Brecher und Yacht
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Brecher & Yacht
Dass Schiffe von einer Welle "getroffen" werden, ist zum üblichen Erklärungsmodell von Schiffskenterungen geworden:
der Rumpf des Schiffes wird durch den "Stoß" der Welle weggeschoben, der Kiel bremst die Bewegung und wird zum Stolperstein;
das Schiff kentert, letzten Endes durch den Anprall der Welle.
Nach diesem Denkmodell müssten Schiffe ohne Kiel von einer steilen, brechenden Welle seitwärts weggeschoben werden, ohne dass sie kentern.
Nach diesem Denkmodell müssten Schiffe ohne Kiel von einer steilen, brechenden Welle seitwärts weggeschoben werden, ohne dass sie kentern.
Eine solche, entsprechend große Welle aber lässt alle Schiffe kentern, egal ob mit oder ohne Kiel.
Ich denke, die Zusammenhänge sind anders. Dazu muss man etwas ausholen:
Ich denke, die Zusammenhänge sind anders. Dazu muss man etwas ausholen:
Entstehung von Brechern
"Der physikalische Prozess einer brechenden Welle ist zunächst immer derselbe.
"Der physikalische Prozess einer brechenden Welle ist zunächst immer derselbe.
Sehr vereinfacht ausgedrückt, bewegt sich der obere Teil einer Welle schneller als der untere Teil.
Wird ein kritisches Verhältnis erreicht (in der Literatur Wellenhöhe / Wellenlänge = 1/7), bricht die Welle …
Diese Steilheit wird durch äußere Einflüsse erzeugt und sind zum einen die Wassertiefe und zum anderen der Wind."
(Tobias Schaaf, Deutscher Wetterdienst)
(Tobias Schaaf, Deutscher Wetterdienst)
- Wassertiefe
"Eine Welle, die in flacheres Wasser kommt, wird durch die Reibung auf dem Meeresgrund stark abgebremst.
"Eine Welle, die in flacheres Wasser kommt, wird durch die Reibung auf dem Meeresgrund stark abgebremst.
Allerdings wird nur der untere Teil der Welle abgebremst; der obere Teil läuft dagegen normal weiter.
Dadurch ist er schneller als der untere - die Welle überholt praktisch ihren unteren Teil und wird dadurch steiler, bis sie schließlich bricht.
Je schneller die Wassertiefe geringer wird, desto stärker ist dieser Bremseffekt und damit auch das Brechen der Wellen. …
Besonders gefährlich werden lange Wellen, wenn sie in flaches Wasser kommen. …"
- Wind
„Der antreibende Prozess für das Brechen einer Welle ist ... der Wind ...
Dabei kann der Wind entweder die Wasseroberfläche ´abreißen´ und Schaumkronen/Gischt erzeugen oder aber die Welle so weit aufsteilen,
dass sie bricht."
(Tobias Schaaf)
Ausgereifter Seegang
Die Wellenhöhe hängt "… neben der Windgeschwindigkeit von der Angriffslänge (fetch) und der Wirkdauer ab.
Die Wellenhöhe hängt "… neben der Windgeschwindigkeit von der Angriffslänge (fetch) und der Wirkdauer ab.
Die meisten Statistiken gibt es für sog. ausgereiften Seegang: Eine weitere zeitliche Einwirkung hat keinen weiteren Einfluss auf die Wellenhöhe -
Energieeintrag durch Wind und Dissipation durch Brechen stehen im Gleichgewicht.“
(Dr. Ing. Wolfgang Sichermann, Thyssenkrupp Marine Systems)
Ab wann entstehen Brecher?
"Ab 3 Bft beginnen einzelne Wellen zu brechen." (Tobias Schaaf)
"… das allgemein anerkannte Kriterium, dass Wellen ab einer Wellensteilheit von 1/7 (Verhältnis von Wellenhöhe zu Wellenlänge) brechen …
"Ab 3 Bft beginnen einzelne Wellen zu brechen." (Tobias Schaaf)
"… das allgemein anerkannte Kriterium, dass Wellen ab einer Wellensteilheit von 1/7 (Verhältnis von Wellenhöhe zu Wellenlänge) brechen …
wird z. B. auch bei 3 Bft. erfüllt, auch wenn die Wellenlängen … relativ kurz sind."
(Dr. Ing. W. Sichermann)
Schaumkronen (White caps)
„White caps entstehen nach denselben Kriterien.
„White caps entstehen nach denselben Kriterien.
Ein gängiges Modell nimmt an, dass Seegang als zufällige Überlagerung beliebig vieler Einzelwellen unterschiedlicher Wellenlänge
und Höhe beschrieben werden kann.
Entsprechend beginnen die kürzeren Wellen bei geringerer Höhe zu brechen, als die längeren.
Bei Bft. 3 nehmen wir das nicht als Wellenbrechen wahr, da die´darunterliegende´ längere Welle stabil fortschreitet
und nur der Schaumkamm - die überlagerte kürzere Welle - ´umkippt´.“
(Dr. Ing. W. Sichermann)
Die Wasserteilchen in der Welle
Der Berg einer Welle muss von irgendwoher sein Wasser beziehen:
Die Wasserteilchen in der Welle
Der Berg einer Welle muss von irgendwoher sein Wasser beziehen:
die Welle saugt das vor ihr befindliche Wasser (und das Wasser nach ihr) an.
Das bedeutet, dass der Wasserspiegel vor (und nach) der Welle sinkt. (Vgl. das Zurückweichen des Wasserspiegels bei einem Tsunami.)
Ein Wasserteilchen vor der Welle wird also zunächst nach unten und in Richtung der ankommenden Welle bewegt.
Nach dem Erreichen des Tals (vor dem Wellenkamm) steigt das Wasserteilchen hoch und wird gleichzeitig durch das Fortschreiten der Welle
Nach dem Erreichen des Tals (vor dem Wellenkamm) steigt das Wasserteilchen hoch und wird gleichzeitig durch das Fortschreiten der Welle
mit ihr in Wellenrichtung transportiert.
Am Kamm der Welle hat das Teilchen nahezu Wellengeschwindigkeit aufgenommen.
Anschließend sinkt es. Dabei bewegt es sich nun gegen die Wellenrichtung, allerdings nicht so weiträumig wie zuvor beim Hochsteigen.
Anschließend sinkt es. Dabei bewegt es sich nun gegen die Wellenrichtung, allerdings nicht so weiträumig wie zuvor beim Hochsteigen.
Das Teilchen erreicht das Ausgangsniveau, etwas versetzt in Richtung der Wellenbewegung.
In einer Welle beschreibt das einzelne Wasserteilchen somit eine nahezu kreisförmige Bewegung (Orbitalbewegung).
In einer Welle beschreibt das einzelne Wasserteilchen somit eine nahezu kreisförmige Bewegung (Orbitalbewegung).
Dabei wird es um einen kleinen Betrag in Wellenrichtung versetzt.
Das Kurzvideo "Tiefwasserwelle" im Artikel "Wasserwelle" bei Wikipedia zeigt diese Orbitalbewegung (Großformat und scharf auf der Originalseite):
Das Kurzvideo "Tiefwasserwelle" im Artikel "Wasserwelle" bei Wikipedia zeigt diese Orbitalbewegung (Großformat und scharf auf der Originalseite):
Tiefwasserwelle nach Stokes: Orbitalbahnen der Wasserteilchen beginnend an zwei Positionen mit dem Abstand einer halben Wellenlänge.
- Brechende Wellen ab einer Höhe, die etwa der Schiffsbreite entspricht,
können ein quer zur Welle liegendes oder segelndes Schiff zum Kentern bringen.
2) Die Yacht läuft ab,
dabei sind die Wellen niedriger als die Länge des Schiffes.
Wenn die Yacht schlecht steuert oder nicht schnell genug Fahrt aufnimmt, kann das Heck seitlich versetzt werden: die Yacht schlägt quer.
Gefährlich für sie ist die nachfolgende Welle.
Trifft ein Brecher das Heck, verschärft sich die Situation: die Yacht wird u. U. so sehr beschleunigt ,
Trifft ein Brecher das Heck, verschärft sich die Situation: die Yacht wird u. U. so sehr beschleunigt ,
dass sich ihr Bug in das Wasser des Wellentales bzw. in die Rückseite der vorausgehenden Welle bohrt.
Weil die Bewegung der Wasserteilchen gegenläufig ist, wird die Yacht abrupt gestoppt.
Die Yacht kann quer schlagen.
- Wenn die Fahrt so hoch ist, dass sich der Bug in die vorauslaufende Welle zu bohren droht,
muss die Fahrt des Schiffes herabgesetzt werden.
(Siehe "Sturmtaktik für Yachten")
3) ... dabei entspricht die brechende Welle in ihrer Höhe der Länge der Yacht.
Der Bug eines Schiffes ist relativ schmal.
3) ... dabei entspricht die brechende Welle in ihrer Höhe der Länge der Yacht.
Der Bug eines Schiffes ist relativ schmal.
Das Schiff wird also eintauchen, und zwar in eine Wasserströmung, die dem Kurs der Yacht entgegengesetzt ist.
Die Kräfte sind sehr hoch: Die Yacht wird abrupt gestoppt und kentert, im schlimmsten Fall über Kopf.
Weil das Deck in der Regel weniger massiv konstruiert ist als der Rumpf, kann es in diesem Fall eingedrückt werden.
Die Kräfte sind sehr hoch: Die Yacht wird abrupt gestoppt und kentert, im schlimmsten Fall über Kopf.
Weil das Deck in der Regel weniger massiv konstruiert ist als der Rumpf, kann es in diesem Fall eingedrückt werden.
- Die ablaufende Yacht kann überkopf gehen,
wenn die Höhe der brechenden Welle etwa der Länge des Schiffes entspricht.
Immer wenn Brecher im Spiel sind, entstehen erhebliche Kräfte in verschiedenen Richtungen (Beschleunigungs-, Rotations- und Abbremskräfte).
Deshalb muss sich die Mannschaft im Schiffsinneren gegen Verletzungen schützen (sich anleinen, evtl. mehrfach; Helm).
Langkieler
Dass bestimmte Langkieler eine Wirbelschleppe erzeugen, in welche die nachfolgenden Brecher stürzen, ohne das Schiff zu erreichen,
steht außer Frage.
(Vgl. Helmut van Straelen, "Beidrehen? … Im Orkan?"; auf dieser Webseite)
Was ist die Ursache dieses Phänomens?
Vielleicht sieht es optisch wirklich so aus, als liefe die Welle auf die Wirbelschleppe auf wie auf einen (scheinbar ruhenden) Strand.
In Wirklichkeit ruhen die Wasserteilchen zwischen Schiff und Welle nicht;
Vielleicht sieht es optisch wirklich so aus, als liefe die Welle auf die Wirbelschleppe auf wie auf einen (scheinbar ruhenden) Strand.
In Wirklichkeit ruhen die Wasserteilchen zwischen Schiff und Welle nicht;
sie bewegen sich zur Welle hin, steigen empor und bilden schließlich selbst die Welle.
Wenn Schiffe beiliegen, berichten Segler von einer "Blasenbahn".
Wenn Schiffe beiliegen, berichten Segler von einer "Blasenbahn".
Spielen also Lufteinschlüsse und damit eine Veränderung des spezifischen Gewichts eine Rolle?
Oder sind es die entstehenden Wirbel an der Kielunterkante (Kármánsche Wirbelstraße), die ihrerseits die Geschwindigkeit
Oder sind es die entstehenden Wirbel an der Kielunterkante (Kármánsche Wirbelstraße), die ihrerseits die Geschwindigkeit
der an der Wellenvorderseite aufsteigenden Wasserteilchen beeinflussen und dadurch die Welle zum Überkippen bringen?
Dr. Ing. Wolfgang Sichermann:
"Unbenommen jeder Statistik kann ein driftender Körper das Strömungsfeld in den Wellen stören,
"Unbenommen jeder Statistik kann ein driftender Körper das Strömungsfeld in den Wellen stören,
so dass ein Brechen der Welle ausgelöst wird.
Bei Kurzkielern ist dieser Effekt auf alle Fälle geringer, da sich an Vor- und Hinterkante der Kielflossen-Senkrechten Wirbelstrukturen bilden,
Bei Kurzkielern ist dieser Effekt auf alle Fälle geringer, da sich an Vor- und Hinterkante der Kielflossen-Senkrechten Wirbelstrukturen bilden,
die das Strömungsfeld der Welle nur schwach beeinflussen.
Bei Langkielern entsteht die dominante Strömungsablösung an der Unterkante des Kiels.
Bei Langkielern entsteht die dominante Strömungsablösung an der Unterkante des Kiels.
Die Wirbelstruktur ist horizontal ausgerichtet (parallel zum driftenden Schiff und zu den Wellenfronten)
und kann somit das Geschwindigkeitsfeld der Welle verstärken (früheres Brechen) oder dämpfen.
Ich bin nicht der Meinung, dass die Belüftung (Blasenbildung) einen großen Einfluss hat.
Dass bei Langkielern eine geringere Blasenbildung beobachtet wird, ist nachvollziehbar:
Ich bin nicht der Meinung, dass die Belüftung (Blasenbildung) einen großen Einfluss hat.
Dass bei Langkielern eine geringere Blasenbildung beobachtet wird, ist nachvollziehbar:
die dominierenden Wirbel entstehen an der Unterkante des Kiels.
Wie soll Luft dorthin gelangen?
Meines Erachtens ist die Überlagerung der Geschwindigkeiten entscheidend."
Dr. Lampalzer, Jan. 2019
Dr. Lampalzer, Jan. 2019