
         federndes Moment gerade noch erreichbar sein.
    Bei meiner Yacht mit 16.50 m Mastlänge ist dies (bei halber Kraft) an den Oberwanten eine Zugstrecke von etwa 2 cm,
    bei den Mittel- und Unterwanten etwas weicher: ~ 3 cm.
                      
    Achterstag einstellen
    Das Achterstag zieht den Mast nach hinten unten. Dadurch wird
        -    das Vorstag gespannt.
        -    Weil der Mast sich nicht verkürzen kann, weicht er aus: Der Mittelteil des Mastes biegt sich nach vorne.
        -    Die Oberwanten werden durch das Anspannen des Achterstags etwas entlastet.

    Mein Ausgangswert ist der maximale Biegewert des Mastes (s. „Durchbiegung des Mastes begrenzen“),
    mit einem Sicherheitszuschlag (s. dort).
    Diese Stelle habe ich am Achterstagspanner markiert.
    Ich reduziere die Achterstagspannung um weitere 15 % (auf geschätzte 85 % der Spindel-Strecke).
    Meine Absicht ist, ein flaches Groß zu erreichen, nicht aber ein extrem flaches Groß.
    Es ist ein Gegen-an-Trimm, den ich unverändert durch die gesamte Saison fahre.

    Nachtrimmen unter Segeln
    Am besten bei relativ glattem Wasser aber mit viel Wind (Krängung) und unter Vollzeug.    
    Wichtiger als alle theoretischen Berechnungswerte ist dieses Trimmen unter Segeln.
        -    Zur Wiederholung:
               Die Spannung ist dann richtig, wenn bei Krängung die Lee-Wanten gerade Lose           
               kommen. Das spürt man, wenn man sie anfasst.
        -    Wenn man die Yacht gegenan presst, darf vor allem der obere Teil des Mastes nicht auswandern.
               In der Regel wird man an den Oberwanten nachregulieren müssen.
        -    Es ist einfacher, zu lose Wanten nachzuziehen, als hart gespannte zu lockern.
               Deshalb beim ersten Mal mit geringeren Spannungen beginnen.

    Bei Partialriggs ist es nicht möglich, ein gewisses Auswandern des Masttopps zu verhindern.
    Nur mit Hilfe einer Diamant-Spreize gelingt dies. (s. I / 4. Rigg und Reffanlagen)


    Jährlicher Riggtrimm zu Beginn der Saison
    Wenn man die Werte vor dem Entspannen des Riggs im Herbst notiert (Abstand der Gewindebolzen
    in den Wantenspannern; Schublehre), kann man relativ einfach die Wanten erneut spannen.
    
        1)    Mit dem Achterstag beginnen: 80 % der Endspannung    
        2)    Wanten spannen
                     -    Am 1. Tag ist Genauigkeit nicht erforderlich. Die Drähte dehnen sich noch.
                     -    Am 2. Tag nachspannen,
                     -    Am 3. Tag die im Vorjahr notierten Werte knapp erreichen.
                     -    Während der Saison nachjustieren, auf die Werte des Vorjahres.
        3)    Splinte umbiegen und abkleben (Verletzungsgefahr).
        4)    Achterstag: Endspannung einstellen

    Hinweise
    -   Wantenspanner können sich beim Segeln losdrehen. Durch Splinte sichern!
            Mehrmals in der Saison überprüfen.
    -   Sehr gefährlich ist, anstelle der Splinte Ringe einzusetzen. Sie verbiegen sich durch den Zug, können aufgehen
            und sich herausarbeiten. (Mir ist das zwei Mal passiert!) Das kann den Mast kosten.
    -   Verletzungsgefahr: Splinte abkleben oder anders entschärfen.
    -   Achterstag nie ganz lose fahren. Der Mast darf nicht "pumpen".
            Wenn sich der Mast trotzdem bewegt, evtl. Kutterstag (oder Babystag) setzen und mäßig spannen.
            Vielleicht Achterwanten nachriggen.
    -   Yachten mit Partialrigg können nur mit Diamantspreize optimale Höhe segeln, weil ohne sie der obere Teil
            des Mastes seitlich nicht gehalten wird und sich wegbiegt.
    -   Bei einem GFK-Schiff dehnen sich nicht nur die Wanten. Der Rumpf verformt sich infolge der Achterstagspannung.
            Mehrere Tage Zeit geben; Spannung langsam erhöhen.
            Irgendwann muss man aufhören.
    -   Alterung des Riggs
            Im Laufe der Jahre verliert das Rigg die Fähigkeit, sich zu dehnen.
            Das bedeutet, dass sie die Kräfte, ohne zu federn, (nahezu) ungebremst weitergeben.
                Wenn sie sich weniger dehnen, wird man beim Spannen der Wanten nach der Zollstock-Methode
                eine kürzere Strecke ansetzen müssen. Darüber gibt es keine Informationen.    
            Es könnte auch sein, dass die Wanten bei hoher Belastung (Bö) reißen.
            Alle Drähte des Riggs sollten daher nach 15 Jahren oder nach 25.000 sm ausgetauscht werden.
            Die Kosten stehen in keinem Verhältnis zu den Kosten eines neuen Mastes, sagen die Fachleute.

                                                                    - - - - -

Literatur
Broschüren
-   Georg Paasch, "Riggtrimm und Riggausrüstung", 2001, hg von Herman Gotthardt GmbH, Hamburg
-   Selden, „Informationen und Hinweise zum Riggen und Trimmen Ihres Seldén - Riggs“, o. J., www.selden.com

    Die Broschüre von G. Paasch ist wohl die Ur-Quelle aller Artikel über Riggtrimm.
    Darin enthalten sind Angaben zu allen Rigg-Varianten.
    Auf Anfrage teilte mir "Herman Gotthardt GmbH" mit (22.6.2020):
        ... die Broschüre von Herrn Paasch gibt es nicht mehr, allerdings das nahezu identische Werk von Seldén.
        Dieses finden Sie zum Download unter nachfolgendem Link:
        https://www.gotthardt-yacht.de/media/gotthardt-pdf/Kataloge/Selden/Selden_Trimmanleitung_Katalog.pdf
                                                            

                                                                                                                                         Juni 2020