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5. Seemännische Grundfertigkeiten

5. Semännische Grundfertigkeiten

Details
Hauptkategorie: II. Praxis
Kategorie: 5. Seemännische Grundfertigkeiten

Segeln mit Yachten                        
                                          
                          
                                                                          5.   Seemännische Grundfertigkeiten 


      "Multi-Tasking ?  -  Gerne !          ...   Aber eins nach dem andern."



                              1.    Fender ausbringen
                            2.    Schiff festmachen
                            3.    Steuern  
                            4.    Leinenhandling                                                                       
                            5.    Knoten
                            6.    Takling

                            Weitergehendes Wissen:                      
                            7.    Spleiß  
                            8.    Segel-Reparatur        
                                               

                                       


1.  Fender ausbringen   

Fender anbinden
Festmachen an der Reling mittels Webeleinstek mit Slip und zusätzlichem Halben Schlag als Sicherung
             1x links ´rum, Leine hochhalten, 1x rechts `rum, Schlaufe durch die Bucht ziehen
:

                                  

                                   Schnell, sicher und leicht wieder zu lösen.
                                 Fehlt nur noch der Halbe Schlag zur Sicherung (mit doppelter Leine).

-   Vorbereiten beim Einfahren in unbekannte Häfen                    
    Alle Fender beidseits ausbringen.  Bugfender?
    
        Summertime hat einen relativ weit vorstehenden Anker im Bugbeschlag. Damit andere Schiffe
        vor meinem Anker geschützt sind, bringe ich bei Hafenmanövern beidseitig am Bugkorb je einen
        zusätzlichen Kugelfender aus, möglichst hoch und möglichst weit vorne.

-   An der Pier, seitlich
    Landseitig    
    Fender verhindern, dass das Schiff an der Pier anschlägt oder am Schiffsnachbarn scheuert.
    Normalerweise verwendet man die Langfender.
         Kugelfender nimmt man dort, wo die Abstände zur Pier größer sind oder wenn man Wert auf einen     
         größeren Abstand legt, z. B. bei Schwell. Man setzt sie nachträglich.
    Wenn Achter- und Vorleine in ihrer Länge stimmen, sind als Minimum zwei Fender nötig, die man kurz vor
    und hinter der breitesten Stelle des Schiffes setzt.
    Ich nehme drei Fender und bringe einen davon genau an der breitesten Stelle an.
    Bei einem größeren Schiff wird man je nach Schiffsform zusätzlich abfendern.
        
    Seeseitig wird man nach dem Festmachen wenigstens einen Fender hängen lassen (besser zwei),
    denn es kann ja sein, dass ein anderes Schiff an unserem festmachen muss.
    In einer Box gilt das sinngemäß zu der freien Nachbar-Box hin.    
    
    Ruckfender
    Bei (zu erwartendem) Schwell über die Festmacher setzen, also zusätzlich; evtl. auch langen Ruckfender
    über die haltende Spring anbringen.
    Den Festmachern und der Spring etwas Lose geben.
    Ich habe mit den "Knochen" sehr gute Erfahrungen gemacht, vor allem bei Schwell; ich setze sie grundsätzlich.     

-   In Boxen 
    Es kommt darauf an, wie dicht die Schiffe beieinander liegen. Wenn zu nahe, dann möglichst dick     
    abfendern; Kugelfender.

-   An Fingern von Schwimmstegen
    -    Die Finger ragen nicht sehr hoch über das Wasser: Fender tief hängen!
    -    In engen Boxengassen werde ich in Zukunft versuchen, das Heck gegen treibende Yachten abzufendern:
    einen Kugelfender an jene Seite des Heckkorbs, der zum Eingang der Boxengasse zeigt.
    Möglichst hoch hängen, damit der Heckkorb geschützt wird.
    Dazu: Kugelfender an die Aries. (Das hat eher eine Singalwirkung.)

                                                          - - - - -


2.   Schiff festmachen

                -    Festhalten
                -    Mit Leinen  festmachen
                      -    Festmachen längsseits
(Pier, Schiff)
                      -    In einer Box festmachen
                      -    An Fingern
                      -    An Bojen
                      -    An einer Muring
                -    Mit Anker an die Pier  
                      -    Bug zur Pier
                      -    Heck zur Pier

Festhalten
    … mit den Händen
    Eigenes Schiff  mit den Händen festhalten oder fremdes Schiff abhalten
    Wenn möglich an Heckkorb, Bugkorb oder den Wanten. Nur wenn das nicht möglich ist: Seereling.
    
    … mit dem Bootshaken
    Nicht an der Seereling! Die Relingsstützen verbiegen sich relativ leicht.
    Bootshaken an der Fußreling ansetzen; zur Not an Heck- bzw. Bugkorb.

-   Festmachen mit Leinen

Festmachen (längsseits) an der Pier
    Normalerweise macht man mit 4 Leinen  fest:
        -    Vorleine:               Bugklampe        –     querab zum Land
        -    Achterleine:         Achterklampe     –     querab zum Land
        Vor- und Achterleinen heißen auch "Festmacher".
        -    Achterspring:      Achterklampe     –     nach vorne zum Land     
        -    Vorspring:            Bugklampe        –     nach hinten zum Land    

    Funktionen:  
        Vor- und Achterleine
      
 ... regeln den Abstand von Bug und Heck zum Land.

             Am besten ist, als Steuermann das Schiff  parallel zu Steg oder Pier zu legen und dann die
             Längen entsprechend einzustellen.
             Etwas Lose geben, damit das Schiff sich in einer Welle oder bei Schwell frei bewegen kann.
        Vor- und Achterspring, möglichst lang,   
             ... verhindern das Vertreiben, halten das Schiff also auf Position.
             Diese Leinen können eng mit wenig Spielraum gesetzt werden.

    Fehler:
    -    Häufig wird die Vorleine zu eng gesetzt. Dann liegt das Schiff nicht parallel zu Pier.
    -    Vor- und Achterleine sind zu straff gesetzt.
            Dann ist das Schiff eng angebunden und es gibt Probleme bei Schwell oder Wellenschlag.
    -    Leinen dürfen nicht schamfilen (= scheuern), z. B. an der Klampe.
           Zur Not kann man gegen das Schamfilen die Leinen mit Lappen umwickeln (und den Lappen festbändseln),
           besser sind (aufgeschnittene) Schlauchteile, die man festbindet.         
           Am besten sind Ruckfender ("Knochen", "Gummiknochen").
    -    Das Schiff ruckt in die Festmacher ein bei Wellenschlag oder Schwell.
           Dann ist zu wenig Elastizität im System.
           -     Leinen verlängern
           -     elastischere Leinen setzen
           -     Ruckfender setzen
           -     Liegeplatz wechseln

Festmachen an einer Pier bei Tidenhub
    Sehr lange Leinen verwenden.

Festmachen bei Wind
  
 Festmacherleine sofort an Poller belegen (zur Not zweimal die Leine rumwickeln).

    Nicht versuchen, das Schiff mit Armkraft zu halten.

Festmachen seitlich an einem Schiff
"Im Päckchen liegen"
… nennt man, wenn zwei oder mehrere Schiffe aneinander seitlich festmachen.
    -    Festmachen  im Prinzip wie an einer Pier. Die Leinen laufen lediglich zur Achter- und
    Vorschiffsklampe des Anlegepartners, die Springs bevorzugt auf dessen Mittelklampe.
    -    Wenn möglich ein Päckchen mit etwa gleich großen Schiffen suchen.
    In manchen Häfen, z. B. auf Helgoland, werden die Päckchen von vorneherein nach Schiffsgröße organisiert.
    -    Die Schiffe sollten spiegelverkehrt aneinander festmachen, so dass sich die Masten nicht
    auf gleicher Höhe befinden und bei Seegang nicht gegeneinanderschlagen können.
    -    Jedes dritte Schiff muss zusätzlich Landfesten ausbringen.
    Das sind (stärkere) Leinen, die jeweils von Bug und Heck zu einem festen Punkt an Land laufen.
    Dadurch werden die Bewegungen des Päckchens als Ganzes verringert.
    Dann braucht nicht das innerste Schiff allein die gesamte Last zu tragen.
    Vor allem, wenn Seegang die außenliegenden Schiffe trifft, ist wichtig, dass deren Bewegungen
    durch ihre Landleinen abgefangen und nicht an die Innenlieger abgegeben werden.

Landgang beim Liegen im Päckchen
    Wer an Land geht, stört notgedrungen die Innenlieger. Dies sollte man soweit als möglich einschränken
    dadurch,
        -     dass man die Landgänge beschränkt,
        -     dass man möglichst wenig poltert, z. B. Schuhe mit weichen Sohlen verwendet oder die Schuhe
        während des Übersteigens auszieht.
        Das gleiche gilt bei der Rückkehr, vor allem spät nachts.
        -    Zusätzlich sollte man darauf achten, die fremden Schiffe nicht zu verschmutzen.
        Im Zweifel, Schuhe ausziehen.
        -    Jede Besatzung hat ein Recht auf Intimsphäre; sie sollte möglichst wenig angetastet werden.
        Deshalb wird man vermeiden, durch Kabinenfenster oder Oberluken zu sehen.
        Vor allem wird man den Intimbereich einer Yacht, das Cockpit, nicht passieren.
        Man wird also immer über das Vorschiff steigen, selbst wenn sich dadurch bei Schiffen,
        die Bug an Heck liegen, ein Slalom ergibt.

In einer Box festmachen  (an Pfählen/Dalben; Bug zur Pier)
    Die Yacht wird wiederum mit 4 Leinen festgebunden, 2 Festmacher am Bug, zwei Festmacher am Heck
    Bug:
        Häufig entstehen durch vorbeifahrende Schiffe Wellen, manchmal steht auch Schwell in den Hafen.
        Unklug ist deshalb, den Bug durch straff gespannte Leinen hart festzusetzen.         
             Besser: mit einem gewissen Spiel.     
        Bewährt hat sich, Ruckfender zusätzlich zu setzen.
             Die "Knochen" verhindern das Einrucken der Yacht, wenn sie vor und zurück pendelt.
    Heck:
        Normalerweise laufen die Festmacher von der Steuerbord-Achterklampe nach hinten zum Stb-Pfahl,
        auf der Backbord-Seite entsprechend.
        Wenn jedoch Seitenwind (oder Strom) auf den Hafen steht, ist es oft besser, die Achterleinen
        zu kreuzen. Also von der Stb.-Klampe zum Bb-Pfahl etc.
        Das ergibt bessere Zugwinkel; das Schiff wird eher in Position gehalten.

    Pfähle haben Vorteile: Sie schützen die Yachten vor Zusammenstoß mit anderen Yachten
    und sie sind bei einigen Manövern hilfreich, sowohl beim An- als auch beim Ablegen.

An "Fingern" festmachen
    "Finger" heißen die schmalen Schwimmstege, die im rechten Winkel von einer langen Schwimmpier abgehen.
    Finger sind Standard an der französischen Atlantikküste, in Portugal und in Spanien, eigtl. überall in 
    neueren Marinas.
    Man legt seitlich an, mit Bug (oder Heck) zur Schwimmpier.
    Die Finger haben an ihrem Ende (unterschiedlich gearbeitete) Klampen.
    Um nicht an Land (Pier) getrieben zu werden, braucht man eine Vorspring (von der Vor- oder
    Mittelklampe möglichst weit nach achtern).
    Am besten hält man die Yacht zusätzlich mit einer Querleine eng am Finger; sie kann auch von der     
    Winsch abgehen.
    Man wird auch eine Achterspring ausbringen: sie verhindert das Rw-Treiben (zusätzlich zu den Vorleinen)
    und sie hält das Heck einigermaßen nahe am Finger.

                     

                  Ruckfender ("Knochen") als Achterspring und als Querleine

    Probleme gibt es, wenn das Heck deutlich weiter hinausragt als der Finger lang ist.
    Das ist fast immer der Fall. Dadurch ist das Heck ungeschützt.
    Seit mir eine treibende Yacht mit seinem Anker den Heckkorb demoliert hat, hänge ich einen Kugelfender
    in Richtung Boxeneingang außen hoch an den Heckkorb und einen Langfender darunter.
    Mit meinem saubersten Fender (weiß) versuche ich zusätzlich, auf die Aries aufmerksam zu machen,
    die noch weiter hinausragt.  

An Bojen festmachen
    am besten mit einem Bojenhaken
    s. II / 6.  Fahren unter Maschine / III. Hafenmanöver / 2. Anlegen (2.6 an einer Boje)

An einer Muring festmachen  (Mittelmeer)
Wikipedia:
Eine Mooring (auch: Muring) ist eine Kette für das Festmachen von Booten und Schiffen in einem Hafen, einer Marina oder an einer Mole vor allem im Mittelmeer. Die Mooring ist in der Regel mit ihrem einen Ende an einem Betonklotz … oder einer stärkeren, quer im Hafenbecken verlaufenden Kette (Mooringkette) befestigt, die am Grund des Hafenbeckens aufgespannt ist. Am anderen Ende der Mooring befindet sich eine Belegleine zum Belegen am Wasserfahrzeug. An der Belegleine wiederum ist eine sogenannte Pilotleine als Vorläufer befestigt. Die Pilotleine ist an Land belegt, so dass man sie vom Wasserfahrzeug aus aufnehmen kann. ….
Beim Anlegen (Anm.: mit Heck zur Pier) nimmt ein Mitglied der Besatzung die Pilotleine mit einem Bootshaken auf, zieht mit dieser die Belegleine aus dem Wasser und begibt sich mit ihr zum Vorschiff. Nachdem die Achterleinen des Schiffes  ausgebracht sind, wird die Belegleine dichtgeholt an einer Klampe auf dem Vorschiff belegt.  … 
Anm.: Wer mit dem Bug zur Pier anlegt, muss umdenken.

Muring in einem Hafenbecken, wobei die Pilotleine an der Hafenmauer belegt ist (oben) und Schiff, das an dieser Muring festgemacht hat (unten)

Die Muring spannt das Schiff nach außen (in Richtung Hafenbecken). Deshalb muss sie sehr straff durchgeholt werden, evtl. mit der Winsch.
Muringleinen sind sehr schmutzig, manchmal auch mit Seepocken besetzt. Handschuhe!

Es ist keineswegs selbstverständlich, dass man mit dem Heck zur Pier geht. Mit dem Bug zur Pier hat Vorteile, z. B. den, dass das Cockpit von der Pier aus kaum einsehbar ist (Intimbereich).

-   Mit Anker an die Pier

Bug zur Pier mit Heckanker  
    -   Weit genug den Heckanker fallen lassen, vw an die Pier fahren, festmachen, Ankerleine auf
    eine Heckklampe legen (belegen), durchholen.
    -    Die Ankerleine läuft normalerweise vom Anker geradeaus auf die Heckklampe. Bei Seitenwind kann diese Leine
    auch auf die entferntere Klampe gelegt werden. Dadurch wird das Schliff besser gegen den Winddruck gehalten.
    -    Manchmal ist es nötig, die Ankerleine durchzuholen. Dazu muss sie auf eine Winsch gelegt werden.
    Durchholen geht nur, wenn der Anker weit vor der Pier (mehr als 30 m) fallengelassen wurde.
    Sonst zieht man den Anker aus dem Grund.

Heck zur Pier mit Hauptanker
    Vorteile: Man kann den Buganker verwenden; evtl. einfacherer Ausstieg.
    Nachteil: kein Intimbereich, weil das Cockpit zur Pier liegt und eingesehen werden kann.
    Mit einer Windsteueranlage ist Heck zu Pier unmöglich.

Probleme
-     Belegte Klampen an Land
Die Klampen an Land sind bereits von Nebenliegern mit Festmachern belegt.
Wenn man die Bucht des eigenen Festmachers zusätzlich auf die Klampe legt, also auf die Bucht eines bereits gesetzten Festmachers, kann der Nachbar seine Leine nur schwer losmachen.
Die elegante Methode: Man muss die Schlaufe des eigenen Festmachers von unten durch die Schlaufe des Nachbars (oder aller Nachbarn) durchfädeln und dann erst über die Klampe hängen.
     Ergebnis: Sowohl der Nachbar als auch wir können problemlos die Leine abheben.

-     Holeleine
Niemand möchte, dass das Schiff z. B. durch eine Welle oder bei einer Winddrehung an die Pier schlägt. Deshalb wird man deutlich Abstand zur Pier haben wollen.
Wenn man aber das Schiff weit weg von der Pier festmacht, wird der Abstand zum Übersteigen zu groß.
Abhilfe schafft eine zusätzliche Holeleine, die gegenüber der Bugspitze an Land festgemacht wird. Bei Bedarf kann man das Schiff nun näher an die Pier holen.

-     Schamfilen von Festmachern
    -    Leine mit Lappen umwickeln, Lappen festbändseln
    -    Besser: aufgeschnittenen Schlauch aufstecken und festbinden.
    -    Kette anstelle der Leinen

                                                            - - - - -


3.   Steuern

-    Ruderbewegung
-    Parallaxenfehler
-    Steuern im Nordostseekanal
-    Steuern nach Kompass
-    Ausrüstung

Ruderbewegung
    -   Großräumig, wenn Kursänderungen gewollt sind
            ... und wieder zurückdrehen!
            Schiffe sind keine Autos, bei denen das Steuerrad von selbst zurückdreht.
    -   Wenn die Bewegungsänderung schnell erfolgen soll, muss man das Rad mit Schwung drehen (lassen).
    -   Bei beengtem Raum im Hafen: Ruder in die richtige Position bringen, dann erst Gas geben.
    -   Schiffe sind keine Autos: siehe II / 6. Fahren unter Maschine

Steuern nach Sicht: Parallaxen-Fehler
Wikipedia:

Solange der Steuermann mittig hinter dem Steuerrad steht, decken sich die Gerade der Blickrichtung mit der Mitte-Schiffs-Linie (Längsachse des Schiffes).
Wenn der Steuermann sich aber zur Seite bewegt, wenn er sich z. B. auf den Cockpitrand setzt, decken sich Blickrichtung und Längsachse nicht mehr. Um das Schiff kursrichtig (geradlinig) zu steuern, müssen Schiffsmitte-Richtung und Blickrichtung parallel gehalten werden.
Wenn der Blick des Steuermann von seinem jetzigen Sitz auf dem Süllrand aus über die Bugspitze das Ziel anpeilen würde, wären beide Linien nicht parallel. Es entsteht eine unsymmetrische Kurve zum Ziel, die sog. Hundekurve

Wikipedia:

In der Fliegerei kann aufgrund von Seitenwindeinfluss … der Flugweg einer Hundekurve entsprechen: Ohne Windeinfluss beschreibt der Flugweg zwischen zwei Punkten eine Gerade. Bei Seitenwind wird das Flugzeug … von seinem eigentlichen Flugweg abgetrieben. Korrigiert der Pilot die Ausrichtung der Flugzeugnase direkt auf das Ziel kontinuierlich, resultiert als Kurslinie über Grund keine Gerade sondern eine immer enger werdende Kurve (Radiodrome).

Um in gerader Linie das Ziel zu erreichen, müsste der Pilot um einen entsprechenden Betrag "vorhalten".
Dieses Problem gibt es beim Segeln in gleicher Weise: bei Windabdrift und Stromversatz.
Aber es ist nicht das Problem, um das es hier geht.
Beim Segeln ergibt sich eine Hundekurve auch dann, wenn Schiffslängsachse und Blickrichtung nicht  identisch sind. Das ist dann der Fall, wenn der Steuermann die Mitteposition hinter dem Steuerrad verlässt und vom Cockpitsüll aus steuert. Wenn er weiter über die Bugspitze sein Ziel anpeilt, unterläuft ihm der Parallaxenfehler (ähnlich dem Ablesefehler oben)
Der Steuermann muss einen Visierpunkt finden, der genauso weit von der Schiffsmitten-Achse entfernt ist, wie sein Augenabstand von dieser Achse.
Einprägsam ist, mit einem Maßband die Abstände sichtbar auszumessen: Abstand Auge – Schiffslängsachse. Dann auf dem Vorschiff: Schiffslängsachse –  gleicher Abstand nach außen. Visierpunkt an der Seereling kennzeichnen, z. B. eine Relingsstütze.
Der richtige Visierpunkt ist meist die zweite oder dritte Relingsstütze (von vorne gezählt).   


Steuern im Nordostseekanal
Das Ufer des Nordostseekanals hat eine magische Anziehungskraft. Wenn man zu Beginn 10 m Abstand hatte, sind es sehr bald nur noch 5 m.
Das liegt an dem eben beschriebenen (Parallaxen-)Fehler: der Steuermann ist versucht,  über die Bugspitze den nächsten "Ansteuerungspunkt", den er sich selbst ausgesucht hat,  anzupeilen. Weil sich aber sein Auge außerhalb der Längsachse des Schiffes befindet und er nicht exakt parallel peilt (über die deutlich versetzte zweite oder dritte Relingsstütze), lenkt er die Yacht immer näher ans Ufer.  
Ein zweites:
Um parallel zum Ufer zu fahren, darf der Ansteuerungspunkt nicht am Ufer sondern muss parallel dazu im Wasser liegen. Man ist aber versucht, einen festen Punkt zu wählen, zum Beispiel den Uferrand an einer weit entfernten Kanalbiegung. Auch das führt dazu, dass man immer näher zum Ufer gerät.
Wenn ein Anfänger das Schiff im Nordosteekanal steuert, sollte man in seiner Nähe bleiben.


Steuern nach Kompass
In einem Kompass gibt es eine frei schwingende Magnetnadel. Diese Nadel ist auf Norden fixiert. In Schiffskompassen wird anstelle der Magnetnadel eine Kompassrose (mit Gradeinteilung) eingesetzt, die sich genauso auf Nord ausrichtet. (Die Kompassrose ist sozusagen die Magnetnadel, die sich auf N ausrichtet.)
Die Kompassrose schwimmt in Alkohol. Das Gefäß, in dem die Kompassrose schwimmt, ist die Kompasskugel. Auf diese Kugel sind Steuerstriche gemalt.
Schließlich wird der Kompass „eingebaut“, die (äußere) Glaskugel also fest mit dem Schiff verbunden.
Durch das Ruder dreht man das Schiff. Mit dem Schiff ist die Kompasskugel fest verbunden, d. h. das Schiff bewegt sich (mit den Steuerstrichen) um die auf Nord fixierte Kompassrose.

Es ist also genau anders herum:
     Nicht die Kompassrose bewegt sich, sondern das Schiff um die Kompassrose.
     Der Schein trügt!

Nach Kompasskurs zu steuern heißt also,
    -    das Schiff auf die Kompassnadel auszurichten
    -    d.h. die Steuerstriche (als Teile des Schiffes) auf die Gradzahl  der Kompassrose (= Kurs) hinzubewegen
         (und nicht umgekehrt).

Steuern vom Süllrand aus
Wenn man seitlich sitzt, kann man die Vorausrichtung am Kompass (Steuerstrich) nicht erkennen.
Auf der Kompassrose sind aber zusätzliche Steuerstriche, die um 90 Grad versetzt sind, markiert.
    Angenommen der Kurs ist 100 o.
    Vom Süllrand auf Stb kann man den linken Steuerstrich erkennen; er zeigt 10 o  (100 minus 90).
    Vom Süllrand auf Bb erkennt man die rechte Hilfsmarkierung; sie zeigt 190 o   (100 plus 90).

Es gibt auch Steuerstriche, die um 60 o versetzt sind.  ...

Trotzdem kann man nicht dauernd auf den Steuerstrich stieren.
Augen vom Kompass lösen und voraus schauen. Dabei Hilfsziele anvisieren:
    Landmarken am Horizont, eine Wolke ...
Wenn nichts vorhanden ist, muss man sich in die Schiffsbewegungen einfühlen: man blickt voraus und gleicht die Pendelbewegungen des Schiffes durch die Ruderbewegungen einigermaßen aus. (Kurs öfters kontrollieren.)

Kompass-Ausrüstung zusätzlich
Wichtig wäre, einen Kompass in Augenhöhe und in Blickrichtung (nach voraus) zu haben, z. B. einen Kompass an der Schottwand Stb, einen weiteren an Bb.
Dann braucht man nicht ständig den Kopf zum Kompass an der Steuersäule zu drehen, wenn man am Süllrand sitzt.
Auf der langen Strecke ist dies ein ernstes Problem. Nachrüsten?
Windsteueranlage und Autopilot befreien den Steuermann weitgehend von der Fron des Steuerns nach Kompass.

                                                               - - - - -                                           


4.   Leinenhandling


        4.1  Grundsätze , Gefahren, Begriffe
        4.2  Handling
                -   Leinen aufschießen
                -   Leinen belegen
                -   Leine „auf Slipp“ legen
                -   Leinen überhängen
                -   Leinen zuwerfen                   
                -   Schamfilende Leinen



4.1   Grundsätze, Gefahren, Begriff

Grundsätze

   -    Alle Leinengänge werden an Bord rechtsherum ausgeführt,
            z. B. das Legen über eine Winsch, das Aufschießen von Leinen, das Belegen auf Klampen.
            Ursprünglicher Grund war vermutlich, dass sich rechtsgeschlagenes Tauwerk, das wohl vorwiegend
            erzeugt wurde, rechtsherum besser legt.
    -    Leinen immer sofort aufklarieren!  (= aufräumen; in der Regel: zu einem Bunsch aufschießen.)
    -    Wenn dafür keine Zeit ist: Leine wenigstens sichern.
    -    Leinen dürfen nicht außenbords fallen.
            Wenn eine Leine in die Schraube gerät, ist das Schiff manövrierunfähig.
    -    Deshalb vermeidet man nach Möglichkeit, dass Leinen ins Wasser geraten.
    

Gefahren

Ausrauschende Leinen
    -   Wenn man eine ausrauschende Leine festhalten will, zieht man sich Verbrennungen zu.
            Ausrauschen lassen!
Brechende Leinen
    -   Leinen können reißen („brechen“). Da sich Kunststoffe dehnen, benehmen sie sich dann
            wie ein Gummiband und schnalzen.
    -   Nie sich in der Nähe von Leinen aufhalten, die unter großer Spannung stehen.
            Schon gar nicht in der möglichen Flugrichtung der reißenden Leine.
    -   Besonders gefährlich sind Schleppleinen unter Zug.

Begriffe

-    Belegen, festsetzen (= festmachen, z. B. an einer Klampe)

-    Einfacher Törn
     Wikipedia:        

Törn (1facher Törn, 360°)

 -    Bucht
"Törn einer aufgeschlossenen Leine" (Claviez, Seemännisches Wörterbuch)
  
   Ich benutze den Begriff ausschließlich in diesem Sinne.

     Beispiel: eine "in Buchten aufgeschossene Leine"

-   Aufschießen
"Eine Leine in regelmäßigen Buchten ordnungsgemäß zusammenlegen." (Claviez)

-     Halber Schlag
Wikipedia
Er entsteht, wenn mit der losen Part ein einfacher Törn um die eigene stehende Part geschlagen wird.

   Anm.: Die lose Part muss untergeschlagen (untergesteckt) werden.

-     Kopfschlag

Auge legen

                              aus: http://www.seemannsknoten.info

                                                    - - - - -

 

4.2   Handling
                                                -   Leinen aufschießen
                                                -   Leinen belegen
                                                -   Leine „auf Slipp“ legen
                                                -   Leinen überhängen
                                                -   Leinen zuwerfen
                                                -   Spannung auf Leine bringen
                                                -   Schamfilende Leinen                                

 

-   Leinen aufschießen
Man greift mit beiden Hönden von oben auf die Leine; die Griffweite entspricht der Länge der zu legenden Buchten. Diese sind abhängig von der Dicke des Seils; je dicker umso längere Buchten.

Die rechte Hand arbeitet; Arbeitsrichtung im Uhrzeigersinn (Kreise nach rechts); die Linke sammelt die Buchten.
Die Leine wird in gleichlangen Buchten von unten in die linke Hand gelegt. Dabei dreht sich vor dem Übergeben der Leine die Hand (mit den Fingern) nachoben.
Gegen Ende umwickelt man den Bunsch mit drei bis 4 Rundtörns, möglichst nahe an der haltenden Hand. Zum Schluss steckt man die Restleine in einer Bucht durch die Öffnung des Bunsches, die durch die haltende Hand gebildet wurde, und holt die Bucht über den Kopf des Bunsches zurück auf die Rundtörns. Festziehen.
Dazu gibt es mittlerweile Videos bei youtube, https://www.segel-filme.de  u. a.

Bilder aus Wikipedia:

          

               

Besser als das Seil in Rundtörns zu legen, ist, die Leine in 8er-Schlingen zu legen. Bei dieser Methode bilden sich beim Öffnen des Bunsches keine Kinken.
(So machen es die Bergsteiger.)

             Achterschlingen 

      So geht es:
      Bevor die rechte Hand die Seilschlinge in die haltende linke Hand legt, wird sie nach links gedreht, so dass der Handrücken nach oben zeigt.

-    Fallen, Reffleinen ...  aufräumen (während des Segelns)
Es ist eine Unsitte während des Segelns Leinen am Cockpitboden unaufgeschossen herumliegen zu lassen.
Auf die schnelle kann man z. B. die Reffleinen "in den Niedergang" werfen. Bei passender Gelegenheit sollten aber alle Leinen aufgeräumt, d. h. aufgeschossen werden.
Es gibt Taschen zu kaufen, die man an der Kajütwand anbringen kann, um darin die langen Enden der Fallen, der Reffleinen etc. während des Segelns zu verräumen.
Ich persönlich benütze diese Taschen nicht, sondern binde jede Leine zu einem Bunsch:
    -    Fallen müssen vom festen Ende (z. B. der Klampe) her aufgeschossen werden, allerdings muss man
              etwa 1 – 2 m Leine frei lassen (je nach Stärke des Falls), bevor man mit dem Aufschießen beginnt.
    -    Die Leine wird dann bis zum Leinenende in 8er-Schlingen in die Hand gelegt.
    -    Die nun folgenden Rundtörns macht man mit der zu Beginn frei gelassenen Leinenstrecke,
              ebenfalls das Durchstecken der Bucht.
    Am Schluss sieht es so aus wie im folgenden Bild (Großschot):

-   Leine mit Ruckdämpfer  ("Knochen")  aufschießen:
Der Trick dabei ist, die Wicklungen unterhalb des „Knochen-Kopfes“ zu setzen,
sie sozusagen "um den Hals" des Ruckdämpfers zu legen.

-    E-Kabel und Wasserschlauch
... lassen sich auch in Achterschlingen aufschießen.

Der Vorteil: Beim Aufmachen des Bunsches gibt es keine Kinken.

 

                  

      - - - - -


-     Leinen belegen

Leinen festhalten ?
    -   Wenn Zug auf die Leine kommt, genügen die eigenen Kräfte nicht.

        Leine wenigstens mit halbem Schlag um eine Klampe legen.
    -   Leinen, die man zugeworfen bekommt, sofort mit einem Rundtörn sichern, bevor sie auf Spannung kommen.


-   Leine auf Klampe belegen

Es ist erstaunlich, wie viele Arten das Internet liefert, um eine Leine zu belegen.

Anscheinend funktionieren alle.
Meine Methode : 
     -    1 Rundtörn, rechtsherum
            Rundtörns bekneifen sich nicht.
            Rechts herum, weil an Bord alle Leinengänge rechtsherum ausgeführt werden sollten.)
     -    Dann folgen 2 Achter.
            Sie halten durch Reibung. Bei (zu) wenig Leine genügt 1 Achter.
     -    Kopfschläge am Schluss.
            Sie verhindern, dass sich der Knoten löst.
            Ich setze auf jedes Klampenhorn einen Kopfschlag.
            Die Kopfschläge so legen, dass die Leine ohne scharfe Umlenkungen "gerade" weiterläuft. 

Der Anfänger ist überfordert, wenn es schnell gehen muss:
    Mehrere Rundtörns rumwickeln! Fertig!
Später kann man noch immer korrigieren.

-   Leine mit Schlaufe auf einer Klampe festmachen
Bei auslaufender Leine (z. B. Festmacher):  
     -   Schlaufe zwischen den Klampenfüßen durchstecken,
     -   Schlaufe über ein Klampenhorn legen.
Dadurch wird verhindert, dass sich die Leine, sollte sie lose kommen, von der Klampe allzuleicht löst.
Andererseits: Wenn es  eilt, kann man  die einseitig belegte Leine weitaus schneller öffnen als eine doppelt belegte Leine (über beide Klampenhörner).

 

 


-   Leine "auf Slip" legen
"Auf Slip legen“ heißt, die Leine auf dem Schiff so vorbereiten, dass sie schnell losgeworfen 

und eingeholt werden kann. Typische Situation: beim Ablegen.
Vorbereitung der Leine:
    -   die Leine so zurichten, dass nur noch ein kurzes Stück der Leine zum Beispiel
            durch einen Ring an Land, durchgezogen werden muss.
    -    Manchmal muss man die ganze Länge der Leine durchziehen, damit dieser Zustand erreicht wird.
    -    Es ist darauf zu achten, dass das Ende, welches durch den Ring an Land (Beispiel) gezogen wird,

            durch nichts behindert wird. Die Leine darf nicht hängen bleiben.

-   Leinen überhängen  

     -   über einen Poller oder eine Klampe an Land  beim Anlegen.
         -   Leine vorbereiten: Ein Ende der Leine am Schiff festmachen, z. B. an der Achterklampe.
             Am anderen Ende eine große Schlaufe bilden: Palstek.
             Leine als Bunsch in eine Hand nehmen, in die andere den Palstek
         -   Zu den Wanten gehen (weil das die kürzeste Entfernung zum Land wird, wenn das Schiff anlegt).
                 Sich außerhalb der Seereling postieren, ohne ins Wasser zu fallen.    
         -   An Land springen, Palstek nicht (!) überhängen, sondern einen Törn um den Poller legen     
              und das Schiff gleitend abbremsen. Erst wenn das Schiff steht, Palstek überhängen.
              Dann Zusammenarbeit mit jemand an Bord, der die Leine an der Klampe neu belegt,
              so dass die Länge stimmt.       

          Wenn die Schlaufe zu klein ist: mit einer Hand durch den Palstek greifen, die Leine fassen     
          und durch den Palstek die sich bildende Bucht durchholen, so weit, dass die neu entstehende      
          Schlaufe groß genug ist. Üben!
    
     -    In der Schleuse:  über Pfahl oder eine senkrechte Klampe an der Schleusenwand.
          In der Schleuse ändert sich der Wasserstand. Daher muss man die Leinenlänge regulieren können.
             Deshalb Leine an einem Ende auf der Klampe des Schiffes belegen, Leinenbucht überhängen;
             das andere Ende aus der Hand fahren.

         Manchmal sind Pfahl oder Klampe zu weit entfernt. Dann braucht man den
         Bootshaken:
             Man legt die Bucht "außen" auf die "Nase" des Bootshakens. Beide Seiten straff ziehen,
             so dass die Bucht nicht vom Bootshaken fallen kann.
             Diese Bucht mittels Bootshaken überhängen.
             Üben!              

-   Leinen zuwerfen
    z. B.  einer Person an Land, die beim Anlegen hilft
        -   ein Ende der Leine an Klampe belegen        
               -   Leine zu einem Bunsch aufschießen, Bunsch halbieren
               -   Kurze Wurfdistanz: eine Hälfte des Bunsches werfen; nicht ins Gesicht!
               -   Größere Distanz: beide Bunsche gleichzeitig werfen, mit beiden Armen,
                   dabei das freie Ende der Leine festhalten.
                   Höher zielen als das Objekt vorgibt. Bremswirkung der aufgeschossenen Bunsche!
                
     -   Achterleine über einen Dalben (Festmachepfahl) werfen
    Grundsätzlich nicht! Beim Vorbeifahren überhängen.
    Aber was ist, wenn es misslingt?
        Beim „klassischen“ Anlegemanöver fährt das Schiff weiter (Nicht beim "Anlegen mit Mittelleinen";
        s. II/ 6. Fahren unter Maschine / Manöver ...).
    Wenn man vorne fest ist, ...
     -   kann man sich entweder nach rw verholen,
         vorausgesetzt die Leine auf der anderen Seite der Yacht konnte übergehängt werden.
     -   Oder man versucht die Leine über den Pfahl zu werfen.
         Es ist die Königsdisziplin! Zu Hause im Garten üben!   (s. "Größere Wurfdistanz") 

-   Spannung auf eine Leine bringen
       -  mittels Zugschlaufe
            Bevor man spannt, muss man eine Schlaufe in die Leine knüpfen.
            Dann wird das Ende der Leine nicht belegt sondern eingehängt (Auge, Schäkel ...)
            und zurückgeführt. Nämlich zur Schlaufe, durchstecken und spannen.
            Die Schlaufe wirkt als Talje.
                                                                             

                                                                           

   -  mit einem Knebel
            Wenn eine Leine doppelt geschoren ist, kann man ein längeres Holzstück durchstecken
            und die Leinen mit dem Holz verdrehen.
            Wenn die nötige Spannung erreicht ist, muss man ein Ende des Holzstückes verklemmen.  
      -  durch eine zweite Leine,
            die man mit einem Stopperstek (gegen die Zugrichtung) auf die erste Leine setzt.
            Dann die zweite Leine z. B. mit der Winsch anholen.
            
-   Schamfilende (scheuernde) Leinen
    Jede Leine wird durch Schamfilen zerstört.
    -    Leine anders platzieren oder
    -    Leine schützen:
        -   aufgeschnittenes Stück eines Schlauches drüber schieben,
        -   zur Not, die Leine an der Scheuerstelle mit einem Lappen umwickeln; diesen festbinden,
        -   evtl. Stelle entlasten: mit Stoppersteg zweite Leine aufsetzen und diese scheuerfrei platzieren    

    Langfristig, Scheuerstelle an Land:   Leine durch Kette ersetzen           
    
                                                             - - - - -   

 

5.  Knoten

                    -   Zwei halbe Schläge
                    -   Webeleinstek
                    -   Palstek    
                    -   Slipstek        
                    -   Stopperstek

Seemännische Knoten sind dadurch gekennzeichnet, dass sie unter Zug halten, dass man sie aber lösen kann, wenn nicht unter Zug. Das bedeutet umgekehrt, dass sie - nicht unter Zug - aufgehen können.
Manchmal benötigt man einen nicht lösbaren ("Küchen"-)Knoten. Oder man muss den Seemansknoten sichern durch einen zusätzlichen Knoten.
Seemannsknoten heißen "Stek"; das Wort kommt von "stecken"; Knoten werden "gesteckt".

An Bord werden nur wenige Knoten wirklich gebraucht:
     Zwei halbe Schläge, Webeleinstek, Palstek; evtl. Slipstek und Stopperstek
Dazu gibt es viele Videos im Internet.

-   Zwei halbe Schläge
Es ist der wichtigste Knoten. Der Anfänger kann damit (nahezu) alle Probleme lösen.
https://www.esys.org

                      

                      Rundtörn mit zwei halben Schlägen (in der unteren Bildhälfte)

 -   Slipstek

Foto aus Wikipedia:

Slipstek

     Wenn man Schuhe bindet, setzt man eine Schleife, einen Slipstek, auf den Knoten.

 

-   Webeleinstek
    Mit einem Webeleinstek belegt man z. B. einen Festmacher an einem Poller
www.knotentraining.de:

1   2
         
3   4

Auch die Fender werden mit dem Webeleinstek angebunden.
     Allerdings empfiehlt es sich, den zweiten halben Schlag als Slipstek auszuführen.
     Dann lässt sich der Fenderknoten leicht wieder öffnen.
     Damit dies nicht von selbst geschieht sollte man einen weiteren halben Schlag (mit der nun verdoppelten Leine) 
     hinzufügen.
     Siehe Anfang des Artikels: 1. Fender ausbringen

   
-   Palstek
    Wichtigster Knoten zum Herstellen einer Schlinge (die sich nicht zusammenzieht).
 www.knotentraining.de

   
         
     


    Es gibt verschiedene Techniken, den Palstek zu knüpfen.
    Wenn man ihn einmal beherrscht, sollte man immer mit der gleichen Technik knüpfen.


-   Stopperstek
     Mit ihm befestigt man Leinen an Wanten oder an Fallen. Er wird gegen die Abrutsch-Richtung geknüpft.
     Zum Beispiel an einem Want: zwei Rundtörns nach unten, ein halber Schlag oberhalb der Rundtörns.

Wikipedia
Der Stopperstek ist ein Klemmknoten, mit dem eine dünnere Leine mit einem dickeren Seil, einer Trosse oder einer Kette verbunden wird. Er kann auch verwendet werden, wenn das Seil unter Spannung steht. Er zieht sich unter Belastung zu und lockert sich bei Entlastung wieder und kann so verschoben werden. Bei seitlicher Belastung in Richtung des zusätzlichen Törns blockiert er, in die andere Richtung lässt er sich verschieben.

                                                           - - - - -                                                      

 

6.    Takling

Leinenende verschweißen
       ... damit sich die Leine nicht aufdröselt, anstelle eines Taklings.
        Leine mit einem Tape umwickeln, mittig durchschneiden, mit Gas-Feuerzeug
        die Enden der Leine verschmelzen.
        Holz bereithalten, falls man die geschmolzenen Enden abstreifen muss.
        Keinesfalls mit dem Finger das Ende berühren. Verbrennungsgefahr.
         
    Wesentlich eleganter geschieht das Abschneiden bei gleichzeitigem Verschweißen mit einem sog. Heißschneider.
    So ein  Gerät ist relativ teuer.
    Wesentlich billiger ist ein Lötkolben, mit dem man die durchtrennten Enden verschmelzen kann.
                                                                    - - - - -

 

Takling

Wichtig für Skipper, wenn sich Leinen aufdröseln und nicht verschweißt werden können.
Oder auch aus ästhetischem Grund.
    
    Wikipedia   
 


Ein genähter Takling auf Manilaleine

Einfacher Takling
    Wikipedia:

         Seil ohne Takling
       

          Eine große längliche Schlaufe auf das Seil legen (und mit dem Daumen festhalten).  
               
         

            Das Seil fest umwickeln. Die Wicklung sollte mindestens genauso breit sein, wie die die Dicke des Seiles.

         
          

           Das Arbeitsende des Bindegarns durch die Schlaufe stecken, am anderen Ende ziehen so dass beide Enden
           des Bindegarnes sicher unter der Wicklung festgehalten (bekniffen) werden.

          
 


            Zum Schluss sollte man überprüfen, ob der Takling fest sitzt,
            und dann beide Enden des Bindegarns kurz abschneiden.

          
                    
                    
    Anm.: Zur Sicherheit die kurz abgeschnittenen Garnenden mit einem Gas-Feuerzeug verschweißen.

Taklinge werden gut in den Liros-Spleiß-Videos gezeigt:
     Einfacher Takling:
        am Ende des Videos "Kern Mantel Standard":                                                https://youtu.be/DSSTkvFJcPU
     Benähter Takling:
        am Ende des Videos "Augspleiß in Kern-Mantel-Geflechte aus Dyneema"        https://youtu.be/AFXcueE-me8

                                                             - - - - -


Takling anstelle Spannschraube
    Relingsdurchzüge werden üblicherweise mit Spannschrauben am Bug- und Heckkorb festgesetzt.
    Diese Spannschrauben lassen sich durch (dünne) Leinen ersetzen:
        -    Leine z. B. am Bugkorb festbinden,
        -    dann durch das Auge des Relingsdrahtes ziehen
        -    zurückführen und durch das Auge des Bugkorbes ziehen
        -    Vorgang mehrfach wiederholen.
        -    Zum Schluss die gespannten Leinen umwickeln
        -    und betakeln entweder mit gleicher Leine fortlaufend oder mit  neuer Leine.

                                                             - - - - -

Über Grundfertigkeiten hinausgehendes Wissen:

7.   Spleißen

Die Technik des Spleißens wird durch die Art des Tauwerks bestimmt.
Im Prinzip gibt es drei verschiedene Seile
    -    Gedrehtes Tauwerk (auch: Geschlagenes Tauwerk  oder 3-schäftiges Tauwerk)
    -    geflochtenes Tauwerk (mit Flechtkern und –mantel):       Kern-Mantel-Geflecht
    -    geflochtenes Tauwerk (innen hohl):                               Hohlgeflecht    

Die wichtigsten Spleiße sind Augspleiß und Verbindungsspleiß:
Hilfreich dabei ist ein Hohlspieker.
       s. Takelbüdel

             
 -    Augspleiß     

                  Wikipedia

        

 

   Verfahren    
    -    3-kardeelige Leine etwa 20 cm aufdrehen und dort einen Behelfstakling gegen weiteres Aufdrehen setzen
              oder mit Klebeband umwickeln.
    -    Die gewünschte Bucht legen und zwar  so, dass das aufgedrehte Ende auf der Leine liegt, das mittlere Kardeel oben;
              die beiden anderen hängen rechts und links nach unten.
    -    Das mittlere Kardeel wird unter das oben liegende Kardeel der unversehrten Leine geschoben.
              Die beiden anderen jeweils unter das nächst gelegene Kardeel.
    -    5 x wiederholen.                    

Die Spleiß-Techniken werden sehr gut veranschaulicht in den Youtube-Videos von Liros:
                     https://www.liros.com/catalog/de/support/downloads/
    -    Augspleiß in 3-schäftiges / gedrehtes Tauwerk          https://youtu.be/PLkvQ6cNCxM
    -    Augspleiß in Kern-Mantel-Geflechte aus Dyneema    https://youtu.be/AFXcueE-me8
    -    Augspleiß in Hohlgeflechte                                      https://youtu.be/Jow8pxE8xZY
    -    Squareline – Augspleißanleitung                              Download als PDF     

Gezeigt wird der Spleiß-Vorgang. Im Vorspann werden die benötigten Werkzeuge vorgestellt.
Nicht notwendig sind spezielle Scheren und Messer sowie der Heißschneider.
Nach meinen Erfahrungen sollte aus Sicherheits- bzw. Festigkeitsgründen der Augspleiß bei Nylon-Leinen betakelt
und vernäht werden. Das scheint mittlerweile Standard zu sein. (s. Videos)

-    Verbindungsspleiß  (Lang- und Kurzspleiß, Endlosspleiß)
        zum schlanken Verbinden zweier Seile                 https://www.liros.com/catalog/de/support/downloads/

Weitere Informationen z. B.  im „Spleißbuch“ von Gleistein (PDF).
                        https://www.gleistein.com/assets/download_pdfs_images/Kataloge/Spleibuchdeutschweb.pdf

Man kann aber auch das Spleißen den Profis überlassen
                        
                                                                - - - - -                                                         


 
7.    Segel - Reparatur                                                                                                                                         


                                      -   Riss im Segel: Bootsmannsnaht
                                       -   Flicken aufsetzen
                                       -   Takel-Büdel

              

-   Riss im Segel

Es gibt 3 Methoden, um einen geraden  Riss im Segel zu reparieren
    -    Aufkleben eines Tape-Streifens (Segeltape)
    -    Aufkleben eines Segelstreifens mit Epoxy
    -    Nähen (Bootsmannsnaht)

-   Bootsmannsnaht

                                  
                                  
                                             https://www.blauwasser.de/segel-reparieren-mit-naehen (Anleitung und Fotos)


Unten rechts sieht man das Ende des Fadens, der mit einem Knoten gegen Durchrutschen versehen ist.
Vorgang
Bevor man näht, sollte man mit Lineal und Bleistift parallel zum Riss zwei Linien ziehen,
um die Ein- und Ausstiche „auf Linie“ zu bringen.
    -   Eingestochen wird vor dem Riss, gegenüber der Riss-Achse etwas zur Seite versetzt.
            Die erste Faden-Bahn verläuft quer zum Riss auf der Rückseite des Segels (strichliert).
    -   Der zweite Stich wird in Rissverlängerung gesetzt. Er kommt etwas vor dem Riss wieder nach oben.
            Auf der Rückseite des Segeltuchs hat sich ein Kreuz gebildet.
    -   Die Nadel wird beim dritten Stich zuerst durch den Riss nach unten geführt und neben dem Riss wieder nach oben
            durchgestochen, quer über den Riss geführt, neben dem Riss nach unten gestochen, um den Faden herum
            und nach oben gezogen.
    -   Weiter wie in der Skizze.

Am besten ist, man übt in Ruhe zu Hause und nicht erst im Ernstfall.



-   Flicken aufsetzen  bei Riss in L-  oder Triangel-Form

       Ein kleiner, rechteckiger Flicken und darüber ein größerer werden mit Zickzacknaht aufgenäht.
           

                                                                

                                                             aus: https://www.blauwasser.de/segel-reparieren-mit-naehen

        Zickzack-Naht
                                

                                 

         Auch hier: Einstich-Linien mit Bleistift vorzeichnen!                                         

                                                              - - - - -
                                                              
                                                              
-   Takel-Büdel   (Takel-Beutel)

Er enthält alle Utensilien, um Reparaturen an Segeln und Leinen unterwegs ausführen zu können.
Zur Grundausstattung gehören:    
    -    Nähgarn
        -   feines Garn, weiß
                  Produktabbildung von Segelnähgarn         
                             hier mit Segelnadel
        -   dickeres Garn (dünne Leine): weiß, schwarz, rot
        -   gewachstes Takelgarn

    -    Segelnadeln (Arbeitsnadeln, Nähnadeln)
            Sie haben 3-kantige Spitzen.
            Packung mit verschiedenen Stärken.     
                               Stabile Handwerkernadeln im Set: Nähnadeln für die Segelreparatur, sowie Polster- und Ledernäharbeiten. Das Set beinhaltet vier gerade Nadeln und eine gebogene Nadel, speziell für verdeckte Nähte.

 -    Segelmacher-Handschuh / rechts (für Rechtshänder) oder links
            Ein Lederband mit Metallplatte; diese kommt vor dem Daumenballen zu liegen.
            Mit der Metallplatte drückt man die Segelnadeln durch das Tuch.
                      Produktabbildung von Segelmacher-Handschuh / links 

    -    Messer mit gezahnter Klinge
            zum Schneiden von Leinen, s. Marlspieker
 
    -    kleine Zange
            um die eingestochene Segelnadel mit Garn durchzuziehen.
            Dazu eignet sich auch die Flachzange aus dem Werkzeugkasten.

    -    Niro-Ringe (2 x), Gurtband (50 cm)
            z. B. für ausgerissene Kauschen
                       
     -    Segeltape (Marine Tape)
            weiß; schmal und breit; zum Überkleben von Rissen im Segel
            evtl. zusätzlich in anderen Farben           

     -    Sprengringe (Sicherungsringe); für Mastschlitten

                     


    -    Sprengringzange (Sicherungszange)

                   
                    (aus Wikipedia)
 
    -    Schere, Gasfeuerzeug, Bleistift, Lineal    ... sind sowieso an Bord
    -    kleines Brettchen als Unterlage, wenn man Leinen durchschneidet.
    -    Holzspatel o. ä. zum Formen oder Abstreifen des angeschmolzenen Leinenendes.

    Bei konventionell geriggten Yachten
              -    Mastrutscher (einige), passend in Form und Größe
                            Produktabbildung von ALLEN BROTHERS Mastrutscher Typ 1       

              -    Stagreiter (zum Zuschlagen, 1 x)
                                 Produktabbildung von Messing Stagreiter, zum Zuschlagen    
    Zum Spleißen

    -    Marlspieker (auch Hohlspieker)
                    

	Ideales Werkzeug zum Spleißen. Dieser kräftige Marlspieker eignet sich zum Spleißen von geschlagenem ¾-schäftigem Tauwerk und Drahtseilen.  

                            ...  zum Spleißen geschlagenem Tauwerks
                       
    -    Spleißnadel (Spleiß-Fid)  zum Spleißen bei Kernmantel-Geflecht           

                           Bild von Spleiß-Fid Set / 4-teilig  hier im Set

                                                Alle Bilder aus: www.svb.de                                                                            

                                                                 - - - - -

                                                                                                                                           August 2020