Segeln mit Yachten                     


                                                                                   19.   Sportboot-Richtlinie, CE - Zertifizierung         

                                 1.    Verfahren, Dokumente, Handbuch
                                 2.    CE-Zertifizierung Beispiel Summertime



1.   Verfahren, Dokumente, Handbuch

Sportboot-Richtlinie
Das grundlegende Gesetz der Europäischen Union ist die "Richtlinie 94/25/EG des Europäischen Parlaments und des Rates
vom 16. Juni 1994 zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedsstaaten für Sportboote"
     ("Sportboot-Richtlinie";  „Directive 94/25/EC of the European Parliament and the Council ...“).
Sie wird ergänzt durch die "Richtlinie 2003/44/EC " (Directive 2003/44/EC ...).
Es folgt die Fassung  "2013/53/EU".
   (Ein Leitfaden dieser Fassung ist zugänglich über Google: "EU, Sportbootrichtlinie",
   anklicken"Leitfaden … https://www.bvww.org/index.php?id=140&ui ...")
Eine Neufassung tritt mit Jan. 2017  in Kraft.

Die technischen Festlegungen erfolgen in einzelnen Verordnungen, den EN-Normen.
Sie gehen in der Regel aus den ISO-Normen hervor (= International Standardisation Organisation).
Die für Sportboote zutreffenden Bestimmungen lassen sich aus dem Internet herunterladen unter dem Stichwort
       "Harmonized standards for recreational crafts".
Die Werft muss bestätigen, dass sie nach diesen Normen gebaut hat.

1.1   Verfahren
Die Zertifizierung der Europäischen Union verlangt Mindest-Standards.

     (Anm.: Diese werden von guten Yachten weit übertroffen, von preiswerten gerade erreicht.)

Modul Aa
(nach CE):   

Der Hersteller bescheinigt die Übereinstimmung mit den "Grundlegenden Sicherheitsanforderungen".
Dann wird eine Prüfstelle eingeschaltet, welche zu "Stabilität und Freibord" und zu "Auftriebskörper und Schwimmfähigkeit"
einen Nachweis "durch eigene Prüfungen ... oder Berechnungen" verlangt.

1.2   Dokumente
Folgende Dokumente werden im Verlauf der Zertifizierung erteilt:
     -    Prüfende Behörde
     -    Konformitätserklärung des Herstellers   
     -    Plakette des Herstellers
     -    Plakette des Konstruktionsbüros

Weitere benötigte Schiffsdokumente und Eignerpapiere:    Vgl.    II.  Praxis, Schiffsführung   
 
1.3   Handbuch
Gesetzliche Vorgaben nach EC-Richtlinie (Sportboot-Richtlinie):

1. Die Europäische Union legt fest, welchen Kriterien Schiffe in Europa für bestimmte Gebiete genügen müssen.
Dafür sind verschiedene Kategorien definiert. Die oberste ist Kategorie A, Hochsee.

2. Kriterien für Sicherheit und Konstruktion gibt es schon lange.
Der Germanische Lloyd steht mit seinen Anforderungen an Konstruktion, Material, Ausführung und Ausrüstung an oberster Stelle.
Wenn ein Schiff „nach Germanischer Lloyd“ konstruiert ist, muss es dessen Vorgaben erfüllen.
Niedergelegt sind sie in
          “Germanischer Lloyd, Rules of Classification and Construction,
             I Ship Technology, Part 3 Pleasure Craft, Chapter 1 – 5
           mit Appendix (Anhang).
Die Bestimmungen des Germanischen Lloyds übertreffen in weiten Teilen die Normen der EU.

3. Die "Sportboot-Richtlinie" ermöglicht verschiedene Vorgehensweisen der Zertifizierung.
Bei einer Bootsserie wird man anders vorgehen als bei einem Einzelbau.
Für mein Schiff traf zu: "Modul Aa" mit Einschaltung einer Prüfungsinstanz.

4. Die Werft muss dem Eigner eine "Konformitätsbestätigung" ("Declaration of Conformity") übergeben,
in welcher die Werft bestätigt, dass sie das Schiff entsprechend den EG-Richtlinien gebaut hat.
Die Werft fügt in der Regel alle EU-Übereinstimmungserklärungen der Zulieferer, z. B. des Motors, hinzu.

5. Schließlich ist dem Eigner ein Handbuch zu übergeben, in welchem die wichtigsten Dinge vermerkt sind.
In der Sportbootrichtlinie ist festgelegt, welche Themen auf alle Fälle enthalten sein müssen:
     -    Leergewicht                   
     -    Angaben der Herstellerplakette       
     -    Höchstbelastung               
     -    Normen
     -    Brandschutz           
     -    Sinksicherheit               
     -    Beschreibung der technischen Systeme   
     -    Handhabung           

Umsetzung der "Richtlinie Handbuch" in den Handbüchern verschiedener Hersteller
Wenn man sich die Handbücher der Hersteller kritisch ansieht, erkennt man schnell, dass sie kaum nennenswerte
Informationen enthalten.

Die Positionen 1 – 3: 
Sie finden sich schon auf der Hersteller – Plakette und werden in den Handbüchern lediglich wiederholt.
Normen: 
Es sind die technischen Normen, nach welchen gebaut werden muss.
(Sie tragen Nummern; diese Nummern lassen sich aus dem Internet herunterladen.)
Früher hat der Handwerker bestätigt, dass er die "derzeit gültigen Normen anwendet."
Kein Handwerker, kaum eine Werft hat die aktuell gültigen CE-Normen vorliegen. Dazu bräuchte es teure Bücher von Fachverlagen.
Im Prinzip arbeitet jeder nach den "derzeit gültigen Normen"; er listet die CE-Nummern auf, und gut ist es.
Brandschutz:
Auflistung der Feuerlöscher und deren Position. Wenn es hochkommt, ein paar Regeln zur Feuerverhütung.
Sinksicherheit:
Sie wird von der “prüfenden Behörde“ ernsthaft untersucht. In den Handbüchern stehen ein paar Allgemeinplätze.
Beschreibung der technischen Systeme:  
Zu jedem Gegenstand (Motor, Radar …) wird heutzutage ein Manual, eine Beschreibung mit Handhabungshinweisen geliefert.
Diese Manuals legt man bei.
     Im Falle der Elektrik hat sich eingebürgert, eine Skizze des Stromnetzes mit für den Laien unverständlichen Symbolen beizulegen.
     Man kann es auch anders machen.
Handhabung: 
Es kann nicht sein, dass der Inhalt von Segelkursen oder Führerscheinen in einem Handbuch aufgelistet werden muss.
Auch hier kochen die Werften mit Wasser: Hinweise zum Winterlager, ökologische Vorschriften bei der Entsorgung
und ein paar Sicherheitshinweise … Diese mit eindrucksvollen Vorsichts-Symbolen bepflastert. Das war es dann!
   
Alle von Werften gelieferten Handbücher, die ich kenne, sind Show.

Schreiben Sie Ihr eigenes Handbuch, wenn Sie selbst bauen!
Die Werft wird das tolerieren. Denn nirgends ist festgelegt, wer dieses Handbuch erstellen müsste.
Sie müssen die oben genannten Themen abhandeln, dann sparen Sie ~ 1000,- € (2005) Gebühr.

Die Prüfende Behörde - in Dtld. ist es im allgemeinen der Germanische Lloyd - wird vermutlich ebenfalls mit Ihnen
zusammenarbeiten, selbst wenn Sie Ihr Schiff im Ausland bauen lassen.
Denn auch die Prüfenden Behörden stehen untereinander in Konkurrenz und müssen Geld verdienen. 

Germanischer Lloyd, Head Office, Vorsetzen 35,  20 459 Hamburg, Germany
    Tel 0049 40 361 49 – 0 
    Fax  +49 40 361 49 – 200                            
    www.gl-group.com
     -   Segelsport, CE: Herr Dirk Brügge  (2005); Tel: ... - 620
                            Mail:     dirk.bruegge@gl-group.com
     -    Naval Architect, Stability Department: Herr Peter Ruesch (2005)   Tel. … -539
                            Mail:     peter.ruesch@gl-group.com
       
                                                                                   - - - - -
 

2.   CE-Zertifizierung:     Beispiel Summertime
 
2.1  Beschreibung der Yacht in Stichworten
     Name der Yacht                              Summertime
     Segelnummer (Registration No)        73
     Baubeginn                                      Frühjahr 2003
     Bootstaufe                                      Do, 14. Juli 2005 

Konstruktionsbüro:        E.G. VAN  DE  STADT   &   PARTNERS BV
Entwurfs-Kategorie:           A,  Hochsee
Entwurf:                           Design-No. 459
Name des Entwurfs:          Van de Stadt Design 37 – Forna

Prüfende Behörde:        Germanischer Lloyd, Hamburg

Werft:                            JACHTBOUW  BART  JAN  BATS

Technische Angaben
Konstruktion                    Rundspant, nach Germ. Lloyd konstruiert; Badeplattform
Länge über alles                      11.55     m    
Länge in der Wasserlinie             9.50     m
Breite                                       3.65     m
Längen – Breiten – Verhältnis      3.16
Tiefgang                                   1.70     m
Verdrängung                             7          t    
Ballast                               3.050          kg    
Ballastanteil                            43.57     %
Stabilitätsumfang                   133        Grad
Rechn. Rumpfgeschwindigkeit     7.5      kn


Rumpf                     Glassfibre-Woodcore; Leistenbauweise
Luken, Portlights        Lewmar
Kiel                          Blei eingegossen und luftdicht verschweißt, untergebolzt
Steueranlage             Ruder freistehend, vorbalanciert, Ruderlager aus Delrin
Beschläge                 Harken, alle Leinen ins Cockpit geführt   
 
Rigg                        Hallspars, Breskens
                                   7/8 - Fraktionell-Rigg mit gepfeilten Salingen,
                                   Roll-Fock; wegnehmbares Kutterstag, bewegliche Backstagen
Mast                         Alu
Masthöhe                 16.50 m (ab Deck) , Durchfahrtshöhe  19.50  m

Segel                     Segelwerkstatt Stade
Segeltragzahl             4.54
Segelfläche:             75.50  m2 (Groß 46.00 m2, Fock 29.50 m2)
Groß:                      Horizontalschnitt, durchgelattet, 3 Reffs
Rutscher–System      Ronstan
Rollfock                   Reckmann
Sturmfock:               10.00 m2, Dacron, Touring
Trysegel:                   4,5 m2, orange.
Reffsystem               1 - Leinen-Reffsystem
                              zusätzlich Trysegelschiene am Mast,
                              zusätzlich Reffhaken am Lümmelbeschlag
 
Maschine              Yanmar
                                 3JH4E, 40 PS, 3 Zylinder, Diesel
Kühlung                   2-Kreis-Kühlung
Getriebe                   Yanmar KM 35 A mit flexibler Kupplung
Wellenanlage          Vetus, wassergekühlt;
Welle                      Remanit; rechtsdrehend
Stopfbuchse            Volvo, Gummi, wassergeschmiert
Propeller                 SPW, Faltpropeller, drei-flügelig (Varifold 18 ´´)

Innenausbau         Mahagony
Kojen                      Vier: Vorschiff 2, Achterkajüte 2; dazu als Seekojen die Salonbänke
Tanks                      Diesel  130 l;     Wasser 130 l;     Fäkalientank (GFK)  60  l
Wasser                    Schlauch-Steck-System von Whale; Druckwasseranlage
Boiler                      Alu, 19 l, 500 W
Kochen                    Gas, 3-fl. Herd mit Backofen
Kühlen                     integrierter Kühlschrank

Elektrik              12 V, Gleichstrom:
                                2 Batterien, 80 A; Generator, Ladegerät (Philippi),
                                Ladebooster (Sterling)
                          220 V, Wechselstrom:
                                RCBO (Fi-Schutzschalter)   

Ankergeschirr   
Hauptanker                         Bügelanker (Kaczierek), 14 kg
   Kette                                 50 m, 10 mm
   Verbindung Anker-Kette       Wirbelschäkel
2. Anker                             Stockanker, 16 kg  
Heckanker                          Fortress, Modell FX 16, Alu, 3 kg
   Kette                              Niro, 6 mm, 15 m
   Verlängerungsleine           25 m, 12 mm; an die Kette gespleißt
   Verbindung Anker – Kette    Wirbelschäkel   
Ankerwinsch                  Lofrans  Project 1000  (1000 W, kurzfristig 1500 W),
                                         für Kette und Leine
Schleppleine                  Liros Squareline, 30 m, 14 mm   

Autopilot                      Radpilot (Raymarine ST 6002 “Smartpilot”)
Windsteueranlage       Aries

Navigations-Elektronik  Raymarine: 
       Lot/Log, Radar, Display am Navi-Tisch plus Plotter am Steuerrad
 
Funk                              UKW
Wetter                            Navtex
 
Jordan-Series-Drogue (JSD)
     Verankerung                   Anschlagplatten Niro am Heck
     Niro-Querstange              zwischen den Anschlagpunkten des JSD
     Verstärkungen                 im Heckbereich und an der Salon-Cockpitwand


2.2   Zertifizierung         
       
1.     Konstrukteur, Werft, Eigner       

Konstruktionsbüro           E. G. VAN  DE  STADT   &   PARTNERS BV
Anschrift                         Box 193, NL - 1520 AD Wormerveer , Holland
Büro                               Industrieweg 35, NL - 1521 NE Wormerveer, Holland
Tel                                       0031 - 75 - 621 65 81     
Email                                    info@stadtdesign.com
Internet                                www.stadtdesign.com

Werft                             JACHTBOUW  BART  JAN  BATS
                                              Gerrit Bolkade 9A
                                              NL – 1507 BR Zaandam, Holland
        Tel                                       +31- 75 - 616 00 35 
        Mail                                      info@bartjanbats.nl
 

Eigner                            Dr. Hans Lampalzer
                                    Alter Kirchenweg 29, 90552 Röthenbach
     Email                                 Dr.HL@Lampalzer.de
 

2.        Dokumente für das Schiff

Modul Aa:    Der Hersteller bescheinigt die Übereinstimmung mit den "Grundlegenden Sicherheitsanforderungen".
Eine Prüfstelle wird eingeschaltet, welche zu "Stabilität und Freibord" und zu "Auftriebskörper und Schwimmfähigkeit"
einen Nachweis durch eigene Prüfungen ... oder Berechnungen verlangt.

-    Prüfende Behörde:         Germanischer Lloyd,     Hamburg, 19. 4. 2006
          Nr. des Prüfberichts:        88.01.0871-
 
-     Konformitätserklärung des Herstellers:   
          Jachtbouw Bart Jan Bats, Zaandam, 19. 6. 2007
          Identifikations-Nummer:    NL   BASF0073F595

   Plakette des Herstellers:
 
Jachtbouw Bart Jan Bats   
        Forna 37`
Ontwerp    Van De Stadt Design  no 459
Vaartuigcategorie             A
Max laadvermogen        500 kg
Max aantal personen     6 pers

Erläuterungen
    -    Kategorie. A:    Hochsee
    Ausgelegt für ausgedehnte Fahrten, bei denen Wetterverhältnisse mit einer Windstärke über 8 (Beaufort-Skala)
    und signifikante Wellenhöhen bis einschließlich 4 m auftreten können.
   
    -    Höchstzahl der Personen an Bord in offenen Gewässern (Kat. A):
    Die Personenzahl richtet sich nach der Kategorie der Rettungsinsel.
    Die Zahl kann in nicht-offenen Gewässern überschritten werden, wenn das Gesamtgewicht nicht überschritten wird.

-    Plakette des Konstruktionsbüros
 
 VAN DE STADT DESIGN
     design No                459
     registration No          73
This yacht has been built according     
  to the plans and agreements of
E.G. VAN DE STADT &  PARTNERS B. V.
          Industrieweg 35
1520 AD Wormerveer – Holland

                                                                                                      März, 2016