Meine Buchkritik aus dem Jahre 2005 scheint überholt zu sein: Das Buch wurde nicht neu aufgelegt. 
Ich nehme sie dennoch hier auf.
Die Gründe
     -       "Besser Ankern" ist ein klassisches Beispiel für Manipulation.
                   Der Autor ist gleichzeitig Erfinder eines Produktes, das er verkaufen will.
     -       Wer einen Anker sucht, sollte informiert sein.
                  Vor allem den Anmerkungen und dem Anhang wird man wertvolle Informationen entnehmen können.
 
Weitere Informationen zu Ankergeschirr und Ankern in:
                 Handbuch für Yachten / I Theorie / 14. Ankergeschirr
                                                       II Praxis   / 11. Ankern
                                                                                                        
  (auf dieser Webseite) 

                                                                             - - - - - 
 

 "Besser Ankern"   
       Alain Poiraud und Achim Ginsberg-Klemmt, Gastautor Alain Fraysse

Der Palstek-Verlag hat ein neues Buch vorgelegt, welches an den Erfolg der bisherigen Sachbücher anschließen dürfte.

Eigens für den Palstek-Verlag geschrieben wurde "Besser Ankern" jedoch nicht, auch wenn dieser Eindruck vermittelt wird.
Grundlage ist nämlich das Buch "Le Mouillage" von Alain Poiraud.1 
Achim Ginsberg-Klemmt hat übersetzt.
Neu hinzugefügt wurde das Kapitel "Richtlinien, Regeln und Gesetze".
Alain Fraysse`  eher mathematischer Teil wurde neu gefasst und konsequenterweise als theoretische Grundlegung ziemlich an den Anfang
von "Besser Ankern" gerückt.
Der Großteil der Bilder und Skizzen zum Text stammt ebenfalls aus der französischen Vorlage.
Sie wurden vergrößert und aufwändig elektronisch bearbeitet, sind gestochen scharf und überaus informativ; letzteres gilt in gleicher Weise
auch für die neu hinzugekommenen Skizzen und weiteres Material aus dem Fundus des Palstek-Verlages.
Großformatige, doppelseitige Bilder von ankernden Yachten auf den Ankerplätzen der Welt leiten jedes Kapitel des Buches ein.
Diese Fotos sind wunderschön und romantisch, ohne kitschig zu wirken. Sicherlich stammen sie allesamt von Achim Ginsberg-Klemmt.
Ein neuer Aspekt ergibt sich, wenn man entdeckt, dass Alain Poiraud gleichzeitig Erfinder des Spade-Ankers ist.
Ist es verwunderlich, dass in dem Kapitel über die Wahl des richtigen Ankers der "Spade" am besten abschneidet,
übertroffen bestenfalls vom "Océane", ebenfalls von Alain Poiraud?
Jedenfalls führt die Argumentation zielgenau auf beide Anker hin.
Der unvoreingenommene Leser liest ohne kritische Distanz.
Meiner Meinung nach hätte der Verlag zu  Beginn unmissverständlich auf Poirauds Doppelfunktion hinweisen sollen.2
 
Inhalt:       Übersicht
"Besser Ankern" bearbeitet systematisch alle Komponenten des Ankerns.
Das Inhaltsverzeichnis, welches ich hier verkürzt wiedergebe, verrät, wie konsequent das Buch angelegt ist:
-         Meeresböden
-         Krafteinwirkungen auf das Ankergeschirr
-         Statisches und dynamisches Verhalten von Kette und Ankerleine
-         Ankertypen (und deren Beurteilung)
-         Ankerkette und Ankerleine (Materialien; Verbindungsmöglichkeiten)
-         Ankerzubehör (Ankerwinsch, Kettenstopper, Ruckdämpfer, Reitgewicht …)
-         Ankertechniken
          Dann folgen
-         Permanente Anker (Mooring-Möglichkeiten, Herstellen von Moorings)
-         Informationen über Treib- und Schleppanker
-         Richtlinien und Gesetze in Deutschland
-         sowie der Anhang: Bibliographie, Autoren, Größen und Einheiten etc.

 

Nun zum eigentlichen Buch: 
Was Einband, Bildgestaltung und Druckbild betrifft, ist es eine Augenweide.
Dennoch empfand ich als verwirrend, dass auf jeder Seite oben in großen, blauen Lettern die Kapitelüberschrift wiederholt wird:
"Ankerzubehör" beispielsweise.

Mit kleineren Mängeln ist jede Neuausgabe behaftet; sie werden sicherlich in den Folgeausgaben abgestellt.

Inhaltlich ordnet sich das Buch um drei Bereiche, die ich so zusammenfasse:     
       -    Auftretende Kräfte; Folgerungen für Kette bzw. Ankerleine
       -    Ankertypen; der beste Anker
       -    Praxis: Ausrüstung, Manöver
       -    dazu ein Schluss-Kapitel
Dieses Schlusskapitel über "Richtlinien, Regeln und Gesetze" ist mit 20 Seiten wohl etwas sehr speziell geraten.3
Den Abschnitt "Treib- und Schleppanker" erwartet man ebenfalls nicht unbedingt in einem Buch über das Ankern; 4

das gleiche gilt für die detaillierten Angaben zur Konstruktion von Mooring-Bojen.
 
 
I.   Auftretende Kräfte
Mit seinen Formeln und Formelbetrachtungen ist das theoretische Kapitel von Alain Fraysse für einen Leser, der weder Techniker ist
noch eine besondere mathematische Ader hat, eine harte Kost.
 
Verhältnis Ankerkette – Wassertiefe
Moderne Anker sind so konstruiert, dass ihr max. Zugwinkel nicht höher als 8 Grad sein darf, sagt Alain Fraysse.
Bei einem Zugwinkel von 8 o ergibt sich immer der Wert L : H = 7,2.
(Die Wassertiefe H ist dabei als "Wassertiefe + Freibordhöhe" anzusetzen.) 5
Bei viel Wind, wenn sich Leine oder Kette strecken, ist also 7,2fache Wassertiefe zu stecken.
Solange die Kette durchhängt, ist dies nicht nötig.
Die Daumenregel "5fache Wassertiefe bei Kette",   welche man bei Bedarf verlängert, gilt also weiterhin.
 
Dämpfung bei Welle
Kette allein sei jedoch kein wirksamer Dämpfer gegen den Wellengang, behauptet Alain Fraysse, und schwere Kette auch nicht!
Hatten mir nicht erfahrene Freunde empfohlen: „Kette! Wegen des Gewichtes keine Niro-Kette!" - ?
Das wollte ich nun doch nachprüfen! Und damit begab ich mich in den Clinch mit diesem Teil des Buches.
Denn anwenderfreundlich für Laien, wenn sie rechnen wollen, sind weder die Sprache noch das Zahlenmaterial.
Mit Hilfe der vorgefundenen Formeln versuchte ich auszurechnen, ob und wie sehr eine 8mm-Kette dämpft
und um wie viel mehr eine 10mm-Kette.6
 
Mein Ergebnis für ein 9m-Segelschiff, das auf 5 m Wassertiefe (incl. Freibord) ankert:
     Bei einem Verhältnis Kette zu Wassertiefe von 7:1 und unter der Voraussetzung, es handelt sich um glattes Wasser,
     verliert die 8mm-Kette ihre dämpfende Wirkung bei Bft 5-6, die 10er-Kette bei Bft 6-7.
Also hat Kette doch eine dämpfende Wirkung!
Allerdings bezieht sich dieses Rechenbeispiel auf geschütztes Wasser. Was aber wenn tatsächlich Wellengang hinzukommt?
 
Die eigentlichen Belastungen erzeugt der Seegang, sagt Alain Fraysse.
Seine Schlussfolgerung: eine Kombination aus Kette und Leine.
Denn diesen Spitzenbelastungen kann man bestenfalls mit einer Art Ruckdämpfer    –  nämlich Leine  –   begegnen.
Wie, welches Material, mit welchen Längen, wie man Leine und Kette miteinander verbindet usw., das alles wird dargelegt.

Wie lang sollen Leine und Kettenvorläufer sein ? 
Alain Fraysse` Antwort: „Offensichtlich ist die lange Kette mit der kurzen Nylonleine der Gewinner."
Nachtrag, 2015. Ich empfehle:
     -     50 m Kette, Gewicht nach Germ. Lloyd.
     -     dazu: Leinenverlängerung in gleicher Länge,
     -     oder beides länger.
In Frankreich empfiehlt man ... s. Fußnote 7)
 
Nachzutragen wäre, dass auch eine Rolle spielt, was üblich ist und mit welchem Verhalten gerechnet  wird.
Wenn jeder mit Kette ankert, sollte man nicht Leine verwenden (Schwoikreis!).
Es gibt Standards, denen man sich anpassen sollte, will man nicht anecken.7
 
Verbindung Kette - Leine: Spleiß in die Kettenglieder
        Meine Empfehlung: Spleiß 50 cm lang und einge Male zusätzlich abbinden
 
Reitgewicht
Der Nutzen eines Reitgewichts ist gering; das zeigen die Zahlen.
 
Mit der Blei-Ankerleine wird an anderer Stelle im Buch abgerechnet.  
Anm. (2015):
     -     Das Gewicht einer Blei-Ankerleine ist wenig nützlich; s. Reitgewicht.
     -     Niemand kann garantieren, dass die Bleikörner in die Umwelt gelangen. Blei ist giftig.
 
Im Rückblick meine Beurteilung dieses Kapitels der schrittweisen, mathematischen Grundlegung:
Zunächst hat man zwar den Eindruck, die Kurven und Formeln würden eher dem bloßen Nachweis einer Pseudo-Wissenschaftlichkeit dienen.
Aber sie sind eben doch die Grundlage für die sich daraus ableitenden Schlussfolgerungen.
Einige Rechenbeispiele würde man sich allerdings wünschen.
 
 
II. Ankertypen  –  Der richtige Anker
 
Alain Poiraud analysiert:
       -   Eingrabe-Vorgang; statisches und dynamisches Eingraben
       -   Profil des in den Boden eindringenden Teils
       -   Haltevermögen; Verhalten von Ankertypen unter Last
Seine anschließende Besprechungsreihenfolge der Anker zeichnet im Prinzip die historische Entwicklung nach.
Sie spiegelt gleichzeitig den Fortschritt wider, mit Spade und Océane als vorläufigen Abschluss, als Höhepunkt der Entwicklung gewissermaßen.
Das zu folgern wird jedenfalls nahegelegt.
 
Poirauds Argumentationskette liest sich etwa folgendermaßen:
 
Gewichtsanker sind vorwiegend Anker der Großschifffahrt. Der Stockanker in der Sportschifffahrt ist unhandlich.
Im Verhältnis zum Gewicht hat er nur eine geringe Haltekraft.
Plattenanker sind unzuverlässig. Wenn die Zugkraft zu hoch wird, drehen sie sich und brechen aus,
oder sie stellen sich senkrecht und pflügen hochkant durch den Sand.                                               
Pflugscharanker dagegen bleiben eingegraben.8
 
Davon leitet nun Alain Poiraud zwei Kategorien von Ankern ab:
     -   „instabile" Anker, also alle Plattenanker, und
     -   „selbststabilisierende" Anker, die Familie der Pflugscharanker.
 
„Instabile Anker": Zwei Diagramme zeigen anschaulich, dass sie 
      -     ausbrechen und sich nicht wieder eingraben oder
      -     sich neu eingraben, ausbrechen, sich neu eingraben ...  „Korkenzieher-Verhalten" nennt es der Autor.
 
Nun wendet sich Poiraud den „selbststabilisierenden Ankern", den Pflugschar-Ankern, zu.
Alle bekannten Pflugschar-Anker werden besprochen und aussortiert.
Am Schluss der Kür bleiben als Sieger: Spade und Océane !
 
Nun weiß man aber doch, dass der Bügelanker bei den deutschen Fahrtenseglern in einem mittlerweile schon fast legendären Ruf steht.
(Man lese hierzu die Erfahrungsberichte, die bei Bluewater/Trans-Ocean einsehbar sind.)
Kann es denn wirklich sein ... ?
 
Wenn man zurückblättert und nachliest, stellt man als erstes fest, dass man kritiklos zugelassen hat, dass alle Konkurrenten
von Spade und Océane verbal abgewertet werden. (Beispiele s. Anhang)
Dann registriert man, dass im Anschluss an die Abwertung der Mitbewerber eine geradezu hymnische Aufwertung
der Protagonisten folgte. (s. Anhang)
 
Auch die Sprache der Bilder trägt ihren Teil zu dieser Aufwertung bei:
     Eine Bildsequenz zeigt in Nahaufnahme das beeindruckende Eingrabe-Verhalten des Océane. 9
 
Der Ankertest der Yacht (16/2004) kommt zu einer ganz anderen Beurteilung:
     Das Eingrabeverhalten dieses Ankertyps ist „weder vorhersehbar noch nachvollziehbar".
 
Misstrauisch geworden, sieht man sich nun auch die technische Argumentation genauer an.
     Auch hier ist manches Interpretationssache, z. B. der abwertende Begriff "instabi" für alle Plattenanker.10
Es ist sehr fraglich, ob Poirauds Theorie, konkave Flächen würden besser halten als plane Flächen, gültig ist. 
Dem seitlichen Ausbrechen setzen andere Konstrukteure unterschiedliche Konstruktions-Elemente entgegen,
z. B. abgewinkelte Anhänge an die Pflugschar. Poiraud geht darauf nicht ein. (Vgl. Anhang, Ankerphysik)
 
Halten Spade und Océane was Poiraud verspricht?
Was können die anderen Anker im Vergleich dazu? Diese Frage können nur praktische Tests beantworten.
 
 
Ankertests  
So mancher im Internet verbreitete "Ankertest" ist manipuliert, andere haben Werbecharakter. Vorsicht ist angebracht.I
ch stütze mich im wesentlichen auf drei Ankertests von Segel-Zeitschriften. (s. Anhang)

Das Ergebnis auf den Punkt gebracht (aus Yacht 16/2004):
     -    Der Spade (Stahl) ist ein sehr guter Anker.
     -    Genauso gut, zum Teil auch besser, zum Teil geringfügig schlechter schneiden ab:
          Kobra  -   Bügelanker  -  Delta  -   CQR
Ich nehme an, dass auch die Anker Brake und Fob Rock die verschärften Bedingungen des Yacht-Tests bestanden hätten,
ebenso wie der Rocna.
 
     -    Schlechtere Ergebnisse zeigt der Spade aus Alu.
     -    Der Océane, hochgelobt in "Besser ankern", kann nicht empfohlen werden. 11

 

Weitere Aspekte für die Wahl eines Ankers
Es ist ein vielschichtiges Thema. Man muss z. B. überlegen, ob und wie man den Anker am Bug stauen kann.
Nicht alle Anker eignen sich gleich gut. 12
Der Geldbeutel des Käufers spielt ebenfalls eine Rolle. Ich habe deshalb versucht, einige Preise zusammenzutragen. (s. Anhang)

Die Diskussion in „Besser Ankern" dreht sich ausschließlich um den Anker für die Bugrolle.
Für einen Zweitanker gelten schon andere Überlegungen.
Wenn eine Yacht darüberhinaus einen Heckanker führt, kommen noch einmal andere Aspekte hinzu.13
Auch die Heckanker-Leine oder -kette erfordert weitere Überlegungen. 14
 
 
III.   Praxis, Technik des Ankerns

Im 3. Teil von „Besser Ankern" wird in 22 Abschnitten sehr umfassend informiert.

Einige Stichworte:
Auswahl des Ankerplatzes, Ankern unter Motor, unter Segeln, Ankern in Schärengewässern, Heckanker,
Vermuren (es wird unnötigerweise anders benannt), Lichten des Ankers, Trockenfallen, Ankern bei Mehrrumpfbooten, Umweltschutz …
alles wird behandelt, von der Ankerwinsch über den Kettenhaken bis hin zum Weiß- Streichen des Ankers. 15
 
Vier Anmerkungen:
 
-    Tripleinen
haben nicht nur Vorteile ... Man sollte sie nur verwenden, wenn die Gefahr besteht, dass sich der Anker … verhaken könnte."
Diesen Satz überliest man leicht. Ich möchte ihn aufgrund eigener leidvoller Erfahrung eindringlich unterstreichen.
 
-    Mit dem Thema „Reitgewicht" habe ich persönlich ebenfalls abgeschlossen.
Wer erlebt hat, wie sich dessen Zugleine bei nur etwas Seegang mit der Kette vertörnen kann, ist für immer geheilt.
 
-    Alain Poiraud äußert sich im Kapitel „Ankerleine, Ankerkette" sehr positiv über die Ankerleine.
Er geht aber von falschen Voraussetzungen aus.16
 
-     Über die Wahl von Kette oder Leine oder einer Kombination, wird in der Praxis der Einsatzbereich mit entscheidend sein.     
Wer nur zur Kaffeepause ankert, zum Übernachten aber in einer sicheren Marina oder einem Stadthafen festmacht,
wird jenes Ankergeschirr nicht brauchen, welches ein Langzeitsegler benötigt, der sich auf schwierigste Bedingungen einstellen muss.
Dazwischen liegt jene Gruppe von Seglern, die es sporadisch riskieren, in einer offenen Ankerbucht zu bleiben.
 
Aber noch einmal: Wenn mehrere Schiffe am gleichen Platz ankern, ist es höchst problematisch,
wenn sich die Schwoikreise merklich unterscheiden.
Man erwartet einen kleinen Schwoikreis; und den leistet nur reine Kette.

Für besonders wertvoll halte ich jene Passagen, in welchen unterdimensionierte  oder falsche Ausrüstung dokumentiert wird:
verbogene Backen der Bugrolle, gebrochene Kette-Ankerverbindungen, Schäden an Draht-Vorläufern;
auch die Warnungen vor Spannungsriss -Korrosion bei Edelstahl gehört dazu.
 
Für Praktiker finde ich die technischen Skizzen, zum Teil mit Bemaßung, hilfreich:
Bugbeschlag mit Wippe, Schaltplan einer elektrischen Ankerwinde, Kettenfanghaken.

 

Zusammenfassung

Als ich begann, mich mit diesem Buch zu beschäftigen, habe ich nicht im entferntesten geahnt, was ich durch dieses Buch dazulernen würde,
auch in der kritischen Distanz zu ihm.
Denn ungeprüft sollte man jenen Teil des Buches, welcher den besten Anker ermittelt, keinesfalls übernehmen,
auch wenn die Thesen Poirauds interessant sind.
 
„Besser Ankern" bleibt trotzdem ein empfehlenswertes Sachbuch auf hohem Niveau:
Die Schlussfolgerungen aus Teil I wird jeder zur Kenntnis nehmen müssen.
Die praxisbezogenen, systematisch ausgebreiteten, durch Skizzen und Fotos unterstützten Informationen in Teil III sind es allein schon wert,
dieses Buch zu lesen.
Das Herz des Seglers aber treffen die Bilder von den Ankerplätzen der Welt.
                                                                                                                                              Dr. Hans Lampalzer  01/2006
                                                                                                                                                             überarbeitet 03/2015
 
                                                                  - - - - -

 

Anmerkungen
 
1   „Tout savoir sur Le mouillage" von Alain Poiraud (Titel etwa: „Alles zum Thema Ankern"), Edition Loisirs Nautiques, 2003.
 
2   Das wird erst am Ende des Buches, im Autorenportrait (S. 244), nachgeholt.
 
3   Natürlich ist es kein Schaden, die Stillliege- und Ankerzeiten auf allen deutschen Wasserstraßen aufgelistet zu erhalten.
Will man sie aber wirklich wissen?
Man kann sich nicht völlig des Eindrucks erwehren, dass die Seitenzahl etwas krampfhaft erhöht werden sollte.
 
4      Wer sich über diese Thematik weit ausführlicher informieren will, sei auf das Buch „Surviving the Storm"
von Steve & Linda Dashew hingewiesen.
Das Kapitel „Drogues and Sea Anchors" umfasst dort 58 S. (www.SetSail.com).
 
5   Man kann das leicht nachrechnen:  sin α = H : L  
Dabei sind H = Wassertiefe (+ Bughöhe), L = die Länge von Kette oder Leine, wenn sie gestrafft ist.
Das Verhältnis von H zu L entspricht immer sin alpha. Für sin 8 Grad ist der Wert 0.139
Die Umstellung obiger Formel ergibt:    L = H : sin α   = H * (1: 0,139) = H * 7,18
Für jede Wassertiefe errechnet sich demzufolge der L-Wert bei einem Zugwinkel von 8 Grad auf  H * 7,18.
 
6   Rechengang im Anhang, dazu eine Tabelle: eine bestimmte Windstärke in Bft hat eine bestimmte Windkraft in daN (Dekanewton = Windkraft;
hier bezogen auf die 9m-Norm-Yacht).
 
7   Im Mittelmeer, und vermutlich auf allen Ankerplätzen der Welt, wird unter normalen Bedingungen grundsätzlich Kette verwendet.
Neu ankommende Yacht fahren notgedrungen auf der Suche nach einem Ankerplatz zwischen den vor Anker liegenden Schiffen hindurch.
Niemand rechnet damit, dass bei 3 Windstärken oder weniger eine Yacht hinter einem kurzen Kettenvorläufer mit langer Leine liegt,
welche durch den Wind gestreckt wird und entsprechend flach ins Wasser eintritt.
     Ich persönlich würde eine Fahrtenyacht mit Kette ausrüsten: 50 m auf alle Fälle.
     Erst anschließend würden bei mir Überlegungen hinsichtlich Leine folgen.
In Frankreich (nach: Bateaux, Juli 2005) gibt man als Ausrüstungsempfehlung:
     -     Kettenlänge: wenigstens 5fache Schiffslänge
     -     dazu(!) Leinenlänge: 7fach
 
8   "Besser Ankern" spiegelt nicht ganz den aktuellen Stand von Poirauds Thesen wider:
Auf seinen Internetseiten attestiert er den anderen Pflugscharankern ein besseres Haltevermögen als dem CQR
     (www.spade-anchor.com; Breaking Free).
 
9   "Besser Ankern", S. 86 f
 
10   Bei den Tests von Poiraud, die zu den genannten Diagrammen führten, wurde mit sehr kleinen Ankern gearbeitet.
Der verwendete Danforth hatte eine Fläche von 280 cm2. Das entspricht etwa der Größe von zwei Handflächen.
Dieser extrem kleine Anker hielt immerhin bis 300 daN, was einer Windkraft auf eine 9m-Yacht von Bft 6-7 entsprechen würde.
Wie viel würde dann ein 16kg-Danforth halten können?
Werden die Kräfte, die zum beklagten Ausbrechen führen, auch unter rauhen Bedingungen denn überhaupt erreicht?

Der Fortress-Plattenanker Alu, 6,8 kg erzielte im Ankertest  z. B. 1800 daN (Yacht 16/2004).
1200 daN entsprechen Orkanböen (bezogen auf ein 11m-Fahrtenschiff).
Poiraud aber stigmatisiert mit dem Ausdruck „instabile Anker" alle Plattenanker, und hätten die Flunken eine Fläche von Fußballplatz-Größe.
Und weiter:
Im Ankertest der Yacht (2/99) verhielten sich zwei Plattenanker anders als von Poiraud erwartet:
sie stellten sich nicht senkrecht, brachen nicht aus, sondern slippten mit hohem Widerstand. (s. „Ankertests")
 
11   2015: Der „Océane" findet sich nicht mehr auf der Web-Seite von spade-anchor.com
 
12   Nicht auf jedem Schiff lassen sich Delta- oder Kobra-Anker ohne weiteres in der Bugspitze unterbringen.
Das liegt an der gebogenen bzw. abgewinkelten Form ihres Ankerschaftes.
Bei Bügelanker, Brake und Fob Rock wiederum ist der Winkel zwischen Flunke und Schaft sehr klein,
so dass sie weit über die Bugspitze hinausgerückt werden müssen, weil sonst die Ankerspitze mit dem Boot kollidiert.
Den Spade habe ich in natura noch nicht gesehen.
Poiraud zufolge soll er sich leicht in der Bugrolle unterbringen lassen. Der Schaft ist allerdings ebenfalls gebogen.
Am besten verstaubar bleibt der CQR. Er hat einen geraden Schaft, und seine Flunke kann zur Seite geklappt werden.
Dadurch braucht der Anker nicht so weit nach außen geschoben zu werden.
(Ich möchte nicht verschweigen, dass viele deutsche Fahrtensegler den CQR gegen den Bügelanker ausgetauscht haben.)
 
13   Diese Aspekte sind in „Besser Ankern" etwas kurz geraten.
Wenn man den Heckanker per Hand ausbringt, spielt das Gewicht eine wichtige Rolle.
Der Ankergrund in Häfen ist sehr häufig Schlick. Dafür und bei der relativ kalkulierbaren Windbelastung sind Plattenanker durchaus geeignet.
Nicht überall sind die Häfen rundum geschützt. Im Zweifelsfall wird man den Buganker einsetzen und eben doch Heck-zur-Pier anlegen.
 
14   Schwierig ist, eine verschlammte Kette zu säubern.
Gurtband auf Rolle gefällt mir ebenfalls nicht, denn man handelt sich wieder einen Gegenstand mehr an der Seereling ein.
Niro kommt sauber an Bord. Ich würde deshalb eine 10 m Niro-Kette mit Leinenverlängerung wählen,
noch besser wären 40 - 50 m Niro-Kette ohne Leine.
„Besser Ankern" warnt vor Spannungsriss-Korrosion. Ich würde sie in Kauf nehmen, denn, einmal im Hafen, kann eigentlich nicht viel passieren.

15   Unglücklicherweise ist gerade das Ankermanöver nicht so klar beschrieben, wie man es sich wünschen würde;
zu viele Nebenaspekte scheinen mir auf engem Raum eingearbeitet.
 
16   Poiraud: „Selbst in der Flaute neigen Schiffe vor Anker oftmals dazu ... in alle möglichen Himmelsrichtungen zu schwoien.
Ohne Belastung verkürzt sich eine elastische Ankerleine und der mögliche Schwoikreis auf dem Ankerplatz verkleinert sich.
Je stärker der Wind auffrischt, desto länger wird die Ankerleine und desto kleiner wird auch der Angriffswinkel,
was wiederum das Haltevermögen verbessert." (Besser Ankern, S. 108)
In „Le mouillage" begründet Poiraud seine Meinung durch Zahlen:
Eine Square-Leine würde sich um das 3-fache verlängern, eine 18m-Leine also auf 54 m (Le mouillage, S.42).
Leider ist diese Annahme nicht richtig.
Die Arbeitsdehnung bei Liros-Polyamid-Tauwerk beträgt etwa 20 % (www.liros.com), und nicht 300 %.
Die Zeitschrift „boote" (www.boote-magazin.de) hat Leinen getestet:
    Die höchst erreichte Bruchdehnung aller Leinen betrug 30 %, Liros-Squareline kam auf 24 %.
    Eine 18m-Square-Leine würde also bei 22.32 m brechen und sich keineswegs auf 54 m dehnen.
Die Zahlen Alain Poirauds wurden in „Besser Ankern" nicht aufgenommen. Offensichtlich hat man erkannt, dass da etwas nicht stimmen kann.
     Denn entweder ist Ankerleine mit 18 m bei viel Wind zu kurz
     oder der Schwoikreis bei wenig Wind mit rund 41 m Leine (54 – 24 %) ist unerträglich groß.
Hätte man nicht besser auf die ganze Passage verzichtet?
Die Annahme jedenfalls, Leine wäre die bessere Alternative bei wenig und auffrischendem Wind, ist irrig.

 

Anhang

1.   Berechnung der dämpfenden Wirkung einer 10mm-Kette gegenüber einer 8mm-Kette

Das Ergebnis erhält man in daN (= Dekanewton). 1 kg entspricht 1 kp = 0,981 daN.

1. Schritt:
Zuerst muss die durch „Windeinwirkung hervorgerufene Kraft" bestimmt werden.
Die Formel lautet: Fw = ½ * p * Cw * A * V2 (Besser Ankern, S. 23)

    Fw  =  die durch den Wind hervorgerufene Kraft
    p    =  die Dichte von Luft; 1,3 (kg/m3)
    Cw  =  Faktor, der durch die äußere Form des Schiffes beeinflusst wird; 0,7 bei der „durchschnittlichen
               Segelyacht" (Größe ?)
    V   =  Windgeschwindigkeit im Quadrat. Aber in Knoten oder in Metern? (In der Tabelle darüber stehen die
               Angaben in Knoten.)
    A   =  „entspricht der dem Wind ausgesetzten Oberfläche in Quadratmetern"

Die Tabelle (Besser Ankern, S. 23) enthält alle Werte außer A.
A lässt sich ausrechnen, wenn man die Werte einsetzt, z. B. für ein 9m-Segelschiff.
Bei 30 kn errechnet sich A dabei zu 0,78, bei 45 kn zu 0,68.
     Die Werte sollten eigentlich gleich sein! (Windangriffs-Fläche des Normschiffes).
Nicht schwankende Werte liefert eine Aufstellung von Fortress-Anchors (www.fortressanchors.com).
Der Wert beträgt dort für ein 9m-Schiff: 0,77. Mit diesem Wert habe ich weitergerechnet.
 
2. Schritt:
            Fc = w * ((L2 – H2) : 2H)      (Besser Ankern, S. 33)
                            Fc  =  „ist die maximale Zugkraft, bei einer gegebenen Länge L, die den Ankerschaft parallel zum Meeresboden belässt."
                            w   =  Gewichtskraft pro Längeneinheit
Man benötigt also das Gewicht der Kette, denn daraus lässt sich die „Gewichtskraft pro Längeneinheit" (w) berechnen.
Für eine 11mm-Kette ist der Wert aufgeführt, nämlich 2,5 daN (S.31), nicht aber für 8 mm bzw. 10 mm.
Also Kataloge wälzen und Kettengewichte suchen!
Das Ergebnis:
           8mm  =  1.35 kg/m;  1 kg entspricht 1 * 0,981 daN. ...  = 1.32 daN
         10mm  =  2.25 kg/m          ...                                       =  2.20 daN
 
Bei 7facher Kettenlänge gegenüber einer „Wassertiefe" (eigentliche Wassertiefe plus Höhe des Buges) von 5 m wird die Kette 36 m lang,
dem Wert, bei dem der Zugwinkel gerade noch 8 Grad ist.
     (Genau wären es 5 x 7,184 = 35,92 m)
Eingesetzt in die Formel oben ergibt sich
        für 8mm-Kette:      Fc = 1.32 * (362 - 52): (2 * 5) =  167,7  daN.           
für die 10er-Kette:  Fc = 2.20 * 127,1                   =  279,6  daN.
 
Ergebnis: Die 8mm-Kette wird bei 168 daN, die 10er-Kette bei 280 daN gestreckt.
 
3. Schritt:
Welcher Windstärke entspricht dies?
In der „Seemannschaft" (Delius & Klasing) habe ich die Beaufort-Tabelle aufgeschlagen und die daN für das 9m-Norm-Segelschiff berechnet
(entsprechend dem jeweiligen Bft - Knoten-Mittelwert) nach der Formel:
            Fw = ½ * p * Cw * A * V2

Hier das Ergebnis:

Bft

Kn

daN

 

 1

               2

       1,4

 

 2

               5

       8,7

 

 3

              8,5

     25,3   

 

 4

              13

      59,2

 

 5

              18,5

    119,8

 

 6

              24,5

    210,1

 

 7

              30,5

    325,6

 

 8

              37

    479,2

 

 9

              44

    677,6

 

10

              51,5

   928,3

 

11

              59,5

  1255,8

 

12

              67,5

  1596,3

 

 

                           168 daN wären demnach Bft 5–6, 280 daN entsprächen Bft 6–7.

 

2.   Abwertung der Mitbewerber  

Bügelanker: 
-     Die einfache und klare Form des Bügelankers hat nicht nur Vorteile.
      Der große Nachteil ist, dass eine große Anzahl schlechter Kopien auf dem Markt ist."       ("Besser Ankern", S. 83)
            Was kann der Bügelanker dafür, wenn es von ihm schlechte Kopien gibt?
            Dem CQR gegenüber wird ähnlich polemisiert. Schlechte Kopien gibt es von allen guten Ankern!
 
CQR:                                  
-     „Der Schaft vom CQR wird mit einem (nutzlosen!) Gelenk am Pflug befestigt."
      Darüber ein Bild mit einem am Gelenk gebrochenen CQR.
      Dann folgt der Hinweis, dass es sich um eine schlechte CQR-Kopie handle.     (S.  28).  
            Lewmar gibt für den Original-CQR eine lebenslange Bruchgarantie.
            Im Text müsste daher ausschließlich von einer CQR-Kopie gesprochen werden.
-     Der Vorteil von Pflugschar-Ankern sei, "dass ... sie sanft und gleichmäßig triften."
            Das kontrollierte Driften von Ankern wird bei den Pflugscharankern ausgesprochen positiv bewertet.
            Es ist ja gerade Poirauds Unterscheidungsmerkmal gegenüber den "instabilen" Ankern.
            Über den CQR liest man dennoch:
       „Dies kann zu Problemen mit Booten auf dem Ankerplatz führen oder gar mit eventuell auf der Leeseite befindlichen Felsklippen."   (S. 70)
 -     „Oder bedeutet CQR ´Coastal Quick Release´, wie die Engländer sagen?"     (S. 70)
            Ich meine, es ist ein Unterschied, ob man ein Produkt des eigenen Landes ironisiert oder ob es in einem  Fachbuch geschieht,
            das ernst genommen werden möchte.
 
Delta:
-     "So lasten 28 Prozent des Gesamtgewichtes auf der Ankerspitze, womit er zu den schwersten Kandidaten des Marktes avanciert."  
(S. 84)
            Das beim Delta beklagte hohe Gewicht in der Spitze wird bei Spade und Océane ganz  anders interpretiert.     (s. u.)
 
Kobra:
-     „Dieser Anker wird in China für die Firma Plastimo produziert und hat starke Ähnlichkeit mit dem Delta-Anker."  (S. 85)   
            Vermutlich soll mit dem Herstellungsland China Produktpiraterie und schlechte Qualität assoziiert werden.
            Nur: Der Spade wird in Tunesien hergestellt. Ist das besser?
            Mittlerweile verzichtet Poiraud auf seinen Internet-Seiten (www.spade-anchor.com) auf verbale Abwertungen anderer Anker.
            Das wäre einem Sachbuch über das Ankern ebenfalls angemessen.

 3.  Aufwertung der Protagonisten
 
Spade:
-     Die Spitze dieses Ankers der neuen Generation" istaußerordentlich gut mit Bleiballast ausgestattet. ...
      Der Stemmeisen-Angriffswinkel ist ideal ... Sein Haltevermögen ist dank der konkaven Oberfläche der Schaufel beeindruckend ..."
     „Die beste Gewichtsverteilung hat der Spade-Anker mit 47 Prozent des Gesamtgewichtes auf der Spitze."   (S. 85 f)

              Mit 28 % wurde der Delta als zu schwer abgewertet.

Océane:
-     Der Océane „ist der jüngste Anker der neuen Generation.
     Er baut auf den Erfahrungen des Spade-Ankers auf und besitzt einige weitere Features
     Schnelles Eingraben durch optimierten Angriffswinkel und hohe Gewichtskraft auf der Spitze (25 Prozent …)   ...
     Verstellbarer Neigungswinkel ... Hervorragendes Haltevermögen in allen Meeresböden ..."                   (S. 86 f)
          Wie war das beim Delta? Er wurde mit 28 Prozent abgewertet. 
          Vor allem aber: „Zwei Typen fielen gänzlich durchs Raster: der Océane und der Top Guard ..." 
              (s. Ankertests! weiter unten)
 
4.   Anker-Physik
Auf die folgenden Zusammenhänge wurde ich durch einen befreundeten Dipl.-Ingenieur, Herrn Dr. Ulrich Schleicher, hingewiesen.
-     Poiraud punktet mit dem konkaven Profil des Spade.
      Es habe einen Haltekoeffizienten von 1,7, sagt Poiraud, ein planes Profil dagegen nur 1,1 .                 („Besser Ankern", S. 79)
             In „Dubbels Taschenbuch für den Maschinenbau" (1961/12, Springer-Verlag, S. 306)  stehen andere Werte:
             für konkave Flächen zwischen cw 1,17 und cw 1,33;
             für eine plane Fläche mit einem Seitenverhältnis von 1:2 = cw 1,15;  für 1:4 = cw 1,19 etc.
             Der Unterschied ist also sehr viel geringer.
 
-     Nach Poiraud verhält sich Sand aerodynamisch ähnlich wie eine Flüssigkeit: 
      „Over many years, aeronautical engineers have devised a system to measure the resistance of various profiles to movement
      through a fluid medium. …
     ´fluid medium´ includes al materials in the range from air, water and other liquids, to sand, soil, and sea floors."
                                                                                                                              (www.spade-anchor.com „Technical Details")
           Bei Schlamm kann man vielleicht noch von Viskosität sprechen;
           es ist aber sehr zweifelhaft ob sich Sand aerodynamisch wie eine Flüssigkeit verhält.
           Für (trockenen) Sand gilt ein völlig anderes physikalisches Verhalten:
           Ein horizontal aufliegender Gegenstand erzeugt die Druckverteilung eines "Schüttkegels",
           und zwar bei plan und konkav aufliegender Fläche in gleicher Weise .    (Lafargue „Betonhandbuch"; www.betonhandbuch.de)
 
          Die Schüttkegel-Druckverteilung entsteht auch, wenn man einen planen oder ein konkaven Gegenstand rechtwinklig im Sand bewegt.
          So gesehen erzeugen also konkave und gerade Oberflächen den gleichen Haltekoeffizienten, falls man diesen Begriff dann überhaupt noch
          verwenden darf.
          Nasser Sand wird sich nicht viel anders verhalten; zumindest ist es ein Grenzfall.
          Bewegen sich Platten-, Bügelanker und Spade tatsächlich rechtwinklig zur Zugrichtung im Sand?
          Vermutlich eher mit schräger Fläche.
          Das konkave Profil hätte dann mit seiner Aufwölbung tatsächlich bessere Werte.
          Es ist anzunehmen, dass die am oberen Ende der Flunke winklig angesetzten, kleinen Flächen bei Delta, Fob Rock und Kobra
          genau dies kompensieren sollen.

 
5.   Ankertests
 
5.1   „Auf den Grund gegangen" (Yacht 2/99)
        Getestet wurde auf Sand mit einer Zugmaschine. Zum ersten Mal ist der Spade dabei.      
Spade:  Bei ihm „... pulsierten die Werte von 0 bis zum Maximum (von 310 daN) mit kurzen Unterbrechungen etwa alle 50 cm."
Bügel:  „Er zeigte ein ähnlich pulsierendes Verhalten, wenngleich mit nur 67 daN."
 
 Britany:... und behielt auch während des Slippens seinen Maximalwert von 203 Dekanewton bei."
 Fortress: „... hatte sich dabei aber einen halben Meter tief im Sand eingegraben.
     Dort verbiss der Fortress sich dann bei steigender Last bis 503 Dekanewton, bevor er mit immerhin noch konstanten 465 Dekanewton
     zu slippen begann."  
          Bemerkenswert ist das Verhalten der beiden Plattenanker Fortress und Britany in diesem Test.
          Sie slippen, aber sie drehen sich nicht, stellen sich nicht senkrecht und brechen auch  nicht aus, wie es Poiraud postuliert.
 
5.2   “A quelles ancres se fier?"  (Auf welche Anker soll man sich verlassen?) 
Der Grundgedanke:    „Unser Ziel war es, das Testschiff in eine Situation zu bringen, die auf die große Mehrheit der Sportfahrzeuge zutrifft.
Deshalb versuchten wir nicht, Extreme zu simulieren.
Im Wissen, dass eine Yacht von 8 m Länge bei 60 kn Wind einer Windkraft von 210 kg unterliegt, bei 100 kn von 500 kg,
haben wir die Zug-Belastung auf 850 kg begrenzt. Das sollte unter normalen Bedingungen bei weitem ausreichen."
Von 11 "schweren" Ankern (14 – 20 kg) haben u. a. gehalten: Spade, Wasi (= Bügel; nicht gehalten hat z. B. der Britanny).
Von 6 "leichten" Ankern (3,9 – 9 kg) haben gehalten: Fortress, Spade. (Nicht gehalten hat z. B. der Guardian).

5.3    „Alles übers Ankern" (Yacht16/2004)
Dieser Test ist der umfangreichste und aufwändigste aller Ankertests, die ich kenne (2006).
Außerdem sind in diesem Heft enthalten:
Ankermanöver, eine Bewertung gängiger Ankerwinschen, Überlegungen zur Ankertrosse (Kette, Leine, Gurt, Bleileine), Zubehör etc.
Dieses Heft enthält für den Praktiker alles Wissenswerte über das Ankern.
 
Getestet wurde auf Sand, auf Seegras und auf einem Geröll-Mergel-Gemisch.
Wir begrenzten die Versuche auf 1200 Dekanewton (daN).
Denn dies entspricht, bezogen auf das vorgegebene Elf-Meter-Fahrtenschiff, den Windkräften bei Orkanböen.
Das ist weit mehr, als die allermeisten Segler jemals vor Anker erleben werden."
„In einer zweiten Versuchsreihe ermittelten wir in mehreren zweistufigen Dauertests die Zuverlässigkeit der Kandidaten. ...
In der ersten Stufe zogen wir drei Minuten lang mit rund 150 Dekanewton und erhöhten dann ... für weitere 3 Minuten auf 250 Dekanewton."
Kobra:      „Die beste Beurteilung ..."
Delta, CQR, Spade, Bügelanker:   
„Wer vor einer Neuanschaffung steht, sollte aber auch die Modelle Delta, CQR (Anm.: das Original bei Lewmar) , Spade (Stahl)
sowie den Bügelanker in seine Überlegungen einbeziehen.
Nicht alle schneiden überall gleich gut ab, sie bieten jedoch einen ausgewogenen Gesamt-Kompromiss und individuelle, teils ausgeprägte Stärken."
Océane:     „Zwei Typen fielen gänzlich durchs Raster: der Océane und der Top Guard erwiesen sich ... als enttäuschend.
So viel versprechend die Überlegungen und Ideen gewesen sein mögen, die zu ihrer Entwicklung führten, sie bewährten sich nicht in der Praxis."
 
Ich nehme noch jene Bemerkungen hinzu, welche der bisherigen Diskussion einen Zusatz-Akzent zu geben vermögen:
Fortress:     „Unter Maximallast grub er sich einen halben Meter tief ein", allerdings nur in Sand.
Spade (Alu):     "Während es  (Anm.: das Alu-Modell) auf Sand hohe Sicherheitsreserven aufwies ... brachte es auf Geröll
zwar ebenfalls die Sicherheitsreserve zustande, fiel dann aber im Dauertest als unzuverlässig auf.
Entweder grub sich der Spade gar nicht erst ein, oder er brach vor Ablauf des Zeitrahmens wieder aus; das macht ihn unzuverlässig."
     Laut Poirauds Theorie dürfte es keinen Unterschied zu einem Anker gleicher Form mit höherem Gewicht geben.
     Genau das aber ist der Fall:
Spade S 80 (Stahl): „Er ist baugleich mit dem Spade Aluminium, wiegt aber doppelt so viel ...
Das höhere Gewicht führt zu deutlich besseren Ergebnissen."
 
In Kenntnis dieser Testergebnisse hätte sich der Autor vielleicht weniger dezidiert gegen Ausrüstungsempfehlungen nach Gewicht
(Germ. Lloyd) gewendet.

 

6.  Preise von Ankern
Die Preise (Herbst 2005) sind Katalogen, Angeboten, dem Internet und Bateaux 7/2005 (Brake, Fob Rock) entnommen und wurden aufgerundet.
Der Preis für Edelstahl liegt deutlich höher.
Spade, Brake, Fob Rock und Delta haben eine mit Blei ausgegossene Spitze.

Ankertyp

Gewicht kg

Preis €

      Spade S 80

             15

     510,-

      CQR (Lewmar)

             16

     420,-

      Brake

             16

     360, -

      Bügelanker

             16

     250, -

      Fob Rock

             14

     255, -

      Delta

             16

     230, -

      Bügelanker

             14

     225, -
     181, -               (bei Kaczirek)

      Kobra

             16

     180,-

      Fortress

               3,1  (Alu)

     290,-

      Britany

             10

       55,-

      Baas-Ball

             10

       50, -

 


7.   Nachtrag
(Sept. 2006)

Ich möchte auf das Sonderheft "Ankern" der Zeitschrift "Segeln" (9/2006) hinweisen.
Es befasst sich mit den grundlegenden Fragen zur Technik des Ankerns und zur Ausrüstung.
Herzstück ist ein umfangreicher, sehr genau dokumentierter Ankertest.
Die Kandidaten waren: Wasi, Supreme, Spade, Ultra, CQR-Nachbau, Delta, Kobra, Bruce-Nachbau, Baas-Nachbau, Brittany, FX 16 (Fortress).

 

8.  Nachtrag (Dez. 2014)

Anker-Kritik   bei www.nautictest.de
Sehr kritisch äußert sich der Autor über den Wasi-Bügelanker  (u. a. sinngemäß):         
    -      Auf weichen Böden pflügt er, hält jedenfalls nicht. Grund: zu schmales Blatt.
    -      Er verhakt sich leicht; dann benötigt man einen Taucher.
    -      Größte Schwäche: bei seitlichem Wind oder Windwechsel. Der Anker kommt frei.
Grundsätzlich sei das Design fehlerhaft, der Anker unzuverlässig.
Es wird vermutet, dass die guten "Erfahrungsberichte" manipuliert seien.
Der Autor hält den Delta-Anker von Lewmar für optimal:
     "Für uns ist der Deltaanker vorerst die erste Wahl.
      Er hat sich seine hohe Wertung durch seine hervorragende Praxistauglichkeit und Zuverlässigkeit verdient."
Hingewiesen wird dort auf  einen Anker-Test von Yachting Monthly. Ich füge einen Auszug an:     

Yachting Monthly
Der erwähnte Test stammt (vermutlich) aus dem Jahre 2006. Die Anker wurden auf drei verschiedenen Gründen getestet.
Ich greife nur die bekannten Anktertypen heraus.
Reihenfolge: von schlecht nach gut  
      schlecht ...     CQR /  Bügel / Delta / Rocna / Spade / Fortress     ... gut
CONCLUSION
One of the problems with anchor tests is that they don’t represent the real world.
We tried to go beyond the typical test programme, with its progressive straight-line pulls by extending our trials to include veering pulls,
plus three different scopes, (from 3:1 to 7:1), and three locations.
So after three days, with a team of 10 people conducting more than 100 test pulls on 14 anchors, what did the data crunching tell us?
One key finding was that the ability for an anchor to set quickly is almost as important as its ultimate holding power.
The biggest surprises were that traditional designs
     – like the CQR, the Claw (Lewmar’s copy of the Bruce), plus West Marine’s copy of the Danforth –
didn’t live up to expectations.
Was Shana Rae too powerful a testing platform?
Using a smaller, less powerful boat in a separate mini-test, the team were able to get all the anchors to penetrate.
The new generation of  ‘roll-bar` type anchors were a revelation.
You don’t see many of these stowed on bow rollers in the UK, but they were truely impressive performers
especially the New Zealand-made Rocna and Manson.
They showed extreme holding power as well as versatility and, along with the Spade and Fortress, were the best performers.
The anchors that performed best in our tests were the ones that self-orientated themselves on the seabed with an optimum penetrating angle.
By using a ‘float`even the weird Hydrobubble exceeded all our expectations. So are new designs the way to go?
We are certainly getting closer to an anchor which will cope with all types of seabed.
But we are not quite at the stage where blue-water sailors will give up carrying two or three different anchors
          to cope with the variety of conditions they will encounter.
 
Eine weitere Information bei Wikipedia
New Zealand–designed Rocna has been produced since 2004.
It too features a sharp toe like the Bügel for penetrating weed and grass, sets quickly, and has a particularly large fluke area.
Its roll-bar is also similar to that of the Bügel.
The Rocna obtained the highest averaged holding power in SAIL magazine's comparison testing in 2006
and the highest "ultimate holding capacity" in Practical Boat Owner's testing in August 2011.
                                                                                                                                                                    Dr. Lampalzer, 3/2015

Preise (Feb. 2016):
    -     Bügel,   16 kg (bei SVB):                               ~ 126,-  €
    -     Kobra,  16 kg (bei AWN):                               ~ 170,-  
    -     Delta,   16 kg  (bei AWN):                              ~ 240,-
    -     Rocna,  15 kg (bei shipshop)                          ~ 400,-
    -     Spade,  15 kg (bei spade-anchor.com)             ~ 455,-    (Preis in Dtld. ?)
    -     CQR (Lewmar), 20,4 kg  (bei SVB):               ~ 1.400,-     

Nachtrag  (Jan. 2018):
Die "Yacht" stellt am 10.7.2015 ein Video ins Netz, das den Test von 6 Ankern zeigt.

Sieger wird der Anker "Kobra II" von Plastimo.
            Youtube:   https://www.youtube.com/watch?v=w72McSHIrzk