18. Szenarien des Schreckens
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- Hauptkategorie: II. Praxis
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18. Szenarien des Schreckens
1. Gasexplosion
2. Mastverlust
3. Kollision
- mit treibendem Gegenstand
- des Kiels mit Unterwasserhindernis
4. Kielverlust, Ruderverlust
5. 180o - Kenterung, 360o - Kenterung
6. Auflaufen
- in Tidengewässern
- bei Seegang
7. Strandung
8. Materialermüdung bei GFK-Schiffen
9. Auf Kollisionskurs
10. Monsterwellen
Dieses Kapitel ist in gewisser Weise die Weiterführung von II / 16. Notsituationen zum Schlimmeren.
1. Gasexplosion
Dass ein Petroleumkocher weniger gefährlich ist, bezweifle ich.
Bei Gas hilft nur Vorsorge:
- Regelmäßige Wartung aller Komponenten innerhalb der vorgeschriebenen Intervalle.
- Einbau eines Magnetschalters.
- Sicherheitsdenken: Zudrehen des Gashahns an der Flasche unmittelbar nach jeder Benutzung.
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2. Mastverlust
Fastnet-Report:
77 von 235 Yachten erlitten einen "knockdown beyond horizontal including a 360 o roll".
42 mussten "significant damage to the rig" hinnehmen; nennen wir es Riggverlust.
Seine Ursache war bei 7 Yachten "capsize", also eine Kenterung.
Der Mast verleiht einer Yacht ein gewisses beharrendes Moment. Yachten ohne Mast kentern leichter als Yachten mit Mast.
Mastverlust bei entsprechendem Seegang ist eine bedrohliche Situation, die es rechtfertigt, die Küstenwache um Hilfe anzurufen.
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3. Kollision
3.1 Kollision mit treibendem Gegenstand
Große Hindernisse (z. B. Eisberg) wird man mittels Radar "sehen" können.
Anders sieht es bei kleineren Hindernissen aus, die nicht zu orten sind.
Zone der Gefährdung ist der vordere Teil des Schiffes, in Bugnähe, unter Wasser oder in Nähe der Wasserlinie.
Der Germanische Lloyd schreibt vor:
It is recommended that each recreational craft be fitted with a collision bulkhead.
Motor yachts with a length L exceeding 17 m and sailing yachts/motorsailers with a length L exceeding 20 m
shall have a collision bulkhead fitted at a distance of at least 0,0035 L but not more than 0,05 L aft of the stem …
Collision bulkheads shall be extended up to the open deck/main deck. They shall not have any openings.
Wenn das imaginierte Loch über das Kollisionsschott nach achtern hinausreicht, sollte es ein weiteres Teil-Schott geben,
Metallschiffe können ein zweites, wasserdichtes Schott über die ganze Höhe des Schiffes einrichten.
Clark Stede kollidierte mit seiner ASMA bei der Ansteuerung des Rio de la Plata nachts mit einem großen, schweren Gegenstand,
Er schreibt:
ASMA war eine Alu-Yacht, extra stark ausgelegt für Packeis. Dennoch wurde der Bug aufgerissen.
Hätte das Schiff nicht ein Kollisionsschott zwischen Kajüte und Vorschiff mit absolut wasserdichtem Durchstieg gehabt
(und wäre dieser nicht routinemäßig festgesetzt gewesen), wäre die Yacht sehr wahrscheinlich gesunken.
Bei Holzschiffen dürfte ein zweites wasserdichtes Schott nur schwer zu realisieren sein.
Auch an die Durchführungen muss man denken.
Wie auch immer, ein großes Leck im Bugbereich wird man nur beherrschen können, wenn konstruktiv vorgesorgt wurde.
queren wollen, um die neuen italienischen Zollvorschriften zu umgehen.
Als er zum Niedergang hinunterschaute, war da nichts als Wasser.
seine Frau hatte noch immer nicht gelernt, die Fender richtig festzubinden …
Er klammerte sich an diesen Fender.
Irgendwann bekam er auch einen Stock zu fassen. So trieb er 12 Stunden.
Dann hörte er eine Maschine. Eine Motoryacht querte mit ziemlicher Fahrt die Adria, aus dem gleichen Grund: Flucht vor dem Zoll.
Er hatte seine Badehose an den Stock geknüpft; damit winkte er …
Langkieler sind bei dieser Situation fein heraus. Sie schieben sich aufgrund der Abschrägung auf das Hindernis.
Dashew formuliert: "Of course, long keel is nice when going aground. …"
(in: "Offshore Cruising Encyclopedia")
Bei einem Kurzkieler sieht es anders aus:
Die Kielspitze wird nach achtern geschoben.
Den entstehenden Wassereinbruch beim angenommenen Schaden wird man mit Bordmitteln kaum beherrschen können.
- Schiffe mit geteiltem Lateralplan, die nach GL konstruiert und gebaut sind, sind so dimensioniert, dass sie - jedenfalls rechnerisch -
- Schiffe, die "nur" nach CE zertifiziert sind, dürften bei einem entsprechenden Aufprall sinken.
- Die ETAP-Schiffe sind ausgeschäumt. Das Problem des Sinkens ist damit vermutlich gelöst.
- Es gibt Serien-Schiffe, die in wasserdichte Sektionen eingeteilt sind (meines Wissens z. B. die Amel-Schiffe). Das ist super!
- Einzelbauten für Extrem-Törns haben dagegen in der Regel wasserdichte Abteilungen,
Was könnte man nachträglich tun?
Wolfgang Quix hatte bei seiner Teilnahme am Mini-Transat, einer Einhand-Regatta, 1978 seine Waarship 570
Das Problem: Wie bekommt man nach Erreichen des Ziels den Schaum wieder heraus?
Vielleicht könnte man Plastiksäcke ins Schiff legen und diese ausschäumen.
- Ich habe daran gedacht, große Styroporblöcke (in großen Plastiksäcken) im Schiff zu verteilen.
1 m3 Schaum entspricht grob 1 t Auftrieb. Für ein 8 t-Schiff (incl. Ausrüstung) wären also 8 m3 notwendig.
Nachteil: Platzverlust, nahezu bis zur Unbewohnbarkeit.
Für PU-Schäume spricht, dass die DGzRS dieses Verfahren anwendet; jedenfalls habe ich schon mehrfach gelesen, dass Schiffe in Seenot zum Teil ausgeschäumt wurden.
- Es gibt Kunststoffsäcke, die mit Pressluft aufgeblasen werden können.
Nachteil: der Platzverbrauch. Als Dauereinrichtung deshalb nicht unbedingt geeignet.
Und natürlich müssen die Pressluftflaschen sicher gestaut werden und gleichzeitig leicht erreichbar sein.
- Wasserdichte Abteilungen:
Bestenfalls gelingt es, einzelne Abteilungen (z. B. die Backskisten achtern) abzuschotten.
Worst-case -Überlegungen stellt man eigentlich erst an, wenn man eine Strecke über den offenen Ozean vor sich hat,
Umso erschreckender, wenn es "vor der Haustür" passiert:
Herbert Weingärtner, der ehemalige Partner von Wolfgang Quix, hat genau diesen Albtraum erlebt,
und zwar im Nordostseekanal, in dem man nun wirklich nicht mit einem Schiffsuntergang rechnet.
Auf der Fahrt von Rendsburg nach Cuxhaven - Herbert hielt sich in der Kajüte auf, am Steuer war eine Mitseglerin -
traf die Yacht mit der Kielspitze bei km 27 auf ein Hindernis.
Die Kollision war so heftig, dass der Rumpf hinter dem Kiel eingedrückt wurde.
Nur weil Herbert Weingärtner kühlen Kopf bewahrte und dank Kanal-Verwaltung in Verbindung mit der Wasserschutzpolizei
sowie der schnellen Hilfe eines Frachter-Kapitäns konnte das Schiff gerettet werden.
War es ein verlorener Container? Oder waren es Steine aus der Uferböschung, die ausgebrochen war?
Ein Verkehrs-Schild fordert an dieser Stelle Abstand vom Ufer.
Nun wird man trotzdem im Nordostsee-Kanal nicht ertrinken.
Ich kenne einen anderen Fall , bei dem eine Chartercrew mit ihrem Schiff vor der türkischen Küste auf einen Felsen auflief,
der durch ein Seezeichen gekennzeichnet war.
Man hatte sich mit einer zweiten Yacht eine Regatta geliefert und war wohl zu dicht vorbeigesegelt, um abzukürzen.
Das Schiff sank innerhalb kürzester Zeit; der Kiel hatte die Bodensektion eingedrückt.
Nicht immer, kann man schwimmend Land erreichen …
Für den Eigner in spe bleibt als Konsequenz, ein Schiff zu wählen, das einer Kollision mit einem Unterwasser-Hindernis standhält.
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4. Kielverlust, Ruderverlust
Genaueres in: Sturmtaktik ... s. oben
- Im Jahr 2014 verlor eine Segelyacht nach dem Bericht einer Seglerzeitschrift aus unbekannter Ursache ihren Kiel.
Von der Mannschaft fehlt jede Spur.
- Von einem ähnlichen Vorfall habe ich vor einigen Jahren gelesen. Die Yacht konnte aufgrund des harmlosen Wetters
in einen Hafen gesegelt werden.
Gefährdet sind vor allem GFK-Schiffe.
Was können die Ursachen sein?
Konstruktionsfehler schließe ich aus.
Aus Kostengründen werden gerne Stahlbolzen verwendet. Stahl rostet.
Zwischen Kiel und Rumpf kann Seewasser eindringen, wenn die Dichtungsmasse schadhaft ist.
Nach einigen Jahren können Stahlbolzen an- bzw. durchgerostet sein.
Man kann diese Stellen röntgen lassen und bei Bedarf die Stahlbolzen durch Niro-Bolzen ersetzen lassen.
Das habe ich auf meiner ehemaligen Yacht (Friendship 28) getan.
Besser ist verzinkter Stahl.
Im renommierten Yachtbau sind nach meinem Wissen Kielbolzen aus Niro Standard.
Beim Bau einer Serienyacht wird man auf Bestellung ebenfalls Nirobolzen einziehen lassen können.
"Die auf den Kiel wirkenden Kräfte können berechnet ... werden.
Yachten, Einzel- gleichermaßen wie Serienyachten, werden so konstruiert, dass sie eine Grundberührung überstehen
egal um welchen Typ von Kiel es sich handelt.
(Anm: Die Betonung scheint auf "eine" zu liegen. Jedenfalls legen das die folgenden Ausführungen nahe.)
Nicht nur konstruiert, auch ausgeführt. Denn keine Werft kann sich ein schlechtes Image leisten.
Eine Grundberührung aber verursacht Schäden, die bei mehrfachen Grundberührungen zum Abriss des Kiels
führen können."
(Anm.: Nicht bei Stahl-, Holz- oder Woodcore-Epoxy-Schiffen.
Ich sehe mich in meiner Skepsis gegenüber GFK bestätigt. Yachten sollten weniger heftige Grundberührungen
problemlos überstehen.)
Weiter im Artikel:
Weder Konstruktion noch Herstellung seien also die Verursacher von Kielverlusten, sondern der "Gebrauch".
Es wird eine regelmäßige Überprüfung "aller sicherheitsrelevanten Teile" durch Gutachter empfohlen,
ähnlich dem TÜV bei Autos
- nach einer heftigen Grundberührung
- bei Schiffen, die älter als 20 Jahre sind
Anm.:
- GFK-Schiffe mit wiederholten leichteren Grundberührungen oder bei Dauerbelastungen,
wenn sie z. B. längere Zeit hart gesegelt werden oder nach Atlantiküberquerungen, sind ebenfalls gefährdet.
(siehe weiter unten: 8. Materialermüdung)
- Hinweisen möchte ich auf die Durchfeuchtungsproblematik von GFK-Laminaten.
Durchnässte GFK-Laminate erleiden einen massiven Festigkeitsverlust.
Näheres unter: "Sturmtaktik" / II. Konstruktionskriterien ... / Kielverlust
Ruderverlust
Ruder sind hoch belastet.
Zur Durchfeuchtungsproblematik von GFK-Laminaten kommt hinzu, dass u. U. Wasser direkt ins Ruder eindringen kann.
Die Schwachstelle ist dort, wo der Ruderschaft in das Laminat des Ruderblattes einläuft.
Nähers, z. B Vorbeugung, unter: "Sturmtaktik" / II. Konstruktionskriterien ... / Ruderverlust.
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5. 180o-Kenterung, 360o-Kenterung (Durchkentern, Rolle; "knockdown beyond horizontal including a 360o roll")
Es ist die Kenter-Situation, vor der man sich fürchtet.
Es gibt verschiedene Szenarien:
1) Eine extrem steile See dreht die Yacht um.
Davon hat uns ein deutsches Segler-Ehepaar berichtet:
Sie befanden sich mit ihrer Yacht bereits bereits außerhalb der Waddenzee vor Texel (Holland) und wollten
nach Deutschland zurücksegeln, als sich das Wetter verschlechterte. Sie beschlossen umzukehren.
Im Durchlass zwischen Texel und Vlieland passierte es:
Der Mast der Yacht stieß mit seiner Spitze auf Grund und brach; das Deck hielt stand.
Das Schiff richtete sich glücklicherweise wieder auf, trotz des vielen Wassers im Schiffsinneren.
Zum Glück, sonst wäre die Frau des Skippers im Schiffsinneren ertrunken.
Das Schiff wurde durch den niederländischen Seenotdienst eingeschleppt.
Der Wind war nicht einmal übermäßig stark gewesen: ~ 6 Bft, auflandig.
Das Erfahrungswissen von Generationen von Seglern ist gespeichert in rituellen Merksätzen.
Ich erinnere mich an einen entsprechenden Bericht der DGzRS.
Bei den Seenotkreuzern ist allerdings dieser Notfall einkalkuliert: die Mannschaft ist auch im Inneren angegurtet,
Für uns Normal-Segler bleibt, den Wetterbericht gut zu verfolgen und Seegatten ab Bft. 5, wenn Wind gegen Seegang steht, zu meiden.
Bei Wetterverschlechterung sollte man grundsätzlich um alle Bänke und Flachwasser-Zonen einen großen Bogen zu segeln.
2) Eine brechende See, die höher ist als die Schiffsbreite, lässt die Yacht kentern, wenn sie breitseits getroffen wird.
Das kann vor allem beim Treiben vor Topp und Takel passieren, oder wenn ein dafür nicht geeignetes Schiff beidreht (Kurzkieler).
Das Segeln quer zur Welle bei einem Seegang, der der Schiffsbreite entspricht, ist gleichfalls riskant.
(Beispiel: "Sturmtaktik" / Eigene Erfahrung)
Wasserdichte Sektionen:
- Abby Sunderland ist bei ihrem Versuch 2009/10, die Welt einhand zu umrunden, im Indischen Ozean durchgekentert.
- Die ORC fordert wasserdichte Sektionen für Hochsee-Regatten.
Schiffe ohne wasserdichte Sektionen:
Wenn man ein Wasserglas mit der Öffnung nach unten ins Wasser taucht, kann man beobachten,
Wichtig ist, dass diese Luftglocke bei einem längere Zeit kieloben treibenden Schiff möglichst weit nach unten reicht
Manche Yachten, italienische kenne ich, haben deshalb den Niedergang als separaten Einstieg vom Deck aus, nicht vom Cockpit aus.
"33 % of the fleet (77 boats) reported experiencing knockdowns to substantially beyond horizontal,
including total inversions and full 360o rolls. This type of knockdown … is a rare occurrence …"
"The most serious defect affecting watertight integrity is the design and construction of washboards
(= Niedergangsschotten). The blocking arrangements for the companionway should be totally secure,
yet operable from above and below decks."
Die Niedergangsschotten müssen von außen und innen festgesetzt werden können und sollten absolut wasserdicht sein.
Vor Jahren habe ich von einer französischen Yacht gelesen, die im Sturm auf die Doggerbank geriet, durchkenterte
Es war die Abflussöffnung der Spüle; das Seeventil war nicht dichtgesetzt worden … bis jemand den Stopfen nach oben eindrückte.
Bei dieser Durchkenterung zog sich ein Besatzungsmitglied eine Querschnittslähmung zu.
Wie soll man eine Yacht "oben" (zur Decke hin) wasserdicht bekommen?
Man müsste alle Öffnungen wasserdicht verschließen können, insbesondere den Niedergang mit einer wasserdichten Klappe.
Die Dorade-Lüfter sollten sich erst verschließen bei Wasserkontakt, wenn das Schiff kieloben liegt.
(Diese Idee stammt von meinem Freund Dr. U. Schleicher, Dipl. Ing.)
Vorsorge: in Koje legen, anleinen, nach Möglichkeit mehrfach, angurten (Navi-Sitz), Helm tragen.
Beispiel: 180o - Kenterung
Patrice Geffroy :
Eric Mezieres und Benoit Amalric sind durchgekentert und mussten ...
" … mit einer Pogo 8.50 auf der Passatroute im Januar 2015, … eine Stunde lang im durchgekenterten,
zum Glück unsinkbaren, Boot bleiben…“.
Allerdings lief auch das "unsinkbare" Boot langsam voll.
Nachzulesen im Original unter
https://www.facebook.com/permalink.php?id=755407214573106&story_fbid=766809736766187
"Pour ma part je ne prendrai plus jamais la haute mer dans un bateau qui ne soit pas insubmersible."
"Was mich betrifft, ich werde das Meer nur noch in einem unsinkbaren Boot befahren."
Patrice Geffroy schreibt:
"Ich kenne diesen Teil des Atlantiks ziemlich gut, wo der Passatwind zu Hause ist.
Éric spricht von beeindruckenden Wellen (für ein ziemlich kleines Segelboot), auch von Brechern und von Kreuzseen,
die von Südosten kommen und sich vermutlich zur Winddünung überlagerten.
Für mich … segelte das Boot sehr (zu) schnell mit viel Tuch drauf oder lief wie Vito DUMAS ab.
Eine besonders mächtige Welle hat es ausbrechen lassen.
Dashew hat es benannt:
Neue Konstruktionen mit breitem Heck und schmalem Vorschiff brechen ab einer bestimmten Krängung aus,
sind dann nicht mehr beherrschbar. Ursache sind die bei Krängung sich ändernden Auftriebsverhältnisse."
Das wäre eine Erklärung für die Kenterung.
Warum richtet die Yacht sich nicht auf?
Ich denke:
- Die Pogo 8.50 ist auf Geschwindigkeit gezüchtet, sie ist eine der schnellen, kleinen, modernen Hochsee-Regatta-Schiffe:
- 8.50 m Länge sind wenig. Ein größeres Schiff hätte mehr verkraftet.
(Genauere Analyse in "Sturmtaktik")
Das schrecklichste Buch diesbezüglich:
Nick Ward / Sinéad O`Brein, "Allein mit dem Tod - Eine verschwiegene Tragödie vom Fastnet Race 1979", Delius, 2013.
... aufgrund des irreführendes Vokabulars: Flucht in die (Rettung versprechende) "Rettungs" - Insel.
Fastnet-Report:
„Life rafts failed to provide the safe refuge which many crews expected. Seven lives were lost in incidents
associated with rafts of which three were directly attributable to the failure of the raft and the yachts
which these seven people abandoned were subsequently found afloat and towed to harbor.” (S. 29)
Andererseits:
„However 14 lives were saved in incidents in which survivors took to rafts from yachts which have not been recovered.”
14 Seeleute wurden aus Rettungsinseln geborgen von 5 Yachten, die damals sanken.
Niemand möchte in eine ähnliche Situation geraten und entscheiden müssen, ob man in die Rettungsinsel steigt oder nicht.
Maßnahmen vor dem Ablegen im Schiffsinneren:
- Alle schweren Gegenstände festsetzen
- Nichts darf als Geschoß durch den Raum fliegen
- Bodenbretter anschrauben
- Alle Schapps, auch die nur von oben zugänglichen, verschließbar ausführen
- bodennahe Strecktaue
- Sicherheitsgurte wie sie im Auto üblich sind
- Am Navi-Tisch würde vielleicht ein Hüftgurt ausreichen, desgleichen am WC.
- Gegen Kopfverletzungen sollte man einen (Fahrrad-)Helm tragen.
- Wichtig ist eine von innen zu bedienende Lenzpumpe.
Video
Yachting Monthly, YouTube:
https://www.youtube.com/watch?v=Gqe1Sxa2GXo
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6. Auflaufen
6.1 Auflaufen in Tidengewässern
Am 30. Juli (1994) verließen wir BELEM.
Um 15:00 haben wir es geschafft
Wir kamen bei halbem Hochwasser an, und ankerten auf guter Wassertiefe von 5 - 6 m.
Aufgewacht bin ich von kleinen Rucken, als die JH mit ihrem Kiel auf Sand aufsetzte.
Die Maschine an und versucht, von dieser Bank wegzufahren um evtl. neu zu ankern.
Kein Problem, die JH steht ja gut auf eigenem Kiel.
Wir ruckelten und zuckelten auf dem Sand. Die Strömung wurde immer stärker und langsam legte sich die JH auf die Bb-Seite.
Ein Fischerboot legt bei uns an.
Der Fischer versuchte uns, von der Bank wegzuziehen. Zwecklos. Wir sitzen bombenfest.
Mit dem Handlot den Wasserstand rings ums Schiff kontrolliert. Stb. noch 1.20 m Wasser, an Bb. etwas um die 2.50 m.
Das Wasser sank schnell und die Sonne auch. Bald war es stockdunkel.
Zwei Jungs kommen durch die Bucht (80 cm Wasser). Sie haben eine fünfzig Meter lange Leine an einem Pfahl befestigt.
Mittlerweile schon 50 Grad Schräglage, aber noch 2 1/2 Std. bis Niedrigwasser.
Das Wasser fällt langsam weiter. Schon 55 Grad Schräglage.
Dann kracht der Pfahl an Land ...
Die Jungens bringen in Eile unsere Leine an einem anderen Pfahl an.
Ich kann mit der Winsch das Boot nicht aufrichten - nur halten.
Und beten.
Das schmutzige Flusswasser steht jetzt nur noch zehn Zentimeter unter dem Süllrand und die Tide fällt weiter.
Zwischendurch gehe ich nach unten, um etwas zu trinken.
Woher?
Das Seeventil unter dem Spülbecken ist nicht geschlossen. Seit einer Stunde strömt das braune Wasser durchs Spülbecken ins Schiff.
Ventil zu und den Motorraum kontrolliert. Kiel mit Motor und Lichtmaschine halb voll Wasser, die Werkstatt schwimmt.
Das Wasser muss unbedingt aus dem Schiff raus.
Das Schiff neigt sich nicht weiter. Die Leine und der Betonpfahl an Land halten.
Aber keine Zeit um groß darüber nachzudenken. Es ist eine elende Kletterei, um Motorraum, Kiel und Werkstatt leer zu pumpen.
Die Pumpe wird immer heißer und auch undicht. Sie verteilt einen feinen Wasserregen in einem Meter Umkreis. Wir werden klatschnaß.
Um 21:00 liegt das Schiff fest. Keine Bewegung mehr durch die Strömung.
Endlich Niedrigwasser.
Das Wasser im Boot ist fast ausgepumpt. Jetzt kann es nur noch aufwärts gehen.
Langsam bekommt die JH wieder Wasser unter den Kiel. Die Fußreling und der Süllrand nur knapp über der Wasserlinie. ...
Um 23:00 entspannt sich die Leine zum Land und braucht das Schiff nicht mehr festzuhalten.
Tränen der Erleichterung rinnen mir die Wangen herunter, ich heule Rotz und Wasser.
Um 00:30 Uhr schwimmen wir langsam wieder auf.
Wir wollen das Boot in der Nacht noch an zwei Fischkutter verlegen, die am Steg der Eisfabrik liegen.
Keine Ahnung wie die Lichtmaschine das Tauchbad verkraftet hat? Springt die Maschine an?
Die beiden Jungs verabschieden sich und bekommen jeder 10 US $ für ihre Hilfe.
Helmut van Straelen (hvans@addagio.de)
"Hat der Mast das ausgehalten? (Über 70 Grad.)"
Antwort:
"Hier - und auch bei anderer Gelegenheit - haben sich die 12 mm - Wanten und - Stage ausgezahlt.
Die Wantenbleche (22 mm) waren im Innenrumpf verschweisst."
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Hans Reiser und seine Frau Rita sind mit VIGO, ihrer großen, selbst ausgebauten Stahl-Yacht, einem Feltz-Bau,
im Roten Meer unterwegs.
Am Abend muss man sich einen Ankerplatz in Küstennähe suchen, wenn möglich geschützt hinter einem Riff.
Die Sonne steht tief, Hans tastet sich an die Küste.
Auf einmal knirscht und kracht es, die tonnenschwere Yacht stoppt abrupt, sich gleichzeitig nach vorne verbeugend,
dann sitzt sie fest.
Aber sie sitzt nicht fest. Der Seegang hebt das Schiff ... nach der Welle kracht die Yacht wieder auf den Felsen ...
- heben - und krach! - heben - und krach! - heben - und krach! ...
Die Yacht dröhnt und erzittert bei jedem Aufschlag bis in die Mastspitze.
Verzweifelt geht Hans auf Rückwärts, Vollgas! - heben - und krach! ...
Hans geht auf Vw, dann schnelles Ruderlegen, und Zurück.
Unglaublich, was das Schiff aushält!
Nach einer Ewigkeit kommt die Yacht frei.
Hans schätzt, dass sein Schiff 40 - 50 mal auf den Felsen geschlagen wurde. Das Stahlschiff hat alles ausgehalten.
"Das Schiff hat uns gerettet. Mit einer anderen Yacht wären wir jetzt tot."
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Leeküste
Wenn der Versuch, sich (unter Mithilfe der Maschine) freizukreuzen misslingt ...
Was kann man tun ?
- Versuchen zu ankern, noch vor der Brandungszone.
Voraussetzung: lange Kette (50 m und mehr), daran gespleißt eine lange Nylon-Leine (ebenfalls 50 m und mehr).
Die Leine ist elastisch und federt die Wellenschübe ab. Kette allein wäre zu hart.
- Sollte dies fehlschlagen
… muss man das Ankergeschirr kappen und sich eine Stelle für die Strandung aussuchen.
Wenn möglich unter Fock soweit als möglich auf den Strand segeln.
- Schiff so weit als möglich nach oben verholen, besonders in Tidengewässern.
Ich erinnere mich, dass Wolfgang Quix mit seiner Jeantex an den Sänden nördlich der Wesermündung gestrandet ist
Ein unscheinbares Tief hatte sich heftig verstärkt und einen derartigen Seegang aufgeworfen, dass nur noch Ablaufen übrigblieb.
Plötzlich gab es einen Knall, das Schiff legt sich über.
Mit an Bord ist seine Frau. Sie wird bei den Aufschlägen verletzt.
Die Jeantex wurde am nächsten Tag bei ruhigerem Wetter vom Rettungskreuzer freigeschleppt.
Ich füge diese Episode ein, um zu zeigen, dass eine Strandung keineswegs so kontrolliert abläuft, wie in der Theorie oben.
Bei einem derartigen Seegang den Anker klar zu bekommen, dürfte selbst für eine erfahrene Crew schwierig sein.
Voraussetzung ist ferner, dass das Schiff mit einer Ketten-Leinen-Verlängerung ausgerüstet ist.
Man kann sich in der Regel auch keine angenehme Strandungsstelle aussuchen.
Was, wenn es sich um eine Felsenküste handelt?
Die Jeantex war eine nach dem West-System gebaute, sehr stabile Holzyacht.
Eine "normale" GFK-Yacht würde keineswegs unbeschädigt davonkommen.
Maßnahmen
- Wenn ein Schiff tatsächlich strandet, hilft nur ein möglichst fester Rumpf.
- Weltumsegler denken noch weiter:
Bernard Moitessier, „Weite Meere, Inseln und Lagunen“, Kapitel: Auf Grund laufen:
„Damit Joshua gerettet werden kann, … besteht der herkömmliche Ballast aus Klötzen von 20 bis 30 kg,
die unten im hohlen Kiel untergebracht sind. Diese Klötze sind mit abnehmbaren Stahlstangen verriegelt,
und der gesamte Ballastraum ist vollkommen dicht verschraubt.
Selbst bei einer Kenterung kann sich auf diese Weise nichts bewegen.“
Stärker als jede Maschine sind die Segel. (Dennoch ist eine starke Maschine hilfreich.)
Allerdings muss das Schiff gut kreuzen können, um sich frei zu kreuzen.
Das heißt der vordere Teil des Rumpfes muss relativ scharf sein
Moderne Schiffe sind eher gerundet und für schnelle Mitwind-Kurse optimiert.
Fazit:
Leegerwall-Situationen um jeden Preis vermeiden. Wetterbericht!
Standort laufend kontrollieren. Abstand halten!
Ein Kartenplotter im Cockpit ist das wichtigste Navigationsgerät!
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Eine weich gesegelte Yacht ist strukturell geschädigt.
Ich habe gelesen, dass auch einige "Zusammenstöße mit Walen" (Folge: Wassereinbruch und Yachtverlust) eher auf Materialermüdung
Vor einigen Jahren verschwand eine deutsche Yacht mit einem jungen Seglerpaar spurlos in einem Sturm in der Nähe Kap Hoorns.
Die Yacht hatte einen durchs Deck geführten Mast, der auf dem Kiel aufstand.
Ich glaube eher, dass das Motorfundament mit Motor beim Aufsetzen der Yacht im Wellental durchgebrochen ist.
Maßnahmen:
Es gibt nur eine "Maßnahme": sich nicht einem weich gesegelten Schiff anzuvertrauen.
Wer sich ein gebrauchtes GFK-Schiff zulegt, mit dem er einen ernsthaften Törn plant, sollte insbesondere die Einbettung
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Das ist wohl die größte Bedrohung heute, vor allem wenn man einhand segelt. Denn irgendwann muss man schlafen.
Aber auch mit Crew kann so etwas passieren, z. B. bei unsichtigem Wetter.
Oder wenn die Radarreflektoren zu schwach sind:
Paul, Berufsskipper und unterwegs mit ALLY. Atlantik.
Der Motor war ausgefallen. Dann kam die Nacht. Der Motor lief noch immer nicht.
Es wird Mitternacht, kein Wind. ALLY dümpelt im Seegang.
Ein sehr großes Schiff nähert sich, kommt näher und näher, ist auf Kollisionskurs.
Paul greift zum Mikro des UKWs.
Anruf: „Unknown ship. ... from Ally. Unknown ship ... from Ally.
Our position ...
We are in front of you."
Mehrfach.
Irgendwann Antwort:
"We cannot read you." (Wir können dich nicht verstehen.)
Das Schiff kommt näher und näher. Direkt auf ALLY zu.
Es muss sich um ein wirklich großes Schiff handeln, die Zahl der Lichter und die Höhe über dem Wasser
zeigen dies beängstigend.
Paul greift in höchster Not zum Hand-UKW.
Anruf:
"… We are in front of you."
Antwort (blendender Empfang):
"Where are you exactly?"
"Now 200 metres in front of you. …"
Das Riesenschiff schwenkt ganz langsam nach Bb. Allzu langsam. Alle halten den Atem an ...
Es ist ein Kreuzfahrtschiff und läuft in etwa 30 m Abstand an der Yacht vorbei.
Gerade noch!
"13 Stockwerke!", sagt Paul, "ich habe sie gezählt."
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„Nachdem ich den Horizont abgesucht, das Radar überprüft und sowohl das AIS als auch meine Alarmsysteme
eingeschaltet hatte, kletterte ich mit Schwimmweste und Sicherheitsgurt in meine Koje. ---
Eine fürchterliche markerschütternde Explosion weckte mich …“
Ein Tanker hatte Pink Lady gerammt.
Man fragt sich, wie das passieren kann … trotz AIS etc.
Auch er hat Radar und AIS, und die Wache auf der Brücke lag sicher nicht in der Koje!
Jessica Watson schreibt:
„Laut Statistik gab es seit 1990 38 Kollisionen oder Beinahekollisionen zwischen kleineren Booten und größeren Schiffen.
In mehr als 50 Prozent aller Fälle haben die größeren Schiffe nicht angehalten …“
Maßnahmen
Man sollte so viele ergreifen als möglich.
- ALLY wurde auf dem Radar offensichtlich nicht "gesehen":
"Übliche" Radarreflektoren sind unwirksam; durch Tri-Lens-Reflektor ersetzen oder aktiven Radarreflektor .
Über ein GPS-System werden die teilnehmenden Schiffe auf dem bordzugehörigen Bildschirm angezeigt.
Die gewerbliche Schifffahrt ist ab einer bestimmten Schiffsgröße verpflichtet, sich mit diesem System auszurüsten,
die Sport-Schifffahrt, Fischer u. a. können teilnehmen.
Nur wer selbst sendet, kann gesehen werden!
Das habe ich von Horst Ö. Er hat in einer kitzligen Situation (vor Helgoland, nachts, Regen) Weiß geschossen,
weil ein Kümo auf Kollisionskurs lag.
Dasselbe machte der Fischer im Englischen Kanal: II / 16. Schwierige Situationen / Fahrt nach Irland
(... von Paul gelernt.)
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Das Schicksal der Morning Cloud
Wikipedia:
Morning Cloud was the name given by the British politician Edward Heath to a series of five yachts
which he owned between 1969 and 1983. ...
No. 3: Designed by Sparkman and Stephens, length 45 ft, hull material wood, constructed by Lallows (UK),
year of launch 1973.
Heath was not on board but two of the seven crew drowned. …
war mit ungeheurer Kraft durch das gesamte Schiff gerauscht und hatte, im Vorschiff, angekommen,
das geschlossene Vorluk nach oben weggesprengt.
So habe ich die Berichterstattung von damals in Erinnerung.
Informationen zu Monsterwellen in: "Sturmtaktik für Yachten" / IV Monsterwellen